Unter dieser Prämisse dürfte sich die Expansion des globalen Handels mit Waren und Dienstleistungen, wenn auch in etwas abgeschwächter Form, weiter fortsetzen. Im Euroraum sieht die Allianz aktuell im Vergleich zu rein wirtschaftlichen Gefahren die politischen Risiken als schwerwiegend an, so Heise.
Europa: Konjunktur nur vorübergehend ins Stottern geraten
Volkswirtschaftlichen Prognosen zufolge wird sich der Konjunkturaufschwung im Euroraum, der bereits seit 2014 anhält, weiter fortsetzen. Konkret erwartet die Allianz für heuer einen BIP-Anstieg von 2,1 Prozent und 1,9 Prozent im kommenden Jahr. „Die Konjunktur ist im ersten Jahresviertel nur vorübergehend ins Stottern geraten“, zeigt sich Heise zuversichtlich. Vor allem die Besserung am Arbeitsmarkt spreche für eine Erholung. So wird die EWU-Arbeitslosenquote 2019 voraussichtlich unter 8 Prozent fallen, wobei das Tempo des Rückgangs abnimmt. Zusammen mit leicht verstärkten Lohnsteigerungen bei verhaltenen Inflationsraten ergebe sich eine gute Grundlage für den privaten Konsum. Mit diesem wiederum gehen günstige Absatzperspektiven für Unternehmen und Investitionsanreize einher. Die Investitionstätigkeit wird zugleich durch weiter vorteilhafte Finanzierungsbedingungen und die hohe Kapazitätsauslastung im Industriesektor unterstützt.
Impulse durch Geld- und Fiskalpolitik
Expansive Impulse werde es im Euroraum laut Allianz auch durch die Geld- und Fiskalpolitik geben. So vollzieht sich der Ausstieg der EZB aus ihrer ultra-lockeren Geldpolitik weiterhin in Minischritten. Ende dieses Jahres dürfte die Europäische Zentralbank zwar ihr Anleihekaufprogramm einstellen, Tilgungszahlungen bei Fälligkeit werde sie aber weiter reinvestieren. „Eine erste Leitzinserhöhung ist erst ab Mitte 2019 zu erwarten“, so Heise. Die unlimitierte Liquiditätsbereitstellung für Banken werde bis mindestens Ende 2019 fortgeführt werden, eine Reduktion der EZB-Bilanzsumme sei nicht vor 2020 zu erwarten.
Nach einem jahrelang weitgehend neutralen Kurs entfaltet nun auch die Finanzpolitik eine leicht expansive Wirkung. Zu den günstigen Rahmenbedingungen tragen zudem die geringen Euro-Wechselkursbewegungen bei. Die Allianz Experten gehen in diesem Zusammenhang davon aus, dass die Tendenz zur Abwertung der Gemeinschaftswährung lediglich vorübergehend war.
Alles in allem sei nicht mit einer deutlichen EWU-Konjunkturabkühlung zu rechnen, betont Heise. Auf längere Sicht über 2019 hinaus bestehe laut Allianz aber das Risiko, dass die gute Phase des Konjunkturzyklus zu Ende gehe. Dann wäre nicht genug Zeit, um die Geldpolitik wieder zu normalisieren. Entweder kämen dann Straffungsschritte der EZB zusammen mit einer Konjunkturabschwächung oder die Niedrigzinsphase würde sich noch mehr festigen.
Österreich: weiter kräftiges Wirtschaftswachstum
Im Gegensatz zu vielen anderen EWU-Ländern konnte die österreichische Wirtschaft die hohe Wachstumsdynamik des vergangenen Jahres auch im ersten Quartal 2018 beibehalten. „Die Binnennachfrage erweist sich weiter als sehr robust. Die Investitionen profitieren von der überdurchschnittlich hohen Kapazitätsauslastung in der Industrie und der Konsum von der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt“, kommentiert Heise die wirtschaftliche Situation hierzulande. Die Phase der Hochkonjunktur setzt sich damit in Österreich weiter fort. Für das laufende Jahr rechnet die Allianz mit einem kräftigen realen Wirtschaftswachstum von 2,6 Prozent. Damit einher gehen ein spürbarer Rückgang bei der Arbeitslosigkeit und ein deutlicher Beschäftigungsanstieg.
Europa-Ausblick: krisenresistent, aber politisch gelähmt
In den letzten Jahren hat die gute wirtschaftliche Entwicklung zusammen mit wesentlichen Strukturreformen dazu beigetragen, dass im Euroraum die Altlasten der Krise und makroökonomische Ungleichgewichte kontinuierlich reduziert wurden. Ebenso hat ein Trend zu mehr Konvergenz unter den Mitgliedsländern bei zentralen gesamtwirtschaftlichen Größen eingesetzt. „Obwohl Schwächen wie der immer noch hohe öffentliche Schuldenstand fortbestehen, spricht einiges dafür, dass der Euroraum heute krisenresistenter und stabiler dasteht als vor der Krise im Jahr 2007“, erklärt Heise. Doch mit den Brexit-Verhandlungen, den politischen Risiken in Italien und der unsicheren Regierungssituation in Spanien sei Europa so beschäftigt, dass weniger Handlungskraft und Ressourcen für andere wichtige Angelegenheiten verbleiben.
Die Initiative des französischen Staatspräsidenten Macron, die europäische Integration einen großen Schritt voranzubringen, werde auf beträchtliche Widerstände stoßen, meint Heise. Obwohl die wirtschaftlich gute Situation Reformen begünstigen würde, seien nur kleine Integrationsfortschritte wahrscheinlich. In Italien zeige der aktuelle Zuspruch zu populistischen Parteien in der Bevölkerung die Verwundbarkeit der Währungsunion von nationaler politischer Seite. Bislang sind die Marktakteure davon ausgegangen, dass eine italienische Regierung letztlich keinen Kurs fahren wird, der gegen den Euro oder das europäische Regelwerk gerichtet ist. Diese Wahrnehmung könnte sich nun ändern. Die Entwicklung sei besonders bedauernswert, weil zentrale Umfragen wie das Eurobarometer der EU-Kommission eindeutig zeigen, dass sich die EWU-Bevölkerung mehrheitlich klar für den Euro ausspricht.