e-fundresearch.com: Herr Bromann, welche persönlichen Erkenntnisse ziehen Sie aus den Marktentwicklungen 2017?
Karsten Bromann: Wir sollten wohl zuerst darauf hinweisen, dass uns als Manager von Insurance Linked Securities Fonds, kurz ILS oder auf Deutsch „verbriefte Versicherungsanlagen“, das allgemeine Marktgeschehen recht unbeeindruckt lässt. Unsere Anlageklasse zeichnet sich ja grade durch ihr hohes Diversifizierungspotenzial gegenüber anderen Anlageklassen aus, weshalb sie für Pensionskassen, Family Offices oder auch für die Vermögensverwaltung von Privatkundenportfolios so interessant ist. Allerdings wirkte sich 2017 diese Diversifikation in einer Weise aus, die man sich nun nicht unbedingt erwünscht hätte: Während die meisten Anlageklassen sehr gut performten, stellten sich der Rückversicherungswelt mit den Naturkatastrophen im zweiten Halbjahr 2017 doch einige Herausforderungen. Persönlich empfand ich es als Bestätigung unserer Arbeit, dass unsere Portfolien in der Vergleichsgruppe der kontinentaleuropäischen ILS Fonds für ihre jeweilige Risikoklasse relativ betrachtet gut abgeschnitten haben.
e-fundresearch.com: Sind Sie heute optimistischer oder pessimistischer als vor einem Jahr und warum?
Karsten Bromann: Ich bin optimistischer. Auch hier spielt die Dynamik unserer Anlageklasse eine große Rolle. Im Gegensatz zu anderen Anlageklassen ändert sich ja bei uns das Risiko nicht durch das Marktgeschehen oder die allgemeine Wirtschaftslage. Das Eintreten eines Erdbebens oder eines Hurrikans bleibt ein statistisches Ereignis mit gleicher Wahrscheinlichkeit. Auf der Ertragsseite führten die Ereignisse in 2017 allerdings zu Prämienerhöhungen, so dass wir für das gleiche Risiko heute mehr Ertrag erwarten als vor Jahresfrist.
e-fundresearch.com: Fondsperformance 2017: Von welchen Trends konnten Sie besonders profitieren, wo gab es Herausforderungen?
Karsten Bromann: Wie bereits erwähnt war 2017 herausfordernd. Neben den Hurrikanen Harvey, Irma und Maria hatten wir große Erdbeben in Mexiko zu beklagen und sahen auch außergewöhnlich heftige Buschfeuer in Kalifornien. Die weltweiten Marktführer in der Rückversicherung, die Schweizer Rück und die Münchner Rück, stellen jährlich eine Übersicht der versicherten Marktschäden zusammen und kamen unabhängig voneinander zum Ergebnis, dass 2017 die Versicherungsindustrie zwischen 130 bis 140 Mrd. USD gekostet hat. Die gesamtwirtschaftlichen Verluste liegen über 300 Mrd. USD. Ein guter Teil dieser Schäden fand seinen Weg natürlich auch in den ILS Markt und führte dort zu Verlusten für die Fonds. Nach einer langen, 12-jährigen Phase der Ruhe vor Hurrikanen in den USA wurde der ILS Markt heuer also einmal wirklich getestet.
e-fundresearch.com: Auf welchen Trade beziehungsweise Positionierung blicken Sie besonders gerne zurück?
Karsten Bromann: Nach dem Einschlagen der Hurrikane ging die ILS Welt natürlich in den Ereignis-Analysemodus. Einer unserer relativen Vorteile gegenüber sehr großen Fonds ist es, dass unsere Portfolien überschaubar sind. Daher konnten wir jede einzelne Position mit großer Analysetiefe auf ihre mögliche Reaktion auf die Stürme untersuchen. Was uns rückblickend freut ist, dass wir bei einem Catbond Programm zum Schluss kamen, dass die riskanteste Tranche gefährdet war, die Tranchen mit höherer Seniorität allerdings gute Chancen hatten, unbeschadet davon zu kommen, obwohl Sekundärmarktpreise einen Teilverlust implizierten. Wir verkauften die sportlichste Tranche und entschieden uns zum Halten der anderen. Mittlerweile ist diese risikoärmere Klasse schon zum vollen Nominalwert zurückgezahlt worden und es ist bestätigt, dass der Verlust auf der risikoreicheren deutlich höher ausfallen wird als unser Realisierungsverlust beim Verkauf.
e-fundresearch.com: Mit Blick in die Zukunft: Was sind 2018 die zentralen Themen für Ihre Assetklasse und wie beeinflussen jene Ereignisse die Positionierung Ihres Portfolios?
Karsten Bromann: Die meistdiskutierte Frage lautet: Wie nachhaltig sind die Prämiensteigerungen, die im Rückversicherungsmarkt in der Erneuerungsrunde für 2018 erzielt werden konnten? Wird dieser Trend anhalten oder nicht? Neben der Dynamik der Rückversicherungsindustrie selber spielt hier natürlich auch die globale Geldmenge eine Rolle: Wenn die Zentralbanken auch außerhalb der USA anfangen, eine restriktivere Politik zu betreiben, wird sich der Preis für Risiko ganz allgemein erhöhen, und davon wird die Rückversicherung und in ihrem Fahrwasser der ILS Markt profitieren. Das Gute dabei ist, dass die eingangs erwähnte Unabhängigkeit von den meisten Marktaspekten einmal mehr zum Tragen kommen sollte: Obwohl ILS eine Art von High-Yield Fixed-Income ist, sind unsere Investitionen dennoch keinem Durationsrisiko ausgesetzt, da die Hauptkomponente des Ertrages ja eine versicherungsartige Prämie und kein Basiszins ist. Wir sehen also einer allfälligen Zinswende ruhigen Auges entgegen.