Auf der Suche nach unterbewerteten Aktien

Frank Fischer, Fondsmanager des Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen, spricht exklusiv mit e-fundresearch über seine vier Kriterien mit deren Hilfe er Mehrwert für die Anleger generiert, seine bisherigen Erfolge und wie er die Lage an den derzeitigen Märkten einschätzt. Funds | 11.05.2011 04:30 Uhr
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e-fundresearch: Herr Frank Fischer, Sie sind Fondsmanager des Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen (ISIN: DE000A0M8HD2). Seit wann sind Sie für das Management dieses Fonds verantwortlich? Fischer: Der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen wurde am 15. Januar 2008 aufgelegt. Seitdem bin ich für den Fonds zuständig.

e-fundresearch: Orientieren Sie sich an einer Benchmark? Wenn ja, an welcher?

Fischer: Der Fonds investiert vorwiegend in Small- und Mid-Cap-Aktien aus dem deutschsprachigen Raum. Daher sind CDAX und SDAX ganz gut geeignete Indizes für einen Vergleich. Da wir aber auch in europäische Nebenwerte-Aktien investieren, werden wir von einigen Ratingagenturen mit Aktienfonds für europäische Nebenwerte verglichen. Wie dem auch sei: Von unserer Arbeit und unserem Denken her orientieren wir uns eigentlich an keiner Benchmark sondern dem langfristigen realen Kapitalerhalt und einer vernünftigen Rendite.

e-fundresearch: Managen Sie aktuell auch noch andere Fonds oder Mandate?

Fischer: Neben dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen betreuen wir noch drei weitere Mandate: Zum einen manage ich seit Anfang 2010 die börsennotierte Shareholder Value Beteiligungen AG, die ihr Kapital in börsennotierte Aktiengesellschaften investiert. Dabei eröffnet die Spezialisierung auf deutsche Nebenwerte, die nicht unbedingt im Fokus der breiten Öffentlichkeit stehen, sondern oftmals in interessanten Nischen tätig sind, immer wieder günstige Anlagemöglichkeiten. Zudem sind kleinere Unternehmen überschaubarer und damit besser einzuschätzen. Die Anlage konzentriert sich überwiegend auf unterbewertete, aber gleichzeitig chancenreiche Value-Aktien. Desweiteren betreuen wir den „Absolutissimo Fund - Value Focus Fund“. Dabei handelt es sich um einen Fonds im Absolutissimo Umbrella der Firma Axxion in Luxemburg. Aufgrund der mit diesem Fonds verbundenen besonderen Risiken ist er nicht zum öffentlichen Vertrieb in Deutschland zugelassen, sondern darf nur als Private Placement vertrieben werden. Und last but not least haben wir ein Mandat für die „SHARE VALUE STIFTUNG“. Sie ist ein Novum in Deutschland, denn sie legt ihr Vermögen ausschließlich in Aktien an. Der Stifter hat sich durch Aktieninvestments einen gewissen Wohlstand erworben. Dem lag eine langfristige Strategie des Value Investing mit der Vereinnahmung von Wertzuwächsen und Dividendenrenditen zugrunde. Um der Gesellschaft etwas zurückzugeben und andere an diesen Werten teilhaben zu lassen, stellte er 2003 Aktienkapital zur Errichtung der „SHARE VALUE STIFTUNG“ bereit. Die Stiftung legt auch weiterhin ihr Vermögen  ausschließlich in Aktien an. Nach dem Willen des Stifters werden durch  Value Investing die Werte erwirtschaftet, um vielfach zu helfen.

e-fundresearch: Wie hoch ist das Gesamtvolumen, das Sie derzeit verwalten?

Fischer: Derzeit sind es schon über 70 Millionen Euro.

e-fundresearch: Zur Performance: welche Ergebnisse konnten Sie seit Beginn des Jahres und in den letzten fünf Kalenderjahren, d.h. 2006 und 2007, 2008, 2009, 2010 erzielen? Sowohl absolut als auch relativ gegenüber der relevanten Benchmark.

Fischer: Der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen wurde am 15.01.2008 aufgelegt und erzielte bis zum 31.12.2008 einen Verlust in Höhe von 22%. Der Fonds hat dann in 2009 einen Wertzuwachs von 29,90 Prozent erzielt, in 2010 waren es 28,5%. Damit liegen wir in den vergangenen beiden Kalenderjahren jeweils hinter dem Vergleichsindex SDAX zurück, seitdem es den Fonds gibt, konnten wir aber eine Outperformance von über 10% Prozent erzielen. Seit Auflage hat der Fonds somit insgesamt 36,8% zugelegt. Damit wird aber auch der Charakter des Fonds deutlich: Der Fonds soll für die Anleger mittel- und langfristig hohe und recht stabile Renditen bei gleichzeitig vertretbarem Kursrisiko erzielen. Die Anlagestrategie richtet sich deshalb streng nach den Prinzipien des Value Investing. Hierbei wird ausschließlich in unterbewertete Aktien mit einer hohen Sicherheitsmarge investiert, um so das Risiko für die Anleger zu minimieren, gleichzeitig aber auch die Renditechancen hoch zu halten. Dabei hat der Fonds den Fokus auf Nebenwerte (Small- & Mid Caps) gelegt, mit denen historisch die höchsten Erträge erwirtschaftet werden können. Wir sehen unsere Hauptaufgabe in der langfristigen Erhaltung und im Aufbau von Kapital für unsere Anleger. Die für unsere Anleger erreichten Ergebnisse basieren dabei auf einem äußerst disziplinierten, aber auch innovativen Investmentprozess, den wir seit vielen Jahren erfolgreich umsetzen und ständig weiter optimieren. Deshalb ist es für uns auch wichtiger, dass wir unsere Benchmark über drei Jahre outperformen, als kurzfristig mit dem Markt zu schwimmen. Unser Value-Ansatz hat sich hier wirklich ausgezahlt.

e-fundresearch: Wie sind Sie selbst mit Ihrer Leistung in den Vorjahren und in diesem Jahr zufrieden?

Fischer: Es ist klar, dass immer alles hätte besser laufen können. Das ist wohl ganz normal. Trotzdem können wir mit dem bisher erreichten durchaus zufrieden sein. Dass wir mit unserer Einschätzung nicht ganz falsch liegen, zeigen uns auch die Top-Bewertungen der Ratingagenturen. So hat der Fonds 4 Sterne bei Morningstar, von FWW (Financial Webworks) wurde der Fonds mit  5 FundStars ausgezeichnet, wie auch von Fait Rating, die den Fonds ebenfalls mit der Höchstbewertung von 5 Sternen bewertet. Dazu kommt die beste Note 5 von Lipper für die Kategorien ‚Gesamtertrag‘ und ‚Kapitalerhalt‘ – Bereiche, die für uns sehr wichtig sind.   

e-fundresearch: Welche Ergebnisse würden Sie in diesem Zusammenhang als sehr gut, mittelmäßig und enttäuschend bezeichnen?

Fischer: Wir wollen mittel- und langfristig besser als der Markt sein. Das ist unsere Prämisse. Eine Outperformance wie in den vergangenen drei Jahren ist da durchaus eine Marke, mit der wir gut leben können. Wenn wir kurzfristig mal hinter dem Markt liegen, so ist dies zwar ärgerlich, aber nicht sonderlich tragisch. Das hat zwei Gründe: Zum einen liegen wir immer dann zurück, wenn der Markt übertreibt, wenn also die Gier der anderen Marktteilnehmer die Kurse der Aktien in manchmal schwindelerregende Höhen treibt. Da möchten wir dann nicht mehr dabei sein, denn dann sind die Risiken höher als die noch verbleibenden Chancen. Auf der anderen Seite brauchen Value Investoren auch immer etwas Geduld. In unterbewertete Aktien zu investieren ist das eine, bis dann aber diese Unterbewertung vom Markt erkannt und schlussendlich aufgehoben wird, kann manchmal etwas dauern. Diese Geduld bringen wir mit.     

e-fundresearch: Wie können Sie durch Ihre Leistung Mehrwert für Ihre Anleger schaffen?

Fischer: Unsere Arbeit besteht darin immer wieder unterbewertete Unternehmen aufzuspüren, die zwar einen hohen, realen Wert haben, der aber vom Markt  temporär nicht erkannt wird. Dabei legen wir Wert auf vier Kriterien, die diese Aktien erfüllen müssen. Da ist als wichtigstes die „Margin of Safety“, denn eine hohe Sicherheitsmarge ist beim Kauf einer Aktie das A und O. Der Einstandspreis muss deutlich unter dem von uns berechneten inneren Wert liegen. Dabei nutzen wir in bestimmten Marktphasen „Ausverkaufspreise“, wenn kaum noch jemand an Aktien glaubt. Verkauft wird, wenn der berechnete, fairer Wert erreicht wird. Wir haben dabei einen wichtigen ‚ manchmal manisch-depressiver „Partner“, der - von Angst und Gier getrieben - zur Übertreibungen neigt: „Mr. Market“. Die Märkte sind schwankungsanfällig, wobei es die so oft beschriebenen effizienten Märkte nur zeitweise gibt. Deshalb sind wir als Value Investoren stets bestrebt, die Preisschwankungen am Markt zu unseren Gunsten zu nutzen. Wenn andere Anleger gierig werden, verkaufen wir; haben andere Marktteilnehmer Angst und trennen sich in Panik von ihren Investments, dann sind wir bei guten und unterbewerteten Unternehmen auf der Käuferseite. Kriterium Nummer 3 ist das  „Business Owner“-Konzept. Dies besagt: „Denke als Investor immer langfristig wie ein Unternehmer“ und investiere dabei in „gute Leute, gute Produkte zu einem guten Preis“. Und last, but not least ist es der sogenannte „Economic Moat“. Denn Unternehmen müssen dauerhafte Vorteile gegenüber dem Wettbewerb haben. Je tiefer dieser „Burggraben“, sprich: je ausgeprägter die strukturellen Wettbewerbsvorteile zwischen dem eigenen Geschäft und dem der Wettbewerber sind, umso herausragender und damit dauerhaft ertragreicher ist die Marktstellung des Unternehmens. Wenn all diese Erfordernisse erfüllt sind, dann ist das „unsere“ Aktie.

e-fundresearch: Wie lange sind Sie schon Fondsmanager?

Fischer: Seit 2005. Mitte der 80er Jahre habe ich meine ersten Aktien privat gekauft und zum Value Investing bin ich Anfang der 90er Jahre gekommen.

e-fundresearch: Was waren bisher Ihre größten Erfolge und Misserfolge in Ihrer Fondsmanager Karriere?

Fischer: Gott sei Dank überwiegen die Erfolge. Aber es hat natürlich auch einige Fehlschläge gegeben. Mein wohl größter Fehler war ein Engagement bei der Balke-Dürr AG, einem Unternehmen des Babcock-Borsig-Konzerns. Das war eine Ertragsperle im Babcock-Borsig-Konzern, so dass wir die aus unserer Sicht alleine aus diesem Kalkül unterbewertete Aktie gekauft haben. Dann passierte, was wir nicht wollten: Balke-Dürr wurde in den Mutterkonzern integriert und wir wurden Babcock-Borsig-Aktionäre. Eine schlechte Bilanz, ein aktionärsunfreundliches Management und Vieles mehr führten dazu, dass wir zu spät die Reißleine gezogen haben. Wir haben damals viel Geld verloren. Es hat aber vor allem auch deshalb weh getan, weil unser Balke-Dürr-Engagement sich zuvor um 300% nach oben entwickelt hatte. Aber dieser Fehler bleibt mir immer in Erinnerung – und ich denke, ich habe dauerhaft daraus gelernt. 

e-fundresearch: In welchem Kapitalmarktumfeld bewegen wir uns Ihrer Ansicht nach derzeit?

Fischer: In einem sehr spannenden Umfeld, das ist sicher. Zum einen sind die konjunkturellen Aussichten im Grunde her sehr gut für Aktien und weitere Kurssteigerungen. Auf kurze Sicht lösen irrationale exogene Elemente oft extrem starke Kursausschläge an der Börse aus. Börsen mögen aber nun mal keine Unsicherheit. Als jüngste  Beispiele seien etwa die Revolution in Libyen, der Tsunami und das Reaktor-Unglück in Japan, aber auch die anhaltende Finanzkrise in einigen EU-Ländern, oder auch die bereits eingeleitete Zinswende der EZB genannt. Diese zweigeteilte Situation wird uns auch noch eine Weile erhalten bleiben.   

e-fundresearch: Wie agieren Sie in diesem Umfeld?

Fischer: Im Grunde genommen befinden wir uns in einer Marktsituation, in der wir uns als Value Investoren sehr wohl fühlen. Zum einen sind die mittelfristigen, wenn nicht gar langfristigen Aussichten für die Aktien-Märkte gut. Die Bilanz der meisten  Unternehmen ist gesund und die Bewertungen noch nicht zu hoch. Auf der anderen Seite wächst die Unsicherheit im Anleihe-Markt, viele Investoren haben den Glauben an die gute Bonität selbst großer Industrienationen wie den USA verloren. Viele Investoren werden erkennen, dass realer Kapitalerhalt am Aktienmarkt im aktuellen Umfeld viel wahrscheinlicher ist. Das wird uns als Value Investoren zu Gute kommen.

e-fundresearch: Was sind die speziellen Herausforderungen in der aktuellen Situation?

Fischer: Die größte Herausforderung ist das Makro-Umfeld mit in das Kalkül einzubeziehen. Das Auslaufen des QE2 kann auch am Aktienmarkt zu Unruhe führen. Als Value Investoren leben wir aber von der Angst der anderen Marktteilnehmer. Wenn wir nun weiterhin  unsere Hausaufgaben machen, also sauber analysieren, recherchieren und bewerten, dann werden wir auch diese  Herausforderungen meistern.

e-fundresearch: Welche Ziele haben Sie bis zum Ende des Jahres und mittelfristig für die kommenden 3-5 Jahre?

Fischer: Da möchte ich auf die Aussage verweisen, die ich oben bereits gemacht habe: Wir sehen unsere Hauptaufgabe in der langfristigen Erhaltung und im Aufbau von Kapital für unsere Anleger. Da spielt es keine Rolle, ob wir jetzt von sechs Monaten, oder drei bis fünf Jahren sprechen.

e-fundresearch: Welche Ergebnisse würden Sie in drei Jahren als sehr gut, neutral und enttäuschend empfinden?

Fischer: Wenn wir die Ergebnisse der vergangenen drei Jahre auch in den kommenden Jahren wiederholen könnten, wäre das in den von uns erwarteten Zeiten der vermehrten Staatspleiten durchaus gut. Mittel- bis langfristig das Vermögen unserer Anleger nicht mehren zu können, wäre eine Enttäuschung.

e-fundresearch: Gibt es für Sie Vorbilder?

Fischer: Ja, es sind die Größen des Value Investing wie Benjamin Graham, Warren Buffet und Charlie Munger, Prof. Bruce Greenwald, aber auch James Montier und Pat Dorsey. Sie haben die Idee des Value Investings begründet, bzw. weiterentwickelt. Sie sind die Vordenker, an denen wir uns orientieren.
 
e-fundresearch: Was motiviert Sie als Fondsmanager in Ihrem Job?

Fischer: Es ist die tägliche Auseinandersetzung mit der Suche nach unterbewerteten Aktien, die meine Arbeit so abwechslungsreich macht. Es wird nie langweilig. Immer gibt es neue Investmentideen, die wir verfolgen. Recherche, Analyse, Bewertung, dazu die Besuche vor Ort und Gespräche mit dem Management der Unternehmen - hier die richtigen Entscheidungen zu treffen und Fehler, die immer mal vorkommen können, zu minimieren, das motiviert mich jeden Tag.   

e-fundresearch: Was wollen Sie noch erreichen bzw. was sind Ihre weiteren Ziele als Fondsmanager?

Fischer: Man möchte natürlich eine dauerhaft gute Performance für seine Anleger abliefern – das ist wohl das Ziel von jedem Fondsmanager. Aber wenn man so will: Das ist genau auch mein Ziel und das, was ich erreichen möchte.

e-fundresearch: Welchen Beruf würden Sie gerne ausüben, wenn Sie nicht Fondsmanager wären?

Fischer: Das ist schwer zu sagen. Soweit ich mich erinnere, wollte ich als Kind unbedingt Lokomotivführer werden. Das war aber damals wohl Jim Knopf und der „Wilden 13“ von der Augsburger Puppenkiste geschuldet. Davon abgesehen ist aber Fondsmanager genau der Beruf, den ich immer ausüben wollte.

e-fundresearch: Herzlichen Dank für das Interview!

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