Umfrage | Rüstungsinvestitionen: (K)ein Thema für Anleger?

Die geopolitische Lage verschärft sich, und mit ihr wächst die Diskussion über Rüstungsinvestitionen. Sind sie angesichts der aktuellen Bedrohungslage notwendig, oder sollten ethische und nachhaltige Aspekte Vorrang haben? In der neuesten Ausgabe von #Nachgefragt haben wir Asset Manager um ihre Einschätzungen gebeten – die Ergebnisse lesen Sie hier. Funds | 21.03.2025 18:45 Uhr

Während Europa über massive Verteidigungsausgaben diskutiert und die USA eine Waffenruhe in der Ukraine vermitteln wollen, steht die Frage nach Rüstungsinvestitionen für Anleger mehr denn je im Fokus. Sind Investitionen in die Verteidigungsindustrie angesichts der aktuellen Bedrohungslage unvermeidbar, oder sind sie mit nachhaltigen und ethischen Anlagekriterien unvereinbar?

In der aktuellen Ausgabe von e-fundresearch.com #Nachgefragt haben wir führende Finanzexperten um ihre Einschätzung gebeten. Welche Kriterien setzen sie an, wenn sie in Rüstungsunternehmen investieren? Gibt es aus ihrer Sicht „verantwortungsvolle“ Rüstungsinvestitionen – oder lehnen sie diese kategorisch ab? Die Antworten im Überblick.

Marie Niemczyk, Head of ESG Client Portfolio Management, Candriam
© Candriam

Marie Niemczyk, Head of ESG Client Portfolio Management, Candriam

Candriam bietet eine Reihe unterschiedlicher Investitionsmöglichkeiten im Verteidigungssektor. Die nachhaltigen Produkte von Candriam investieren allerdings nicht in diesen Sektor. Alle Portfolios schließen Waffen aus, die durch internationale Abkommen verboten sind, während einige Strategien lediglich diese Ausschlüsse anwenden und im Rahmen ihres jeweiligen Investmentprozesses in andere Bereiche des Sektors investieren.

Entscheidend ist, dass unsere Analyse im Verteidigungssektor auf einer gründlichen Fundamentaldatenrecherche beruht, die sich mit den wichtigsten Herausforderungen – wie Datenverfügbarkeit, Transparenz in Bezug auf Verträge und Kunden, nachgelagerte Verwendungen und Embargos – sowie mit den damit verbundenen Nachhaltigkeitsrisiken befasst.

Wir berücksichtigen die laufende Debatte über die europäischen Verteidigungskapazitäten und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen und betonen gleichzeitig die anhaltende Bedeutung von Nachhaltigkeitsaspekten.
Martijn Rozemuller, CEO, VanEck Europe
© VanEck Europe

Martijn Rozemuller, CEO, VanEck Europe

Die russische Invasion in der Ukraine hat deutlich gemacht, wie notwendig robuste Verteidigungskapazitäten sind und dass die Aufrechterhaltung der Sicherheit auch eine wichtige Säule der langfristigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Widerstandsfähigkeit ist.
Verteidigung wird zunehmend nicht mehr rein militärisch betrachtet, sondern als Bestandteil der Nachhaltigkeit, der die demokratischen Institutionen und Wirtschaftssysteme schützt, die durch ESG-Investitionen unterstützt werden sollen.
Der zugrundeliegende Index für unseren Defense ETF enthält nur Unternehmen aus NATO- und verbündeten Ländern, die mindestens 50% ihrer Einnahmen aus verteidigungsbezogenen Branchen erzielen, wie etwa Verteidigungstechnologien, -dienstleistungen oder IT/Analytik. Der Index schließt Unternehmen aus, die in kontroverse Waffen oder Verstößen gegen den UN Global Compact (UNGC) und die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen involviert sind. Das ermöglicht einen verantwortungsvollen Investitionsrahmen, sodass auch Anleger mit strengen internen ESG-Richtlinien in einem ethisch und rechtlich akzeptablen Rahmen Kapital in Rüstungsunternehmen investieren können.
Tom Bailey, Head of ETF Research, HANetf
© HANetf

Tom Bailey, Head of ETF Research, HANetf

Die geopolitische Realität hat die Debatte über Investitionen in die Verteidigung verändert. Während ethische Bedenken weiterhin eine Rolle spielen, erkennen immer mehr Länder, dass eine starke Verteidigungsinfrastruktur für die Sicherheit und Stabilität in Europa unerlässlich ist. In unserem Bull-Case-Szenario gehen wir davon aus, dass die Verteidigungsausgaben der NATO-Mitglieder (ohne die USA) bis 2029 auf 5% des BIP steigen könnten, was zusätzliche Ausrüstungsausgaben von bis zu 350 Milliarden US-Dollar bedeuten würde.

Der NATO ETF Future of Defence von HANetf investiert ausschließlich in Unternehmen mit Sitz in NATO-Staaten oder verbündeten Ländern, die mindestens 50% ihrer Einnahmen mit Verteidigungsgütern oder Cybersicherheit im Rahmen von Verträgen mit NATO-Mitgliedern erzielen. Einzelpositionen sind auf 5%, einzelne Länder auf 60% begrenzt, um die Diversifikation zu gewährleisten. Unsere ESG-Kriterien basieren auf den Prinzipien des UN Global Compact und den OECD-Leitsätzen. Durch diese Auswahl zielen wir darauf ab, geopolitische Risiken zu minimieren und ermöglichen Investitionen in Unternehmen, die zur langfristigen Sicherheit Europas beitragen.
Florent Griffon, Responsible Investment Specialist, DPAM
© Degroof Petercam Asset Management (DPAM)

Florent Griffon, Responsible Investment Specialist, DPAM

Wenn wir in Rüstungstitel investieren, geschieht dies nur i.R. von Fonds, die nach SFDR Art6 eingestuft sind, sowie in Art8-Fonds, die nicht „ESG“ oder „Sustainable“ im Fondsnamen haben. In diesen Strategien wird bereits in Rüstungsfirmen investiert. Diese dürfen nichts mit umstrittenen Waffen zu tun haben. Je nach ESG-Ambition der Anlagestrategie wird zudem das Unternehmensverhalten überprüft, z.B. was wichtige globale Standards oder mögliche Beteiligungen an ESG-Kontroversen angeht.

Ein verantwortungsbewusstes Unternehmen würde nur konventionelle Rüstungsgüter zu Verteidigungszwecken an demokratische Regierungen verkaufen, die nicht in einen Angriffskonflikt verwickelt sind. Der Anbieter würde sich bemühen, die mit seinen Produkten verbundenen Schäden für Mensch und Umwelt zu minimieren. Er sollte zudem über eine strenge Antikorruptionsrichtlinie verfügen und in den letzten fünf Jahren in keine Korruptionsaffäre verwickelt gewesen sein. Dies sind Minimalanforderungen.

Unsere nachhaltigen Investmentstrategien, die Anforderungen von Nachhaltigkeits-Labels sowie regulatorische Anforderungen berücksichtigen, investieren den Kundenerwartungen entsprechend nicht in Rüstungstitel.

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Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.

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