Liquide und risikoarme Werte sind in den letzten Wochen überverkauft worden. In diesen defensiveren Marktsegmenten ergeben sich inzwischen attraktive Anlagemöglichkeiten. Die Risikoaufschläge für US-Hochzinsanleihen (gemessen am ICE BofA US High Yield Index; Stand: 18. März 2020) liegen derzeit bei über 900 Basispunkten, was selten passiert. Bei solchen Prämien könnten langfristige Anleger in den nächsten fünf Jahren zweistellige Renditen erzielen.
Natürlich stellen sich viele Fragen, auf die wir noch keine Antwort haben:
- Wie stark wird die Pandemie die Weltwirtschaft belasten?
- Können Regierungen und Zentralbanken die Wirtschaft stützen? Wie schnell wirken die Hilfsmaßnahmen?
- Wann schöpfen die Märkte Hoffnung auf eine Besserung der Lage?
- Können Unternehmen eine drastisch niedrigere Nachfrage über 18 bis 24 Monate überleben?
Bisher machen wir uns ein Bild von der Entwicklung und versuchen zu verstehen, wie der Markt diese Faktoren einpreist. Größere Risiken gehen wir daher noch nicht ein. Allerdings sehen wir Chancen für langfristige Anleger, denn es gibt auch positive Nachrichten:
- Viele der robusteren Emittenten mit großen und liquiden Kapitalstrukturen sind bei dem Ausverkauf zu stark unter Druck geraten, die Bewertungen in diesem Marktsegment erscheinen uns inzwischen attraktiv.
- Das Spread-Spreadverhältnis am US High Yield-Markt von CCC- zu BB-Anleihen liegt aktuell bei 2,5, im 5-Jahres-Durchschnitt hingegen bei 3,5. Bei einer Trendumkehr sollten sich die risikoärmeren Werte überdurchschnittlich entwickeln.
- Wir halten die Kapitalstrukturen einzelner Collateralised Loan Obligations (CLO) bis hin zu BB- Tranchen auch weiterhin für fundamental robust.
- Leveraged Loans (gemessen am S&P/LSTA Leveraged Loan Index) werden mit drastischen Abschlägen behandelt. In den Kursen ist ein Blutbad eingepreist, selbst wenn man von einer unterdurchschnittlichen Erlösquote ausgeht. (Per 18. März 2020 lag der durchschnittliche Preis bei 81,4 US-Dollar.) Allerdings sind die stark mitgenommenen Energiewerte nur begrenzt in dem Index enthalten.
- Der Rückzug in sicherere Werte im Energiesektor war phasenweise schwierig. Einige solide Emittenten, die sowohl durch schwache Nachfrage als auch das steigende Angebot aus Saudi-Arabien belastet werden, kamen durch die höheren Handelsvolumen (im Vergleich zu weniger liquiden und solventen Wettbewerbern) auch von technischer Seite unter Druck. Um die Emittenten zu identifizieren, die den Absturz der Ölpreise wahrscheinlich überleben werden, ist vor allem ein genaues Verständnis der Finanzliquidität von Energieunternehmen wichtig. Einige der robusteren Emittenten sind unerwartet deutlich in Mitleidenschaft gezogen worden und werden sich stärker erholen.
- Teile des Technologiesektors profitieren von der steigenden Nachfrage nach PCs und IT-Ausrüstung, da mehr Menschen von zu Hause aus arbeiten.
- Die Kupons am europäische High Yield-Markt sind in der Regel niedriger als in den USA, weshalb auch die Kurse in Europa oft deutlicher gefallen. Bei einer Stabilisierung der Märkte rechnen wir auch hier mit einer Trendumkehr.
Fazit: Trotz der Liquiditätsschwankungen sehen wir an den Kreditmärkten weiterhin Potenzial für aktive Manager.
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Der ICE BofAML US High Yield Index ist ein Index für US-Unternehmensanleihen mit einem Rating unterhalb von Investment Grade. Der Index wird nicht aktiv gemanagt.
Der S&P/LSTA Leveraged Loan Index ist ein Index für den institutionellen Leveraged Loan-Markt. Der Index wird nicht aktiv gemanagt.
Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage am Rentenmarkt können zu Unsicherheiten bei der Wertfeststellung und zu höherer Volatilität, weniger Liquidität, größeren Kreditrisikoprämien und dem Verlust von Preistransparenz am Markt führen. Anlagen in verzinsliche Wertpapiere können durch Veränderungen in der Kreditwürdigkeit des Emittenten beeinträchtigt werden und sind mit dem Risiko behaftet, dass der Emittent Kapital und Zinsen nicht zahlt, beziehungsweise zurückzahlt. Der Wert verzinslicher Wertpapiere kann auch aufgrund tatsächlicher oder vermuteter Bedenken bezüglich der Fähigkeit des Emittenten zur Tilgung beziehungsweise Zinszahlung zurückgehen. Bei steigenden Zinsen ist es wahrscheinlich, dass der Wert bestimmter verzinslicher Wertpapiere fällt. Anlagen mit höherem Risiken bieten nicht zwangsläufig mehr Renditepotenzial. Diversifikation garantiert keine Gewinne und räumt keine Verlustrisiken aus. Schuldverschreibungen unterliegen dem Risiko, dass der Emittent seiner Zahlungsverpflichtung nicht nachkommt. Die Strategie investiert in Schuldverschreibungen mit niedrigem oder äquivalente Wertpapiere ohne Rating; Schuldverschreibungen dieser Art bieten in der Regel eine höhere Rendite als Wertpapiere mit höherem Rating, sind daher jedoch mit größeren Ausfallrisiken durch den Emittenten behaftet. Anleihen ohne Rating gelten grundsätzlich als spekulativ.
Kreditratings messen die Qualität einer Anleihe anhand der Bonität des Emittenten; Ratings von S&P reichen von AAA (höchstes Rating) bis D (niedrigstes Rating). Ratings von Standard and Poor's oder Fitch von BBB- oder höher (Moody‘s: Baa3 oder höher) gelten als „Investment Grade“. Kreditratings basieren weitgehend auf der Analyse der Ratingagentur zum Zeitpunkt der Ratingvergabe. Das Rating eines bestimmten Wertpapiers ist nicht zwingend gleichbeutend mit der aktuellen Finanzlage des Emittenten und spiegelt nicht zwingend die Einschätzung der Volatilität des Marktwertes eines Wertpapiers oder der Liquidität einer Anlage wider. Wenn die Ratingagenturen ein Wertpapier uneinheitlich bewerten, wird das niedrigere Rating verwendet. Die als „nicht bewertet“ bezeichneten Positionen haben von den oben genannten nationalen Rating-Agenturen kein Rating erhalten. Die Ratings stammen je nach Fall von Moody's, S&P oder Fitch.
Die Wertentwicklung der Vergangenheit garantiert keine zukünftigen Ergebnisse.