High Yield & Nachhaltigkeit: Wie lässt sich das vereinbaren?

Nach wie vor lässt sich im europäischen High-Yield-Universum aufgrund mangelhafter Datenlage kein Best-in-Class-Ansatz realisieren: Wann sich daran etwas ändern könnte und weshalb sich dennoch auch schon jetzt glaubwürdige Nachhaltigkeitsansätze umsetzen lassen, das diskutierte e-fundresearch.com in einem Gespräch mit Carl Berthold, Partner bei JAR Capital, die als erste Gesellschaft Nachhaltigkeitskriterien vollständig in den Investmentprozess ihres High-Yield-Publikumsfonds integriert. Funds | 03.05.2016 10:30 Uhr
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Nachhaltigkeits-Fondsstrategien finden zunehmend ihren Weg in den Mainstream und werden auch in Bezug auf die angebotenen Assetklassen immer vielseitiger – dennoch sollten sich Investoren stets bewusst sein, dass sich verschiedene Nachhaltigkeitsansätze keineswegs in jedem Anlagesegment gleichermaßen erfolgreich anwenden lassen und gewisse Konzepte mancherorts schlichtweg noch nicht zu realisieren sind. So auch das europäische High-Yield-Universum, das zwar prinzipiell über ein vielseitiges Spektrum an verschiedensten Sektoren und Emittenten verfügen würde, aufgrund einer vergleichsweise mangelhaften Datenlage (fehlende Nachhaltigkeitsrating) aber beispielsweise keine Anwendung eines Best-in-Class-Ansatzes zulässt.

Kombination aus Ausschlusskriterien und Engagement

Carl Berthold
Carl Berthold
Nichtsdestotrotz haben es sich Carl Berthold und Kerrin Tansley der in London ansässigen Boutique „JAR Capital“ Ende 2014 zum Ziel gesetzt, über die Plattform von Universal-Investment den ersten europäischen High-Yield-Publikumsfonds zu kreieren, der Nachhaltigkeitskriterien vollständig in den Investmentprozess integriert. Der dieser Idee zugrunde liegende und im Dezember 20014 lancierte Fonds „JAR Capital Sustainable Income UI“  (LU1231245611) kombiniert im wesentlichen Sinne die Anwendung von Ausschlusskriterien mit einem aktiven Engagement-Prozess.


In einem ersten Schritt wendet das Team einen Filter bestehend aus gängigen Ausschlusskriterien (Von Alkohol bis Waffen) auf das gesamte europäische Hochzinsuniversum an – zusätzlich werden gemäß der UN-Klimaschutzkonferenz in Paris 2015 auch noch jene Emittenten herausgefiltert, die ihren Umsatz zu mehr als 30 Prozent aus fossilen Brennstoffen generieren. Alle verbleibenden Emittenten müssen einem normbasierten Screening-Prozess Stand halten. Maßnahmen, die das Investmentuniversum im europäischen High-Yield-Universum laut Berthold nur marginal einschränken.

Kooperation mit oekom research: Screening nach möglichen Schwachpunkten

Das „bereinigte“ europäische High-Yield-Investmentuniversum untersucht der Fondsmanager anschließend mittels eines klassischen Bottom-up-Prozesses hinsichtlich vielversprechender Emissionen. Jene Positionen, die den qualitativen und quantitativen Analyseprozess überstehen und denen in weiterer Folge der Sprung in das Zielportfolio des JAR Capital Sustainable Income UI gelingt, werden im Auftrag von JAR Capital an oekom research weitergeleitet, welche sämtliche Holdings einer intensiven Nachhaltigkeitsanalyse unterzieht. 

„Wir streben stets nach einem aktiven Dialog (…)“

Gibt es Schwachpunkte in Sachen Nachhaltigkeit, holt JAR Capital eine global-agierende Engagement-Agentur ins Boot, welche mit den betreffenden Emittenten in direkten Kontakt tritt und eine entsprechende Verbesserung einfordert. Laut Angaben von Berthold vertritt die in Skandinavien ansässige Agentur mittlerweile bereits ein kumuliertes Investorenvolumen von mehr als einer Billion Euro: „Genug Volumen, um Emittenten davon zu überzeugen, dass Nachhaltigkeitsaspekte auch aus rein wirtschaftlichen Gründen nicht mehr ignoriert werden können“, kommentiert Berthold die Kooperation mit der Engagement-Plattform.

Für die Fondsmanager sind die von JAR Capital gestarteten Initiativen ein wichtiger Schritt, um das High-Yield-Universum fit für die Anwendung weiterer und komplexerer Nachhaltigkeitsstrategien zu machen: „JAR Capital erschließt mit diesen Initiativen ein gänzlich neues Marktumfeld. Wir erwarten, dass die kontinuierliche Erweiterung des Universums mit Nachhaltigkeitsanalysen einen Best-in-Class-Ansatz in der Assetklasse High Yield in Zukunft ermöglichen wird“, erklärt Berthold. 

„Wir sind kein Themenfonds“

Carl Berthold ist es wichtig zu vermitteln, dass es sich beim JAR Capital Sustainable Income UI (LU1231245611) jedoch keinesfalls um einen Themenfonds handelt: „Nach Anwendung unserer Ausschlusskriterien sind wir ein sortenreiner High-Yield-Fonds, der sich im Rahmen eines Bottom-up-Ansatzes auf europäische Corporate fokussiert.“ Um stets ein Mindestmaß an Diversifikation zu garantieren, setzt das Team von JAR Capital auf Sektor-Limits von maximal 15 Prozent des Fondsvolumens.

High Yield: „Es geht darum, Defaults zu vermeiden und Rendite zu verteidigen“

Das Zielportfolio des JAR Capital Sustainable Income UI selbst soll ausschließlich aus europäischen High-Yield-Emissionen mit einem Mindestrating von B/B- bestehen und sollte zu jedem Zeitpunkt zwischen 30 und 40 Titel umfassen (33 per Ende März 2016) – aufgrund dieses doch einigermaßen überschaubaren Portfolios ist es den Fondsmanagern wichtig ,ihre Holdings in- und auswendig zu kennen: „Beim Management eines High-Yield-Fonds kommt es darauf an, Defaults, also Ausfälle, zu vermeiden und die Rendite um jeden Preis zu verteidigen. Folglich müssen wir unsere Unternehmen genau kennen und ihre Geschäftsmodelle lückenlos nachvollziehen können. Wenn durch den Einsatz von Nachhaltigkeitskriterien auch die Transparenz und der Dialog mit den Unternehmen erhöht wird, kann es uns sicherlich nur helfen, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen.“ Insbesondere letzteres Argument ist der Grund dafür, warum das JAR Capital Team Emissionen von Banken gänzlich ausschließt.   

„Wir suchen die langweiligsten Unternehmen, die man sich nur vorstellen kann“

Während so mancher Nachhaltigkeitsfonds auf erfrischend innovative Holdings (vom Windrad-Hersteller bis hin zum Elektro-Autoproduzenten) setzt, sucht man in dem Portfolio von JAR Capital wirklich „spannende“ Unternehmen vergeblich – und das aus gutem Grund: „Wir konzentrieren uns auf planbare und nachvollziehbare Geschäftsmodelle. Oftmals handelt es sich dabei um die langweiligsten Unternehmen, die man sich nur vorstellen kann“, so Berthold im Gespräch mit e-fundresearch.com. Ein Beispiel dafür ist die Emission eines in der Aktenablage tätigen Unternehmens. Der Fokus des Fonds liegt dabei auf dem Kapitalerhalt, sprich das Fondsmanagement folgt einem Absolute-Return-Ansatz, bei dem nicht die relative Performance zu einer Benchmark entscheidend ist. „Die konservative Unternehmensselektion und der gezielte Einsatz von Absicherungsstrategien zielen darauf ab, die Volatilität zu verringern und eine stabilere Rendite zu erwirtschaften“, so Berthold weiter.

„Mann der ersten Stunde“: Fondsmanagement unter der Leitung von Kerrin Tansley


Neben Carl Berthold, der bereits seit 1999 im Asset Management aktiv ist (u.a. Deutsche Bank, Stanfield Capital und Plurimi Capital) obliegt das Fondsmanagement des JAR Capital Sustainable Income UI federführend dem European High Yield „Veteranen“ Kerrin Tansley – dank seiner Portfoliomanagement-Tätigkeit bei Colonia-Nordstern KAG in den 1990ern und danach bei Muzinich & Co. in den 2000ern ist Tansley seit der Geburtsstunde des europäischen High-Yield-Universums (erste Emission im Jahr 1996) mit dem Management von europäischen Hochzinsanleihen vertraut. Für Berthold insbesondere im aktuellen Umfeld ein klarer Vorteil: „Wir können glaubhaft vermitteln zu wissen, was es bedeutet High Yield über mehrere Kredit- und Zinszyklen zu managen“, so der Manager gegenüber e-fundresearch.com.

Abschließender Chart zeigt die Performance-Entwicklung des JAR Capital Sustainable Income UI seit dessen Auflage im Dezember 2014(für den österreichischen Vertrieb zulässige Anteilsklassen seit 09. Juli 2015, institutionelle Anteilsklasse I (LU1231245611) und Retail-Anteilsklasse R (LU1231245298)) und setzt diese in einen Vergleich mit dem Lipper Peer-Group Durchschnitt „Lipper Global Bond European High Yield“. Per Ende März 2016 verfügte die Strategie über ein Gesamtvolumen von 76,9 Millionen Euro. 

Quelle: Lipper for Investment Management. Zum Vergrößern bitte auf den Chart klicken.
Quelle: Lipper for Investment Management. Zum Vergrößern bitte auf den Chart klicken.
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