„Die Zuflüsse in die Assetklasse werden weiterhin positiv bleiben“, so der Experte. Zu den Risiken für die Assetklasse zählt er neben einer weiteren Verschlechterung des wirtschaftlichen Ausblicks die europäische Souvereign-Problematik.
Keine Inflation in Industrieländern
Müller sieht in den Industrienationen auf kurze Sicht keine Inflationsgefahr. Ein Risiko für die Inflationsentwicklung stelle allerdings „Quantitative Easing Zwei“ dar. „Es ist ratsam sein Portfolio zu einem gewissen Grad gegen Inflation abzusichern.“ Weitaus mehr Sorgen bereitet ihm derzeit das Souvereign-Risiko in Europa. „Die allgemeine Lage bleibt fragil und hängt 2011 und 2012 vom Wachstumspotenzial der Wirtschaft ab.“ Trotz aller Probleme geht er davon aus, dass der Euro Einheitswährung bleibt.
Keine Blasenbildung bei Staatsanleihen
An eine Blasenbildung bei Staatsanleihen glaubt Müller nicht. Angesichts der eher mäßigen Renditeaussichten dieser Assetklasse gefallen ihm derzeit vor allem High Yield Bonds gut. Für sie spreche unter anderem, dass die globale Wirtschaft auf kurze Sicht zwar schwächer wachsen werde, eine weitere Rezession jedoch unwahrscheinlich sei. „Rezessionen sind deshalb schlecht für das High Yield-Segment, da dann die Ausfallsraten rasant zunehmen“, erklärt er.
Ratings der High Yield Märkte
„Der europäische High Yield-Markt hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verändert“, so Müller weiter. Er sei nicht nur tiefer und breiter geworden, sondern auch deutlich liquider. Auffallend sei auch, dass sich die durchschnittlichen Ratings stark verbessert haben. So wären derzeit 61 Prozent der Emittenten mit BB und weitere 29 Prozent mit B geratet. Lediglich zehn Prozent der Anleihen emittierdenden Unternehmen hätten ein CCC-Rating.
Starke Nachfrage nach High Yield Bonds
Trotz der zuletzt starken Nachfrage nach High Yield Bonds, glaubt der Fidelity-Experte weiterhin an eine positive Entwicklung. Auch die Spreads würden sich noch einengen – derzeit sieht er sie um den historischen Durchschnittswert. „Der Markt wird nicht morgen crashen.“ Geld würde man erst dann verlieren, wenn sich die Spreads um 150 Basispunkte ausweiten. „Der US-Markt hat sich in den letzten Monaten als robuster erwiesen, während der europäische Markt unter der Souvereign-Krise gelitten hat“, fasst er zusammen.
Zwei Trends
Was die Emissionen betrifft, sieht Müller zwei Trends: Einerseits refinanzieren die Unternehmen so ihre bestehenden Bankkredite und andererseits versuchen sie sich nicht mehr überwiegend über Banken zu finanzieren. „Heuer haben wir überwiegend Emissionen mit hoher Qualität gesehen“, so Müller. Allein in den USA lag das Emissionsvolumen im High Yield-Segment seit Jahresbeginn bei 150 Milliarden Euro. Zu den jüngsten interessanten Emissionen zählt er unter anderem Care UK, Picard sowie R&R Ice Cream.
Der Fidelity Funds – European High Yield Fund
Den Fidelity Funds – European High Yield Fund (LU0110060430) bezeichnet Müller als „hoch diversifiziert“. Konkret würden sich derzeit mehr als 200 Unternehmen im Portfolio, was angesichts des vergleichsweise hohen Risikos auch notwendig sei. Ziel sei es mittels Cash und Staatsanleihen ausreichend liquide zu bleiben, um bei Gelegenheit interessante Chancen ergreifen zu können. „Aus Liquiditätsüberlegungen werden selektiv auch Credit Default Swaps eingesetzt “, meint Müller.
Financials sind Hauptquelle für Alpha
Knapp ein Viertel des Portfolios ist derzeit in Banken und Brokerhäuser sowie andere Financials investiert. Nicht zuletzt wegen Basel III spricht Müller von einer „sich verändernden Landschaft“ für Financials. Gleichzeitig würden die neuen Rahmenbedingungen Investoren auch interessante Gelegenheiten eröffnen. „Financials sind eine Hauptquelle für Alpha.“ Gleichzeitig müsse man sich jedoch auch des Risikos, das mit der Branche verbunden ist, bewusst sein. Dementsprechend würden sich in seinem Team gleich fünf Analysten ausschließlich mit der Finanzbranche befassen.