Nach einem äußerst schwierigen Jahresfinale 2018 gab es für die österreichischen Fondsgesellschaften einen starken Rebound im ersten Quartal 2019. Das österreichische Fondsvolumen der Wertpapier-Verwaltungsgesellschaften ist von Jahresbeginn bis Anfang April um rund 7,78 Milliarden Euro bzw. 4,73 Prozent auf 172,34 Milliarden Euro gestiegen. Die Volumenveränderung setzt sich aus 0,42 Milliarden Euro an Nettomittelabflüssen, 0,29 Milliarden Euro an Ausschüttungen und 8,49 Milliarden an Kursgewinnen zusammen, gab die Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften bekannt. Das Volumenwachstum hat sich somit ausschließlich aus Kursgewinnen zusammengesetzt - insbesondere die per Stichtag 31.12.2018 datierten Depotauszüge haben sich gerade im Retail-Segment wohl eher als wenig geschäftsfördernd erwiesen.
Für die Abflüsse zu Jahresende sieht VÖIG-Präsident Heinz Bednar die Verunsicherung der Investoren im Zuge zahlreicher offener politischer Probleme und Fragestellungen wie die künftige Gestaltung der Handelsbeziehungen zwischen China und den USA bzw. Europa oder den Brexit verantwortlich. „Das Ausmaß der Kursabschläge war übertrieben. Umso erfreulicher ist es, dass die Investoren den Rebound an den Märkten nutzen konnten. Viele stehen immer noch an der Seitenlinie und warten einen günstigen Einstiegszeitpunkt ab. Wir wollen sie mit unseren Fondsprodukten abholen und ihnen gerade am Weltfondstag eine Anlageperspektive im anhaltenden Umfeld extrem niedriger Zinsen bieten.“ Speziell das regelmäßige Ansparen mit Fonds sei für Privatinvestoren eine Alternative zu niedrig verzinsten Sparverträgen und Immobilien, betont Bednar. Durch den Cost-Average-Effekt können die Preisschwankungen an den Märkten für ein besseres Veranlagungsergebnis genützt werden. Wichtig sei jedenfalls eine ausreichend lange Anlagedauer, um die Vorteile von Fonds und die Ertragschancen realisieren zu können.
Aktienfonds wieder im Kommen – Nachhaltigkeitsfonds mit deutlichem Plus
Bei den für Ende März ausgewiesenen Volumendaten der VÖIG fällt auf, dass sich der Anteil der Aktienfonds mit einem Wert von 16,8 Prozent deutlich verbessert hat und auch die für die Fondswirtschaft wichtigen Mischfonds ihre führende Rolle am österreichischen Fondsmarkt mit 43,9 Prozent unterstreichen können, während der Anteil der Anleihenfonds abermals eine Spur auf 39,2 Prozent zurück ging. Einen großen Volumenzuwachs konnten nachhaltige Fonds (gemäß österreichischem Umweltzeichen UZ49) verbuchen: Das Volumen erhöhte sich seit Jahresbeginn um 25,2 Prozent (!) auf 7,9 Milliarden Euro. Der Anteil am gesamten österreichischen Fondsvolumen von 4,6 Prozent ist aber noch ausbaufähig.
Aktienfonds Nordamerika mit bester Performance
Aufgrund der guten Marktentwicklung konnten alle Fondskategorien positive Erträge verbuchen. Performancesieger seit Jahresultimo 2018 waren die Aktienfonds Nordamerika mit 15,54 Prozent. Die Aktienfonds performten in allen Kategorien positiv. Im Bereich der vermögensverwaltenden Fonds bewegte sich die Wertentwicklung zwischen rund 4,01 und 7,46 Prozent. Bei den Anleihenfonds legten die Erträge zwischen 0,89 und 3,02 Prozent zu. Auf einen Zeitraum von 5 Jahren rückgerechnet nähern sich die Erträge der Mischfonds den Aktienfonds bzw. können diese vereinzelt sogar übertreffen. Sehen lassen kann sich auch die Performance von nachhaltigen Fonds von 6,09 Prozent seit Jahresbeginn und im Schnitt 3,02 Prozent p.a. über 5 Jahre.
Offene Immobilienfonds erreichen neuen Rekordwert
An der Vorliebe von Herr und Frau Österreicher für Immobilien hat sich 2019 nichts verändert. Das Volumen der offenen Immobilienfonds wuchs im ersten Quartal 2019 um 3,9 Prozent auf die Marke von 8,67 Milliarden Euro, und das obwohl nicht alle Fonds aktuell gezeichnet werden können. „Die Immobilienfonds vermitteln Stabilität und sind ein wichtiger Baustein der Risikostreuung im Veranlagungsprofil von Privatinvestoren“, betont VÖIG-Präsident Bednar. Die Herausforderung für die Anbieter bestehe darin, geeignete Objekte für die hohe Nachfrage zu finden, die auch einigermaßen attraktive Renditen abwerfen.
Insgesamt verwalteten die 17 österreichischen Verwaltungsgesellschaften per Ende März 2019 1.998 Wertpapierfonds, davon 750 Publikumsfonds und 1.248 Spezialfonds. Es wurden seit Jahresbeginn 21 Fonds geschlossen und 27 fusioniert. Gleichzeitig wurden 16 Wertpapierfonds und 1 Immobilienfonds neu aufgelegt.
Weltweites Fondsvermögen blieb trotz Marktverwerfungen auf Rekord-Hoch
2018 war für die Fondsindustrie weltweit ein herausforderndes Jahr. Die politischen Unsicherheiten und der China-USA-Handelskonflikt ließ die Kauflaune der Investoren nach einem noch positiven Jahresstart am Ende ziemlich verderben. Per Jahresende 2018 stand das weltweite in Fonds veranlagte Volumen (nach der Definition UCITS & AIF) beim Ausgangspunkt von 44 Billionen Euro, nachdem es im dritten Quartal bis auf 47 Billionen Euro geklettert war. „Trotz der Marktverwerfungen im Dezember konnte das Rekord-Hoch des Vorjahres verteidigt werden. Nach zehn Jahren mit ständig wachsenden Fondsvolumina stehen wir zu Jahresbeginn 2019 noch immer bei einer Verdreifachung der weltweiten Volumina, ausgehend von 2008“, gab der Generalsekretär der VAIÖ (Vereinigung Ausländischer Investmentgesellschaften in Österreich), Berndt May, anlässlich des Weltfondstags am 19. April bekannt.
In Europa gelang die Verteidigung des Höchstmarken nicht. Das Fondsvolumen der europäischen Fondsgesellschaften verringerte sich zum Jahresultimo 2018 um 3 Prozent auf rund 15,2 Billionen Euro.
Weltweit dominieren weiterhin Aktienfonds mit einem Marktanteil von 40 Prozent. Die am Marktanteil gemessen zweitgrößte Anlageklasse sind Anleihenfonds (21,1 Prozent), gefolgt von Multi-Asset (gemischten/balanced) Investmentfonds mit einem Marktanteil von 17,2 Prozent. „Der vergleichsweise hohe Anteil an Geldmarktfonds von 12,1 Prozent, zeigt, dass die Investoren gerade zu Jahresende ihr Pulver ins Trockene gebracht haben. Wir gehen davon aus, dass die Fondsinvestoren weltweit zu Jahresbeginn 2019 mehr Risikobereitschaft erkennen ließen“, so May.
Weltfondstag erinnert an den ersten Fonds in den Niederlanden
Am 19 April wird in der österreichischen Finanzbranche bereits zum siebenten Mal der Weltfondstag begangen. Dieser Tag ist dem Vater des Fondsgedankens, dem Niederländer Abraham van Ketwich gewidmet, der am 19. April 1744 geboren wurde. Ketwich erkannte, dass mit Hilfe eines Fonds die Risiko-Streuung deutlich besser wird und gleichzeitig die Kosten für jeden Anteilsinhaber kleiner werden. Damit wurde der Grundstein für den heutigen, modernen Investmentfonds gelegt.
Der Weltfondstag wird von verschiedenen Marketing- und Werbeschwerpunkten der Verbände und der Fondsgesellschaften getragen. Diese reichen von Schwerpunkten in Bankfilialen und Kundenveranstaltungen zum Thema „Vorsorgen und Veranlagen mit Fonds“ bis zur Bonifikationen bei der Eröffnung von Fonds bzw. Fondssparplänen.