"Die Fed erfüllt die Markterwartungen, indem sie den Leitzins um 25 Basispunkte kürzt und behält sich damit ihre Flexibilität im Hinblick auf die weitere Politik bei. Dennoch wird weiterhin von den Marktteilnehmern erwartet, dass weitere Kürzungen geplant werden. Die Investoren konzentrieren sich darauf, was erforderlich ist, damit weitere Kürzungen eingeleitet werden können, und entlang welcher Zeitspanne.
Powell hat keine konkreten Zusagen für zukünftige Zinssenkungen getätigt. Allerdings ist es eher unwahrscheinlich, dass der heutige Zinsschritt ausreichen wird, um die Ziele der Fed in Bezug auf Inflation und konjunkturelle Unterstützung zu erreichen. Weitere Impulse sind in Vorbereitung. Die Frage ist, wie viel und wann?"
"Präsident Powell hatte während der Pressekonferenz alle Mühe zu erklären, warum die Fed die Zinsen überhaupt senkte, wenn der gesamte Offenmarktausschuss doch glaubt, dass die US-Wirtschaft immer noch in guter Verfassung ist. Mehr noch: der eher falkenhafte Ton der beiden Mitglieder George und Rosengren – die die Zinsen unverändert lassen wollten – unterstreicht weiter, wie verworren die Botschaft geworden ist. Weil die Weltwirtschaft weiterhin gemischte Signale sendet, wird der Konsens immer schwieriger.
Dieser Zinsschritt sieht nun nicht mehr aus wie der Beginn eines längeren Zyklus von Zinssenkungen, der Risikoaktiva unterstützen würde, sondern nur wie ein präventiver Booster für eine Wirtschaft, die vereinzelt Schwächephasen zeigt. Damit nahm die Fed viel Phantasie aus den Futures heraus. Die Erwartung des Marktes liegt nun zwischen ein bis zwei Zinssenkungen bis zum Jahresende.
Wir selbst erwarten noch eine weitere Kürzung bis zum Jahresende, aber die Unsicherheit über diese Prognose ist dramatisch gestiegen. Bis zu einem gewissen Grad wurden Powells Kommentare wahrscheinlich missverstanden. „One and done“ ist nicht unser base case. Grundsätzlich gilt die Ausrichtung der Fed in Richtung niedrigerer Leitzinsen; sie gehen vielleicht nur nicht so tief, wie es sich die Anleger erhofft haben.“
"Die Aktienmärkte haben nicht gerade positiv auf die Fed-Entscheidung reagiert, aber der Großteil der Enttäuschung wird sich am Währungsmarkt zeigen – und damit auch im Oval Office. Nachdem Präsident Trump den EZB-Präsidenten Mario Draghi nach dessen Rede in Sintra der Währungsmanipulation beschuldigt hat, wird nun die nicht eben überwältigende Fed-Zinssenkung seine Geduld testen. Ich fürchte, es braut sich ein weiterer Tweetstorm zusammen.
Wenn die Fed weiterhin hinter der EZB zurückbleibt, folgt daraus unweigerlich ein stärkerer US-Dollar. Trump ist sich dieser neue Phase der Zentralbankpolitik nur zu bewusst und stellt die Fed damit für die kommenden Monate vor eine schwierige Wahl: ‚Entweder Ihr folgt der EZB bei der Lockerung der Geldpolitik mit aggressiven Schritten – oder die US-Regierung wird den US-Dollar selbst schwächen.´
Die Trump-Regierung könnte dabei am Ende eines einsehen: Statt eines verdeckten Währungskriegs wäre es effektiver und sinnvoller, den US-Dollar zu schwächen, indem die zugrundeliegenden fundamentalen Einflussfaktoren korrigiert werden – allen voran der Handelskrieg. US-Zölle schwächen die Zielländer, üben Abwertungsdruck auf deren Währungen aus und spiegelbildlichen Aufwertungsdruck auf den US-Dollar. Wenn Trump einen schwächeren Dollar will, wäre ein Ende des Handelskriegs das Beste, was er tun kann.“
"Dies entspricht in hohem Maße dem, was die Anleger von der Fed erwartet hatten. Die Herausforderung ist es nun, dass die Fed ihrer Position treu bleibt. Es lässt sich argumentieren, dass die US-Konjunkturdaten zu diesem Zeitpunkt eine Zinssenkung rechtfertigten, insbesondere unter Berücksichtigung der erwarteten Risiken.
Aber die Fed sollte nicht nur auf die Entwicklungen an den Finanzmärkten reagieren - und das ist genau das, was sie im vergangenen Jahr getan hat. Das hat einen gefährlichen Präzedenzfall geschaffen und Jay Powell wird hart daran arbeiten müssen, die Finanzmärkte davon zu überzeugen, dass er nicht bei den geringsten Anzeichen von Volatilität die Zinsen senken wird. Die Fed hat nur auf die Wirtschaftsdaten zu reagieren und nichts weiter.“
"Viel Lärm um nichts? Wie erwartet hat die Fed in ihrem Juli FOMC Meeting die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf einen Zielkorridor von 2.00-2.25% gesenkt. Das war’s aber dann auch schon fast an kommentierungswerten Neuigkeiten. Bis vielleicht auf die Tatsache, dass die Fed ab 1. August auf eine weitere Bilanzreduktion verzichtet, wie wir ebenfalls bereits angenommen hatten.
Interessanterweise stimmten zwei der Gouverneure gegen eine Änderung und keiner der Beteiligten für mehr als die besagten 25 Basispunkte. Letzteres war mit Sicherheit eine Enttäuschung für so manchen Marktteilnehmer. Was vielleicht mehr über die Marktteilnehmer als über die Fed selbst aussagt.
Lange wurde über die letztendliche Rechtfertigung für einen Zinsschritt, und die damit einhergehende „forward guidance“, spekuliert. Ursprüngliches Argument war die Strategie das Wirtschaftswachstum gegen negative Einflüsse, resultierend aus Handelskrieg und schwächelnder globaler Aktivität, zu versichern. In den letzten Wochen gewann jedoch das Argument, dass niedrigere Zinsen strukturell ohnehin angebracht seien, mehr und mehr an Bedeutung.
In der Pressekonferenz war letztendlich für jeden etwas dabei. Der heutige Zinsschritt sei lediglich eine Versicherung gegen externe Einflussfaktoren, eine Adjustierung der Geldpolitik also, wie sie mitten im Zyklus nicht unüblich wäre. Grundsätzliche werde man weiterhin sämtliche volkswirtschaftliche Daten und globalen Entwicklungen genau beobachten. Jerome Powell war also redlich bemüht, sich ebenso gegen Kritik zu wehren, die Fed wäre nicht unabhängig, als auch den Märkten zu vermitteln, dass eine weitere Lockerung maßvoll und garantiert nicht garantiert ist."
"Donald Trump ist tatsächlich der Grund für die nun erfolgte Zinswende der Fed. Allerdings ist der Zusammenhang deutlich anders, als es dem US-Präsidenten lieb sein könnte. Die Entscheidung von Fed-Chef Jerome Powell und seinen Kollegen ist keine Reaktion auf Trumps verbale Interventionen, sondern auf seine folgenschwere und für die USA hochgradig schädliche Handelspolitik. Dass die Fed jetzt handelt, ist somit überhaupt kein Beleg für politische Einflussnahme. Anders als die EZB hat sich die Fed in den vergangenen Jahren durch entschlossene Zinserhöhungen Spielraum in der konventionellen Zinspolitik erarbeitet. Diesen nutzt sie jetzt in nachvollziehbarer Weise, um ihrem doppelten Mandat – Preisstabilität und Wirtschaftswachstum – gerecht zu werden.“