e-fundresearch: Frau Staudner, Sie sind Geschäftsführerin der Constantia Privatbank KAG. Welche Prognosen zur aktuellen Wirtschaftsentwicklung hat Ihre Haus, welche Risiken sehen Sie und wie wird sich der mögliche Irak Krieg auf die Aktienmärkte auswirken?
Elisabeth Staudner: Die Wirtschaftsprognosen haben sich in letzter Zeit deutlich nach unten bewegt. In den USA sinkt jetzt auch das Verbrauchervertrauen und der Einkaufsmanagerindex liegt zum ersten Mal unter 50, also auf Rezessionsniveau. Der Ölpreis ist derzeit auch relativ hoch und die Unsicherheit durch den möglichen Irak Krieg rundet das Bild ab. Deshalb gehen wir mit einer höheren Wahrscheinlichkeit, also mit über 50 Prozent, davon aus, dass es in den USA ein Double-Dip geben wird.
Kein Eigenleben außerhalb der USA
Die restlichen Regionen haben leider überhaupt kein Eigenleben: Europa sieht sehr schlecht aus – helfen könnte nur eine Leitzinssenkung der EZB. Japan ist eine ziemliche Katastrophe. Etwas besser, aber auch nicht wirklich gut, sind die Emerging Markets in Asien und Osteuropa. Insgesamt gehen wir aber frühestens Anfang 2003 von einer gewissen Erholung der Weltwirtschaft aus.
Wesentlich ist das Irak Szenario. Wir gehen hier von einer militärischen Auseinandersetzung im Laufe des vierten Quartals aus. Im Unterschied zum Irak Krieg vor 11 Jahren wird es jetzt aber zusätzlich zu Luftangriffen auch Landoperationen mit Special Forces geben, die eine Machtablöse dort einleiten werden. Das Ganze wird dann natürlich länger dauern als damals und somit höhere Kriegskosten verursachen. Der letzte Golfkrieg hat 60 Mrd. US-Dollar gekostet – wir schätzen jetzt Kosten von 100-200 Mrd. US-Dollar liegen werden. Das ist natürlich einen große Belastung für die Budgets der USA und der NATO Partner.
„Anleger sind konservativer geworden“
e-fundresearch: Wie reagiert die Fondsindustrie eigentlich auf die veränderten Marktbedingungen: Boomphase bis 2000, Platzen der TMT-Bubble und die jetzt schon fast 3 Jahre andauernde Baisse?Elisabeth Staudner: Es ist deutlich zu merken, dass die Anleger konservativer geworden sind und das Risikobewusstsein sehr stark gestiegen ist. Früher stand der Ertrag mehr im Vordergrund, jetzt rückt der Werterhalt immer mehr in den Vordergrund. Die Portfolios haben deshalb die Tendenz konservativer zu sein: die Aktienquote wurde deutlich zurückgeschraubt. Vor allem wird nach Alternativen zur Portfoliostabilisierung gesucht. Neben Aktien und Renten wird schon häufig auf Immobilien oder Immobilien-Wertpapiere zurückgegriffen, weil diese nur wenig mit klassischen Märkten korreliert sind. Darüber hinaus erfreuen sich Hedge Fonds großer Beliebtheit.
e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!