Während Europa über massive Verteidigungsausgaben diskutiert und die USA eine Waffenruhe in der Ukraine vermitteln wollen, steht die Frage nach Rüstungsinvestitionen für Anleger mehr denn je im Fokus. Sind Investitionen in die Verteidigungsindustrie angesichts der aktuellen Bedrohungslage unvermeidbar, oder sind sie mit nachhaltigen und ethischen Anlagekriterien unvereinbar?
In der aktuellen Ausgabe von e-fundresearch.com #Nachgefragt haben wir führende Finanzexperten um ihre Einschätzung gebeten. Welche Kriterien setzen sie an, wenn sie in Rüstungsunternehmen investieren? Gibt es aus ihrer Sicht „verantwortungsvolle“ Rüstungsinvestitionen – oder lehnen sie diese kategorisch ab? Die Antworten im Überblick.

Marie Niemczyk, Head of ESG Client Portfolio Management, Candriam
Entscheidend ist, dass unsere Analyse im Verteidigungssektor auf einer gründlichen Fundamentaldatenrecherche beruht, die sich mit den wichtigsten Herausforderungen – wie Datenverfügbarkeit, Transparenz in Bezug auf Verträge und Kunden, nachgelagerte Verwendungen und Embargos – sowie mit den damit verbundenen Nachhaltigkeitsrisiken befasst.
Wir berücksichtigen die laufende Debatte über die europäischen Verteidigungskapazitäten und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen und betonen gleichzeitig die anhaltende Bedeutung von Nachhaltigkeitsaspekten.

Martijn Rozemuller, CEO, VanEck Europe
Verteidigung wird zunehmend nicht mehr rein militärisch betrachtet, sondern als Bestandteil der Nachhaltigkeit, der die demokratischen Institutionen und Wirtschaftssysteme schützt, die durch ESG-Investitionen unterstützt werden sollen.
Der zugrundeliegende Index für unseren Defense ETF enthält nur Unternehmen aus NATO- und verbündeten Ländern, die mindestens 50% ihrer Einnahmen aus verteidigungsbezogenen Branchen erzielen, wie etwa Verteidigungstechnologien, -dienstleistungen oder IT/Analytik. Der Index schließt Unternehmen aus, die in kontroverse Waffen oder Verstößen gegen den UN Global Compact (UNGC) und die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen involviert sind. Das ermöglicht einen verantwortungsvollen Investitionsrahmen, sodass auch Anleger mit strengen internen ESG-Richtlinien in einem ethisch und rechtlich akzeptablen Rahmen Kapital in Rüstungsunternehmen investieren können.

Tom Bailey, Head of ETF Research, HANetf
Der NATO ETF Future of Defence von HANetf investiert ausschließlich in Unternehmen mit Sitz in NATO-Staaten oder verbündeten Ländern, die mindestens 50% ihrer Einnahmen mit Verteidigungsgütern oder Cybersicherheit im Rahmen von Verträgen mit NATO-Mitgliedern erzielen. Einzelpositionen sind auf 5%, einzelne Länder auf 60% begrenzt, um die Diversifikation zu gewährleisten. Unsere ESG-Kriterien basieren auf den Prinzipien des UN Global Compact und den OECD-Leitsätzen. Durch diese Auswahl zielen wir darauf ab, geopolitische Risiken zu minimieren und ermöglichen Investitionen in Unternehmen, die zur langfristigen Sicherheit Europas beitragen.

Florent Griffon, Responsible Investment Specialist, DPAM
Ein verantwortungsbewusstes Unternehmen würde nur konventionelle Rüstungsgüter zu Verteidigungszwecken an demokratische Regierungen verkaufen, die nicht in einen Angriffskonflikt verwickelt sind. Der Anbieter würde sich bemühen, die mit seinen Produkten verbundenen Schäden für Mensch und Umwelt zu minimieren. Er sollte zudem über eine strenge Antikorruptionsrichtlinie verfügen und in den letzten fünf Jahren in keine Korruptionsaffäre verwickelt gewesen sein. Dies sind Minimalanforderungen.
Unsere nachhaltigen Investmentstrategien, die Anforderungen von Nachhaltigkeits-Labels sowie regulatorische Anforderungen berücksichtigen, investieren den Kundenerwartungen entsprechend nicht in Rüstungstitel.
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