e-fundresearch.com: Von Brexit bis Donald Trump: Welche persönlichen Lehren ziehen Sie aus den durchaus turbulenten Marktentwicklungen 2016?
Die Wahl Donald Trumps war ein Glücksfall für uns.
Markus Weissörtel: Die Wahl Donald Trumps war ein Glücksfall für uns. Wir hatten uns vor der Entscheidung über Futures abgesichert und haben die Position um 8:00 geschlossen. Danach haben wir sogar eine Longposition aufgebaut. Bei einer Regierung, die in beiden Kammern die Mehrheit hat, können Entscheidungen endlich schnell getroffen werden. Der Grund warum wir uns abgesichert hatten, lag darin, dass das Chance/Risiko Verhältnis für diese Entscheidung sprachen, also dass wir bei einem Wahlsieg von Clinton nicht mit hohen Ausschlägen nach oben gerechnet hatten, bei einem Wahlsieg von Trump aber mit einem deutlichen Rückgang. Für den Wahlsieg waren vor allem die Emotionen der Bevölkerung verantwortlich, und die Tatsache, dass die Bevölkerung endlich echte Ansagen (egal was man davon halten will) wünscht. Immer nur an das Establishment denken und es allen Recht machen wollen, kann langfristig nicht funktionieren. Am Markt wird immer mit Ängsten gespielt und das Fondsmanagement muss immer alle Szenarien durchspielen, um schnell reagieren zu können. Es macht immer Sinn auf die eigenen Erfahrungen zurückzugreifen und sich von den Medien möglichst wenig beeinflussen zu lassen. Aber gerade solche Ereignisse konnten wir im vergangenen Jahr in Performance umsetzen und es werden zukünftig noch häufiger solche Ereignisse auf uns zukommen.
e-fundresearch.com: Welche Philosophie steckt hinter dem - von Ihnen gemanagten - „WSS-Europa“ (AT0000497227)?
Markus Weissörtel: Der WSS Europa Fonds ist ein extrem aktiv gemanagter Fonds und wir versuchen, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Das heißt: Wir suchen fundamental günstige Titel oder Titel mit einem guten Produktportfolio aus, die aber aus markttechnischer Sicht überverkauft sind. Wir sind dabei aber nicht nur auf das Investment in Aktien beschränkt, sondern setzen auch Anleihen und hier vor allem Hybridanleihen aktiv ein. Ziel ist es jedoch eine hohe Korrelation mit den europäischen Aktienmärkten zu haben. Zusätzlich haben wir ein Futureoverlay von maximal 50%. Das heißt wir können bis zu 50% Longpositionen aufbauen oder short gehen – je nachdem wie unsere markttechnische Einschätzung ist.
e-fundresearch.com: Fondsperformance 2016: Von welchen Trends konnten Sie im Jahresverlauf besonders profitieren und welche Entwicklungen haben Sie „auf dem falschen Fuß“ erwischt?
Leider haben wir diese Werte viel zu früh verkauft (...)
Markus Weissörtel: Am Jahresanfang waren wir sehr stark in zyklischen Aktien und Rohstoffwerten investiert. Leider haben wir diese Werte viel zu früh verkauft dort und einen Großteil der Jahresperformance liegenlassen. Auch bei der Erholung der Bankaktien war unser Einstieg zu früh. Einen wesentlichen Beitrag zu der guten Performance trugen die Hybridanleihen bei. Auch viele Einzeltitelentscheidungen und vor allem die richtige Einschätzung der Markttechnik waren maßgeblich für den Erfolg mitentscheidend.
e-fundresearch.com: Wie planen Sie auch im nächsten Jahr an den bisherigen Erfolg der Strategie anzuknüpfen?
Markus Weissörtel: Wir haben jetzt schon eine Liste von Titeln von denen wir überzeugt sind, dass gerade am Jahresanfang eine sehr gute Chance besteht, damit eine überdurchschnittliche Performance zu erzielen. Weiterhin werden wir versuchen, die Markttechnik vor allem durch die Bewertung der Psychologie richtig einzuschätzen. Hier ist ein großer Vorteil, dass wir auch noch sehr aktiv mit unseren Kunden in der Vermögensverwaltung kommunizieren und so die Gefühle und Ängste hautnah mitbekommen.
e-fundresearch.com: Welche Marktphasen würden der Performance des „WSS-Europa“ tendenziell den größten Schaden zufügen können?
Markus Weissörtel: Tendenziell sind lange Abschwungphasen an den Märkten negativ für uns. Vor allem dann, wenn es dazwischen keine Gegenbewegungen nach oben gibt. Auch leben wir davon, dass nicht alle Segmente gleich korreliert sind. Sollten alle Segmente gleichzeitig fallen, werden auch wir zwangsweise Geld verlieren. Generell kann man sagen, dass wir kein Trendfolger sind. Es könnten also auch ganz lange Aufwärtsphasen zu einer Unterperformance führen.
e-fundresearch.com: In welchem Ausmaß wäre Ihre Investmentstrategie auch bei einem (deutlich) höheren Fondsvolumen umsetzbar?
Markus Weissörtel: Eine wirklich sehr gute Frage und für uns von wesentlicher Bedeutung. Darum haben wir uns auch schon seit Längerem damit auseinandergesetzt. Wir sind in vielen Bereichen auch in kleineren Märkten und Aktien investiert. So stellen Österreich und Deutschland Kernmärte für uns dar. Aktuell liegt das Fondsvolumen bei 18 Millionen €. Mit diesem Wert können wir dort noch sehr gut agieren. Sollte das Fondsvolumen jedoch wesentlich steigen (wir gehen da von Größenordnungen von ca. 60 Millionen € aus) würden die Eintritts- und Austrittskosten bei den Aktien und auch sogar bei den Futures steigen. Wir wären dann gezwungen den Fonds für neue Investments zu schließen, um die Investoren die schon länger investiert sind zu schützen.
e-fundresearch.com: In welchen Investmenthemen identifizieren Sie derzeit das vielversprechendste Wertpotenzial?
Wir denken, dass das nächste Jahr von steigenden Zinsen geprägt sein wird.
Markus Weissörtel: Wir denken, dass das nächste Jahr von steigenden Zinsen geprägt sein wird. Wobei man da allerding genauer differenzieren muss. Die EZB wird das kurze Ende weiter tief halten. Was jedoch unterschätzt wird ist das lange Ende, das bei einer steigenden Inflation deutlich anziehen könnte. Diese Entwicklung würde vor allem Bank- und Versicherungsaktien stützen. Außerdem glauben wir, dass auch im Energiebereich Potential nach oben besteht.
e-fundresearch.com: Welche Konsensus-Trades bereiten Ihnen im aktuellen Umfeld die größten Sorgen?
Markus Weissörtel: Mit Sorge haben wir lange Zeit die Entwicklung der europäischen Immobilienaktien (eine Ausnahme stellen da die österreichischen Vertreter dar) beobachtet, wobei es hier vor allem zu Jahresende zu einer Beruhigung der Situation kam. Auch der Trend zu Dividendenaktien – vor allem wenn es als Ersatz für Anleihen gesehen wird – ist durchaus gefährlich. Im heurigen Jahr konnte man auch sehr gut die Unterperformance der großen, teuer bewerteten europäischen Bluechip Aktien und mancher Pharmawerte sehen – auch eine Entwicklung aus falschen Konsenstrades der Vergangenheit.
e-fundresearch.com: Wo lauern 2017 die größten Herausforderungen und welche generellen Volatilitätsniveaus erwarten Sie für das nächste Jahr?
Markus Weissörtel: Die größte Gefahr besteht in steigenden Zinsen. Auch hier sehen wir immer mehr „Low-Vola Produkte“, die dem Investor eine vermeintliche Sicherheit vermitteln wollen, dort aber die Performance der Vergangenheit aus laufend fallenden Zinsen generiert wurde. Viele Investoren verstehen das Konzept aber nicht. Wir plädieren dafür, nicht ein gemischtes Produkt zu kaufen, sondern selbst mit dem Teil, den man sicher investieren will, in ein geeignetes Produkt zu investieren. Jener Teil der die Performance bringen soll sollte gesondert in ein geeignetes Produkt investiert werden. Es gilt nicht die Volatilität zu vermeiden, denn das wird nicht wirtschaftlich möglich sein, sondern damit zu leben, oder sie sogar zum eigenen Vorteil zu nutzen, was wir auch versuchen. Persönlich glaube ich, wird es immer wieder kurzfristige Ausschläge nach oben geben. Einen Trend zu einer langfristigen Erhöhung kann ich nicht erkennen, umso mehr, da auch die Investoren weniger auf Ereignisse reagieren werden, je öfter sie am falschen Fuß erwischt werden.