Betriebspensionen stellen aus berechenbaren Gründen eine attraktive Ergänzung zur staatlichen Pension, also der ersten Säule des Pensionssystems, dar. Dazu gehören die Risiko-Streuung bei der Veranlagung des Pensionsvermögens und deren langfristig gute Erträge (in Österreich über 26 Jahre im Durchschnitt plus 5,53 Prozent pro Jahr). Im Auftrag des Fachverbands der Pensionskassen wurde vom Institut für Höhere Studien (IHS) ein Maßnahmenbündel untersucht, das für wesentlich mehr ÖsterreicherInnen Zusatzpensionen aus der zweiten Pensionssäule ermöglichen würde. Vorrangiges Ziel ist es, die sogenannte Pensionslücke bei Pensionsantritt besser zu schließen. Das heißt auch: Für BürgerInnen, insbesondere auch Personen mit geringen Einkommen, wird es attraktiver, Eigenbeiträge für eine Betriebspension zu leisten.
Konkret wurden vom IHS die steuerlichen, individuellen und volkswirtschaftlichen Auswirkungen einer Umstellung der (gesetzlichen) Rahmenbedingungen für die Erbringung von Eigenbeträgen zu Pensionskassen analysiert. Zu den untersuchten Maßnahmen gehört die Verschiebung der Lohnsteuerpflicht von der Ansparphase in die Pensionsphase (eine Überleitung in ein sogenanntes EET-System). Nicht die Beiträge würden besteuert, wodurch sich mehr Pensionskapital ansammeln kann, sondern erst die Pension. Zudem geplant wäre die Einführung eines gemeinsamen Förderdeckels für Beiträge der ArbeitnehmerInnen- und ArbeitgeberInnen. In der Studie auch geprüft wurde die Einführung einer sozial gestaffelten Prämie auf Pensionskassenbeiträge.
Ein öffentliches Fördersystem für die Betriebspensionen macht viel Sinn
„Das untersuchte Maßnahmenbündel wirkt sich sowohl auf die Pensionskassenpensionen als auch auf die Gesamtwirtschaft signifikant positiv aus. Ein öffentliches Fördersystem für Eigenbeiträge in das Betriebspensionssystem macht daher aus volkswirtschaftlicher Sicht absolut Sinn“, stellt Univ.-Prof. Dr. Martin Kocher, Direktor Institut für Höhere Studien (IHS), fest. „Es entstehen dabei keine langfristigen steuerlichen Belastungen, wenn der Abstand zwischen Veranlagungszinssatz und Staatsschuldenzinssatz groß genug ist; nicht einmal dann, wenn die kurzfristigen Kosten über Schulden finanziert würden.“
Bis zu plus 1.708 Millionen Euro Wertschöpfung und 2.712 Arbeitsplätze mehr in zehn Jahren
Mit der öffentlichen Förderung steigt erwartungsgemäß die zukünftige Pensionskassenpension. In der Ansparphase hat der Staat zwar geringere Einnahmen. Langfristig steigen die Steuereinnahmen des Staates auf Grund der späteren Steuerpflicht wieder an. Zusätzlich steigen die Steuereinnahmen durch den höheren Konsum, denn der gesamtwirtschaftliche Nutzen der Maßnahmen ist deutlich positiv. In jedem Szenario werden langfristig positive ökonomische Wirkungen erzielt. Je höher die Förderung und der Veranlagungserfolg, desto positiver sind die gesamtwirtschaftlichen Folgen. Diese ergeben bis zu 751 Millionen Euro zusätzlicher Wertschöpfung über einen Zeitraum von zehn Jahren und bringen bis zu 1.429 zusätzliche dauerhafte Arbeitsplätze. Für diese Berechnung wird angenommen, dass der Staat etwaige (kurzfristige) steuerliche Verluste über Kredit gegenfinanziert und nicht über Einsparungen. Wird demgegenüber angenommen, dass der Staat mit Einsparungen reagiert, sind die Auswirkungen noch deutlich stärker – die Zahlen gehen dann von bis zu +1.708 Mill. Euro zusätzlicher Wertschöpfung in zehn Jahren und von bis zu +2.712 zusätzlichen dauerhaften Arbeitsplätzen aus.
Gesamtwirtschaftlich rechnet es sich, mehr Menschen in Österreich in die betriebliche Altersvorsorge zu bringen
„Betriebliche Altersvorsorge ist eine sehr gute Ergänzung zur staatlichen Pension. Länder wie Deutschland oder die Schweiz zeigen uns das seit vielen Jahren. Die vorliegende IHS-Studie bestätigt klar, dass es auch gesamtwirtschaftlich großen Sinn macht, die Durchdringungsrate der zweiten Pensionssäule in Österreich zu erhöhen. Damit lässt sich die Lücke zwischen Letztbezug im Berufsleben und Pension verringern – insbesondere auch bei Personen mit geringem Einkommen“, erklärt Dkfm. Dr. Claus J. Raidl, Präsident der Österreichischen Nationalbank.
Der flächendeckende Ausbau der betrieblichen Altersvorsorge muss von der nächsten Regierung forciert werden
„Die vorgelegte IHS-Studie belegt eindrucksvoll: Ein Ausbau der betrieblichen Altersvorsorge durch gezielte staatliche Förderungen wirkt sich sowohl auf die Pensionskassenpensionen als auch auf die Gesamtwirtschaft signifikant positiv aus“, so Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbandes der Pensionskassen. „Daher ist es sinnvoll, dass die nächste Regierung den flächendeckenden Ausbau der betrieblichen Altersvorsorge in der kommenden Legislaturperiode forciert. Die Ergänzung der staatlichen Pension durch betriebliche Zusatzpensionen ist für alle Österreicherinnen und Österreicher essentiell, um ein sorgenfreies Leben im Alter führen zu können.“