e-fundresearch.com: Welche persönlichen Lehren ziehen Sie aus den Marktentwicklungen 2015?
Michael Merz: Die gesunkene Sekundärmarktliquidität bei Unternehmensanleihen führt dazu, dass Anleihen gerade in Ausverkaufssituationen, oft über das fundamental gerechtfertigte Maß hinaus, stark unter Druck geraten können. Dadurch werden aber auch Chancen kreiert, die aktiven opportunistischen Investoren wie StarCapital, attraktive antizyklische Kaufgelegenheiten bieten.
e-fundresearch.com: Fondsperformance 2015: Von welchen Trends konnten Sie im Jahresverlauf besonders profitieren und welche Entwicklungen haben Sie „auf dem falschen Fuß“ erwischt?
Michael Merz: Positiv ausgewirkt hat sich, dass wir Unternehmensanleihen schon zu Beginn des Jahres zu Gunsten von Cash reduziert hatten. So haben wir Gewinne bereits vor Beginn der Korrektur konserviert. Auch unsere USD-Positionierung hat sich positiv auf die Performance ausgewirkt. Auf der anderen Seite muss man rückblickend sagen, dass wir mit dem sukzessiven Aufbau unser Anleihen aus dem Energie- und Rohstoffsektor, etwas zu früh begonnen haben.
e-fundreasearch.com: Mögliche Leitzinswende in den USA – weiteres QE in Japan und Europa: Inwiefern beeinflussen die zunehmend divergierenden Notenbankpolitiken Ihre Investmentstrategie?
"Wir halten den Spielraum der FED für Zinserhöhungen für begrenzt"
Michael Merz: Wir halten USD denominierte Anleihen aufgrund des deutlich höheren Zinsniveaus als in Europa oder Japan für vergleichsweise attraktiv. Diese machen derzeit etwa 40% des Fondsvermögens aus.
Die Zinsdifferenz zwischen 5- jährigen US-Staatsanleihen und deutschen Bundesanleihen liegt derzeit bei 180 Basispunkten und ist im historischen Kontext sehr hoch. Wir halten den Spielraum der FED für Zinserhöhungen für begrenzt und sind der Ansicht, dass die angesprochene Divergenz größtenteils eingepreist sein dürfte.
e-fundresearch.com: In welchen Investmenthemen identifizieren Sie derzeit das vielversprechendste Wertpotenzial?
"Die Unternehmenspolitik richtet sich verstärkt an den Interessen der Gläubiger aus, d.h. die Reparatur der Bilanzen genießt höchste Priorität."
Michael Merz: Großes Wertpotential sehen wir weiterhin vor allem bei Unternehmensanleihen aus dem Energie- und Rohstoffsektor. Durch den starken Rückgang der Rohstoffpreise, sind die Kurse dieser Anleihen stark unter Druck geraten. Hier bieten sich attraktive Anlagemöglichkeiten in vorwiegend USD denominierten Anleihen, die bei kurzer- und mittlerer Restlaufzeit Renditen zwischen 8%-10% p.a. auf Endfälligkeit aufweisen. Die Unternehmenspolitik richtet sich verstärkt an den Interessen der Gläubiger aus, d.h. die Reparatur der Bilanzen genießt höchste Priorität. Dies zeigt sich durch Kapitalerhöhungen, Verkäufe von Vermögenswerten, Dividendenkürzungen, Reduzierung von Investitionsausgaben und Kostensenkungsprogrammen.
e-fundresearch.com: Welche Konsensus-Trades bereiten Ihnen im aktuellen Umfeld die größten Sorgen?
Michael Merz: Aufgrund unseres antizyklischen Investmentstils, ist die Gefahr eher gering ausgeprägten Konsensus-Trades zu folgen. Einzig unser aktuelles long USD- Exposure in Höhe von etwa 10 Prozent fällt in diese Kategorie. Insbesondere unter Diversifikations- und Korrelationsaspekten, im Hinblick auf unsere Investitionen im Energie- und Rohstoffsektor erscheint uns diese Allokation aber weiterhin sinnvoll.
e-fundresearch.com: Wo lauern 2016 die größten Herausforderungen und welche generellen Volatilitätsniveaus erwarten Sie für das nächste Jahr?
"(..) Das Volatilitätsniveau wird aber phasenweise stark ansteigen. Im abgelaufen Kalenderjahr haben wir bereits einen Vorgeschmack darauf erhalten"
Michael Merz: Zahlreiche Anlageklassen erscheinen bereits ambitioniert bewertet und sind somit anfälliger für Korrekturen. Aufgrund des moderaten globalen Wachstums und der weiterhin expansiven Notenbankpolitik, rechnen wir nicht mit einem massiven Einbruch. Das Volatilitätsniveau wird aber phasenweise stark ansteigen. Im abgelaufen Kalenderjahr haben wir bereits einen Vorgeschmack darauf erhalten.
e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch!
Chart: StarCapital Bondvalue UI (seit Auflage)