Geopolitische Umbrüche mit Langfristwirkung
„Wir befinden uns mitten in einem Wechsel von einem globalen geopolitischen Zyklus zu einem anderen“, sagt Thomas Mucha, Geopolitik-Stratege bei Wellington Management. Das führe unweigerlich zu „Turbulenzen und Unsicherheit“. Strukturelle Veränderungen dieser Art ereigneten sich laut Mucha etwa alle hundert Jahre – und eröffneten neben Risiken auch neue Perspektiven.
Die aktuelle Lage verdeutlicht die Dimension: Über 60 aktive Konflikte weltweit – doppelt so viele wie noch vor fünf Jahren – bilden zusammen mit klimabedingten Spannungen und verschobenen außenpolitischen Prioritäten ein historisch angespanntes Umfeld.
Europäische Aktien im Aufwind: Mit Low-Volatility- und Small Cap-Fonds effizient Marktchancen nutzen
Europäische Aktien stehen nach einem langen Dornröschenschlaf nun wieder verstärkt im Fokus der Investoren – das zeigen aktuelle ETF-Zuflüsse in diese Anlageklasse und das Verhalten großer Marktteilne...1. Wettstreit der Großmächte
Die Rivalität zwischen den USA und China prägt laut Mucha die geopolitische Agenda entscheidend. Neben klassischen Handelskonflikten steht zunehmend die technologische Vorherrschaft im Fokus. „Dieser technologische ‚Kalte Krieg‘ dürfte sich nicht nur weiter beschleunigen, sondern könnte auch eine militärische Dimension annehmen“, so der Stratege.
Für Anleger eröffnen sich Chancen entlang der Lieferketten für KI und Weltraumtechnologien – bei gleichzeitig hohen Risiken durch anhaltende handelspolitische Spannungen.
2. Klimawandel als Sicherheitsfrage
Der Klimawandel sei nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein sicherheitspolitisches Thema. „Dies ist eine Frage der nationalen Sicherheit“, betont Mucha mit Blick auf zunehmende Naturkatastrophen, Wasserknappheit und klimabedingte Migration in geopolitischen Brennpunkten.
Langfristige Chancen sieht er in Klimaresilienz-Technologien, Infrastrukturprojekten und Dekarbonisierungsstrategien, die auch in Portfolios von Investoren zunehmend Gewicht erhalten könnten.
3. Verteidigung und Aufrüstung
Die globalen Verteidigungsausgaben befinden sich auf einem Rekordniveau. Konflikte wie in der Ukraine wirken nach Einschätzung Muchas als „Versuchslabor“ für die Kriegsführung der Zukunft, mit neuen Einsatzfeldern für Drohnen, KI und weltraumbasierte Systeme.
Davon profitieren könnten vor allem Sektoren wie Halbleiter, seltene Erden, Robotik, Kommunikationstechnologien sowie erneuerbare Energien – allesamt entscheidend für Verteidigungsfähigkeit und technologische Souveränität.
4. Künstliche Intelligenz im Fokus
KI ist aus Sicht des Wellington-Strategen ein Schlüsselfaktor für nationale Sicherheit. „Die KI steht im Zentrum analytischer, vorhersagender und operativer militärischer Anwendungen“, erklärt Mucha.
Das eröffnet Anlagechancen in Rechenzentren, Halbleitern, Cybersecurity sowie in Unternehmen, die an fortgeschrittener KI-Forschung arbeiten.
5. Atomare Abschreckung im Aufwind
Der wachsende Vertrauensverlust in bestehende Sicherheitsstrukturen hat die Bedeutung nuklearer Abschreckung neu belebt. Russland habe den Einsatz nuklearer Waffen angedroht, China baue seine Kapazitäten aus, und Programme in Nordkorea sowie Iran erhöhten die Verbreitungsrisiken.
Aus Investorensicht könnten Unternehmen im Bereich Raketenabwehr, Luftfahrt- und Weltraumtechnologien sowie bei kritischen Rohstoffen profitieren.
Fazit: Chancen trotz Unsicherheit
„Diese neue Welt(un)ordnung macht ein Umdenken erforderlich und kann sehr unterschiedliche Gewinner und Verlierer hervorbringen“, fasst Mucha zusammen. Für institutionelle Anleger eröffnen sich auf Länder-, Sektor- und Unternehmensebene neue Perspektiven – trotz oder gerade wegen der geopolitischen Risiken.
Sein abschließender Ausblick bleibt konstruktiv: „Anleger haben die Möglichkeiten und Anreize, Kapital so einzusetzen, dass geopolitische Risiken reduziert, klimabezogene Herausforderungen adressiert und technologische Potenziale verbreitert werden können.“
Weitere beliebte Meldungen: