e-fundresearch.com #AssetAllocationForum | Gold(ene) Zeiten: Was treibt den Höhenflug?
Schon seit langer Zeit wird Gold von Menschen als verlässliches Anlageinstrument betrachtet, das als sicherer Hafen in wirtschaftlich unsicheren Zeiten dient. Unter dem Bretton-Woods-Abkommen stand es sogar im Zentrum der Weltwirtschaft. Doch in der modernen Finanzwelt steht Gold vor Herausforderungen: Es zahlt keine Rendite und verursacht Lagerkosten. In den letzten Wochen hat Gold aber ein neues Allzeithoch erreicht und damit die Aufmerksamkeit vieler Investoren auf sich gezogen
Die e-fundresearch.com Redaktion hat sich deshalb für die neueste Ausgabe der Umfrageserie #AssetAllocationForum exklusiv in seinem internationalen Expertennetzwerk umgehört.
Unsere Frage an Fondsgesellschaften:
Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Edelmetalls? Welche Faktoren sehen Sie als treibende Kräfte hinter diesem Anstieg, und wie wird sich dies in Zukunft entwickeln? Welche strategische Rolle spielt Gold derzeit in Ihrer taktischen bzw. strategischen Asset Allocation? Und mit welchen konkreten Instrumenten setzen Sie Ihr Gold-Exposure auf Portfolioebene um?
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Alexander Posthoff, Senior Portfolio Manager, BANTLEON
Da EZB und Fed die Zinsen wieder senken dürften, ist der Goldpreis mittelfristig unterstützt. Gleichzeitig sollte die durch Geopolitik und globale Umstrukturierung getriebene Nachfrage anhalten und damit auch das sehr positive Umfeld für den Goldpreis.
Das aktuell große Interesse der Anleger an Gold ist aus taktischer Sicht negativ – begrenzte Rücksetzer sind möglich. Mittelfristig befindet Gold sich aber in einem stabilen Aufwärtstrend.
Für uns war Gold bisher eine Absicherung gegen geopolitische Risiken und Inflation. Aufgrund des Wertzuwachses ist Gold inzwischen auch eine sehr positive Ertragsquelle geworden.
Dr. Bert Flossbach, Gründer und Vorstand der Flossbach von Storch AG, Flossbach von Storch
Gold ist ein wichtiger Wertanker in einer zunehmend komplexen und fragilen Welt. In den vergangenen Jahrzehnten sind praktisch alle Krisen mit der gleichen Therapie bekämpft worden – mehr Geld. Die nächste Krise könnte erneut den Euro betreffen, falls die Haushaltsdefizite weiter ausufern. Das Erstarken populistischer Parteien in vielen Ländern der Eurozone dürfte die Ausgabendisziplin insgesamt noch weiter schwächen. In den USA sieht es in puncto Haushaltsdisziplin nicht besser aus. Die US-Staatsschulden belaufen sich auf mehr als 120 Prozent des BIP – Tendenz weiter steigend. Das alles spricht für eine fortsetzende Abwertung der Papiergeldwährungen gegenüber Gold.
Für uns ist das Edelmetall (physisch wie nicht physisch) fester Bestandteil unserer gemischten Portfolios – und bleibt es auch.
Yves Ceelen, CIO Global Balanced und Head of Institutional Portfolio Management, DPAM
Nach dem Überfall auf die Ukraine wurden Russlands US-Staatsanleihen eingefroren und die Kupons zur Unterstützung der Ukraine verwendet. Länder wie China griffen danach zu Gold als Alternative zu US-Staatsanleihen. Die Nachfrage vieler Schwellenländer trieben den Preis nach oben. Der Goldpreis erhielt zudem Auftrieb, als die US-Inflationszahlen im Juni schwächer als erwartet ausfielen, was Zinssenkungen wahrscheinlicher macht. Gold entwickelt sich in der Regel gut, wenn Zinssenkungen anstehen. Derzeit rechnet der Markt mit drei Senkungen der Fed bis Ende Januar 2025. Sorgen um die nach der Finanzkrise und der Pandemie gestiegene Staatsverschuldung treiben den Goldpreis angesichts gestiegener Zinsen und Herausforderungen (z.B. Verteidigung, Klimawandel) ebenfalls. Angesichts dieser Faktoren halten wir Gold für günstig. Idealerweise wird die Position in Instrumenten wie ETCs gehalten, die ihrerseits das physische Gold halten. Der Portfolioanteil sollte mind. 5% betragen.
Joe Lunn, Fondsmanager, Gold & Silver, Jupiter Asset Management
Die Jupiter Gold & Silver-Strategie allokiert ausschließlich in Gold- und Silber-Bullion-Trusts (keine ETFs) sowie in Bergbauaktien mit Gold- und Silberminen in Nord- und Südamerika sowie Australien. Der Rekordgoldpreis erhöht die operativen Margen der Minenbetreiber, aber die Stimmung der Anleger ist weiterhin schwach und der Sektor ist unterbewertet. Unsere Analyse der Nettovermögenswerte und Cashflow-Multiplikatoren zeigt weiterhin günstige Bewertungen im Sektor. Unsere Entscheidung, das Engagement in Silber zu erhöhen, basiert auf dem günstigen Gold-Silber-Verhältnis. Silberminen gelten als besonders wertvoll, da Gold neue Höchststände erreicht hat, während Silber 40% unter seinem Höchststand von 2011 liegt.
Charlotte Peuron, Equity Fund Manager, Crédit Mutuel Asset Management
Hinter dieser Entwicklung stehen 1. die anhaltende Schmucknachfrage, 2. die Investitionen asiatischer Anleger in physisches Gold und 3. die massiven Käufe der EM-Zentralbanken, insbesondere Chinas, die ihre Abhängigkeit vom US-Dollar verringern wollen. Auch wenn China nach 17 Monaten eine Kaufpause einzulegen scheint, dürften die Zentralbankkäufe ein unterstützender Faktor bleiben, da ihre Goldreserven nur 4 bis 5 % ihrer Devisenreserven ausmachen.
Gold und der Goldsektor spielen eine Diversifizierungsrolle, da sie mit anderen Finanzanlagen invers korrelieren. Gold kann das Risiko-/Renditeprofil eines Portfolios mittel- und langfristig verbessern.
Ein Gold-Exposure kann über börsennotierte Goldminenunternehmen erreicht werden. Derzeit ist das Umfeld günstig: hohe Produktion, hohe Goldpreise, kontrollierte Produktionskosten. Dies führt zu freiem Cashflow und Aktienerträgen – zwei Faktoren, die den Unternehmenswert steigern.
Oliver Blackbourn, Portfoliomanager, Janus Henderson Investors
Vielmehr gehen wir davon aus, dass eher finanzsensible Marktteilnehmer für den jüngsten Preisanstieg verantwortlich sind. Die Aussicht auf vorzeitige Zinssenkungen der US-Notenbank hat dazu beigetragen, die Renditen von US-Treasuries sowie den US-Dollar zu drücken – zeitgleich mit dem jüngsten Goldpreisanstieg. Dies deutet auf die mögliche Rückkehr traditionellerer Einflussfaktoren hin, neben einer wahrscheinlichen Zunahme der Sensibilität gegenüber der Geopolitik.
Ronald Stöferle, Fund Management, Incrementum
In unserem Incrementum Crypto Gold Fonds nutzen wir die geringe Korrelation von Gold und Kryptowährungen, um einen diversifizierenden Fondsbaustein mit attraktivem Risiko-Ertrags-Verhältnis anbieten zu können.
Ziel des Incrementum Active Gold Fund ist es, eine Outperformance gegenüber Gold zu generieren. Eine aktive Beta-Steuerung sowie eine breite Asset-Allokation von unterschiedlichen Anlagen im Edelmetallbereich werden in dem Fonds umgesetzt. Aktuell sind Gold- und Silberminenaktien aus dem Mid-Cap-Bereich übergewichtet. Zudem halten wir Unternehmensanleihen von Goldminenaktien im Large-Cap-Bereich. Weiters sind Royalty- und Streaming-Unternehmen Bestandteil des Portfolios. Die größten Positionen sind Wesdome Gold Mines, Calibre Mining und OceanaGold.
Daniel Kerbach, Chief Investment Officer, BayernInvest
Seit Jahresanfang ist der Goldpreis zuletzt stark angestiegen und hat deutlich zur Performance unserer Multi Asset-Produkte beigetragen. Aktuell schreiten v.a. die Gold-Zukäufe der Zentralbanken in den Schwellenländern weiter voran. Gerade die BRICS-Staaten kaufen aktiv zu und erhöhen die Gold-Positionen in ihren Zentralbankbilanzen. Unserer Einschätzung nach ist der Zenit hier indes vorerst erreicht – weshalb wir in unserer Investmentempfehlung zu ersten Gewinnmitnahmen über den Sommer hinweg raten.
Zur Diversifikation bleibt eine aktive Beimischung von Gold aber weiterhin sinnvoll – nicht zuletzt aufgrund anhaltender geopolitischer Unsicherheiten. Die hohe Volatilität dieser Assetklasse wird uns dabei vorerst wohl erhalten bleiben. Umso wichtiger ist es, diese Assetklasse aktiv zu bewirtschaften und die Märkte stets genau im Blick zu haben, um punktgenau reagieren zu können
Peter Smith, International Equity Strategist, Federated Hermes Inc
Gerade wenn der US-Dollar nach einem Jahrzehnt relativer Stärke schwächeln sollte, ist es an der Zeit zu diversifizieren. Dann könnte vielleicht auch eine Allokation in internationale Aktien eine angemessene Reaktion auf den steigenden Goldpreis sein.
Mirko Ranno, Produktspezialist für die Fonds HANSAgold und HANSAwerte, PUNICA Invest GmbH
Realzinsen und Goldpreis waren historisch betrachtet negativ korreliert. Aktuell findet eine Entkoppelung statt, da die Verunsicherung schwerer wiegt als die Opportunitätskosten. Die anstehende Zinswende in den USA könnte den Goldpreis durch reduzierte Opportunitätskosten weiter ansteigen lassen und weltweit für Zuflüsse in Gold-ETFs sorgen. Eine mögliche Wiederwahl Donald Trumps könnte die Notierung ebenfalls stützen, da seine Politik möglicherweise zu verschärften geopolitischen Spannungen und Handelskonflikten führt.
Catherine Doyle, Investmentspezialistin im Global Real Return Team von Newton, Teil von BNY Investments, Newton, Teil von BNY Investments
Auch die geopolitische Unsicherheit dürfte den Goldpreis begünstigt haben. Kriege toben und die politische Stimmung in einigen der wichtigsten Volkswirtschaften der Welt hat sich geändert, was zu weiteren Unwägbarkeiten führt. Der vielleicht aufschlussreichste Faktor zur Erklärung der jüngsten Preisentwicklung ist die Rolle von Gold als Absicherung gegen mögliche geldpolitische Fehler. Die Zentralbanken müssen beurteilen, wie sie einen Ausgleich schaffen können. Dabei müssen sie eine Reihe von Schlüsselvariablen beachten, insbesondere die hartnäckig über dem Zielwert liegende Inflation. Die Geschichte zeigt, dass eine sanfte Landung unwahrscheinlich ist. Gold könnte dies erahnen. Es ist möglich, dass die Zentralbanken der Entwicklung hinterherhinken und Gold könnte in diesem Fall ein Warnsignal sein.
Dies ist Teil 1 von 2 unserer Gold-Umfrage. Teil 2 lesen Sie nächste Woche.
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