China fällt als Zugpferd der globalen Konjunktur vorerst aus
In der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt sollen Reformen den privaten Konsum stärken und das Land unabhängiger vom Außenhandel machen. Die chinesische Führung räumt dem Umbau der Wirtschaft Priorität ein. Folgerichtig wurde das Wachstumsziel für das Jahr 2016 nach unten revidiert. Das Wachstum der chinesischen Wirtschaft dürfte 2016 damit wie schon 2015 unter der Marke von 7 Prozent bleiben. Den geringeren chinesischen Bedarf nach Energie und Rohstoffen bekommen insbesondere die Schwellenländer zu spüren. Dort wird das Wachstum 2016 mit etwa 4 Prozent kaum höher liegen als im Jahr 2015.
Von US-Leitzinserhöhung nicht blenden lassen
Nicht blenden lassen sollte man sich von der jüngsten Leitzinserhöhung in den USA. Mit dem Zinsschritt solle Stärke signalisiert werden. Gleichwohl deuten etliche Konjunkturdaten eher auf eine geringere Wachstumsdynamik hin. „Der starke Dollar und die schwächere Nachfrage aus den Schwellenländern setzen den exportorientierten Wirtschaftszweigen zu. Der niedrige Ölpreis wirkt zwar positiv auf den privaten Verbrauch, dem stehen jedoch sinkende Unternehmensgewinne und geringere Investitionen gegenüber“, erläutert Axel D. Angermann, Chefvolkswirt von FERI.
US-Wirtschaft: Mehr als 2-Prozent Wachstum unrealistisch
Das Wachstum der US-Wirtschaft wird nach Ansicht von FERI im kommenden Jahr voraussichtlich kaum über die 2-Prozent-Marke hinauskommen. Es sei vor diesem Hintergrund nicht davon auszugehen, dass die amerikanische Zentralbank die Zinsen schnell weiter anheben und damit die Zinswende nachhaltig vollziehen wird.
Verhaltene Wachstumsaussichten für die deutsche Industrie
„Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt, die USA und China, verlieren an Dynamik. Wichtige Schwellenländer wie Russland und Brasilien stecken weiterhin in der Rezession, und das magere Wachstum im Euroraum bietet keine hinreichende Kompensation“, fasst Angermann die Eckpunkte der FERI-Konjunkturprognose für das Jahr 2016 zusammen. Von der Abkühlung der globalen Konjunktur sei auch das Exportland Deutschland betroffen. Dass es hier im nächsten Jahr bei einem unveränderten Wachstum von 1,6 Prozent bleibe, sei der relativ robusten binnenwirtschaftlichen Nachfrage geschuldet. Diese beruht zum Teil allerdings auf dem Zustrom von Migranten und ist daher nicht nachhaltig, weil sie tendenziell staatliche Transfers stärkt und nicht private Investitionen. Dies schlägt sich auch in verhaltenen Wachstumsaussichten für die deutsche Industrie nieder, die ihre Produktion 2016 erneut nur um etwa 1 Prozent wird steigern können. Besonders auffällig und zugleich ein Warnsignal: Die Produktion der deutschen Autoindustrie wird 2016 das hohe Niveau des Jahres 2015 nicht halten können und leicht schrumpfen. Positiv sind dagegen die Wachstumsaussichten für das Baugewerbe und für eine Reihe von Dienstleistungssektoren.
Geldpolitik der EZB sorgt weitherin für erhebliche Unsicherheiten
Erhebliche Unsicherheiten bestünden im Euroraum weiterhin durch die Geldpolitik der EZB. „Die europäische Wirtschaft befindet sich bereits jetzt in einem quasi-japanischen Szenario, in dem immer neue geld- und fiskalpolitische Expansionsrunden ein moderates Wachstum herbeizwingen, das ohne diese Maßnahmen keinen Bestand hat“, so Angermann. Mit weiteren geldpolitischen Lockerungen sei zu rechnen. Dabei werde die EZB mit einer Preissteigerungsrate von voraussichtlich 0,5 Prozent vermutlich auch im nächsten Jahr die selbst gesteckten Inflationsziele deutlich verfehlen.