Kommentar zu den Terroranschlägen in den USA
Nach den unfassbaren Terroranschlägen in den USA stellt sich die Frage, wie es in der nahen Zukunft politisch und wirtschaftlich weitergeht. Der unmittelbare Kurssturz an den Weltbörsen widerspiegelte Zeichen von Panik. Die Ereignisse trafen auf ein Börsenumfeld, das zuvor schon durch grosse Unsicherheit und anhaltende Kursrückgänge geprägt war. Das globale Finanzsystem wurde zwar erschüttert, es blieb jedoch mit temporären, regionalen Ausnahmen voll funktionsfähig. Darüber hinaus haben die wichtigsten Zentralbanken ihre Bereitschaft signalisiert, die Märkte bei Bedarf mit genügend Liquidität zu versorgen.
Krisen in der Vergangenheit
Die Terroranschläge in den USA sind in dieser Art und diesem Ausmass noch nie da gewesen. Einen historischen Vergleich mit anderen exogenen Schocks zu ziehen, ist deshalb schwierig. Die Welt war aber schon mit vielen politischen und ökonomischen Krisen konfrontiert. Ein Blick in die Vergangenheit gibt trotzdem einen hilfreichen Hinweis, wie sich solche Krisen auf die Finanzmärkte ausgewirkt haben und wie sie verarbeitet wurden. Die Firma Ned Davis Research Group hat seit 1940 26 Krisen identifiziert und deren Auswirkungen auf den Dow Jones Industrial Index untersucht. Diese Krisen schliessen unter anderem Pearl Harbor (1941), den Korea Krieg (1950), die Ölkrise (1973), den Börsencrash von 1987 sowie die Asienkrise (1997) und die Russland-/LTCM-Krise (1998) mit ein. Der durchschnittliche Kursverlust während den 26 Krisen betrug 8.1%, wobei sich der 87er Crash mit über 34% am stärksten niederschlug. Die Geschichte zeigt, dass sich die US-Börse nach solchen Rückschlägen in der Regel relativ rasch erholt hat. Nach rund einem Monat betrug der durchschnittliche Kursgewinn 4.5% und nach knapp einem halben Jahr 12.9%. Für andere Weltbörsen zeichnet sich ein ähnliches Bild ab.
Anlagepolitische Konklusionen
Die menschliche Tragödie ist kaum in Worte zu fassen. Es muss aber bedacht werden, dass Naturkatastrophen wie z.B. das grosse Erdbeben in Kobe (Japan) unmittelbar schlimmere wirtschaftliche Folgen aufweisen können. In diesem Fall sind die grössten Auswirkungen der Tragödie eher politischer als wirtschaftlicher Natur. Nach den Kursrückgängen in diesem Jahr weisen heute viele Unternehmen eine Aktienbewertung auf, die unter Berücksichtigung des tiefen Zinsniveaus wieder als günstig erscheinen. In nächster Zukunft wird das Börsengeschehen aber stark durch psychologische Faktoren bestimmt sein. Aus diesen Gründen empfiehlt Bank Sarasin & Cie, bestehende Positionen zu halten und nicht zu verkaufen. Angesichts der grossen Ungewissheit ist es jedoch auch für Zukäufe auf breiter Basis zu früh.
Ein grosser Unsicherheitsfaktor stellt das Konsumentenverhalten in den USA dar. Der Konsum war und ist die wichtigste Stütze der amerikanischen Konjunktur. Ein starker Rückgang der Konsumausgaben könnte sich deshalb in diesem fragilen konjunkturellen Umfeld sehr negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirken und schlimmstenfalls in eine globale Rezession münden. Obwohl sich die kürzerfristigen Konjunkturaussichten verschlechtert haben, bleiben die Chancen für den erwarteten Aufschwung intakt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist es jedoch für eine abschliessende Beurteilung der möglichen Auswirkungen zu früh. Wir werden die Entwicklung genau beobachten und die Anlagepolitik allenfalls entsprechend anpassen. Ein überstürztes Handeln ist in dieser Situation nicht empfehlenswert - weder auf der Verkäufer- noch auf der Käuferseite.
Wie oben beschrieben, wurden selbst grosse Krisen immer überwunden, und meist boten Rückschläge längerfristig die Basis für eine beträchtliche Erholung. Kurzfristig ist allerdings weiterhin mit einer grossen Volatilität zu rechnen. Doch diese Geschehnisse machen einmal mehr deutlich, dass Aktieninvestitionen einen langfristigen Anlagehorizont erfordern. Trotz allem bleiben wir vorsichtig optimistisch.