e-fundresearch.com: Herr Renault, welche Entwicklungen haben Sie mit Blick auf die globalen High Yield Märkte im vergangenen Kalenderjahr 2018 am meisten überrascht?
Alexis Renault: Wir konnten im Jahr 2018 eine Verlangsamung der Wirtschaft beobachten und haben festgestellt, dass in diesem Umfeld vermehrt idiosynkratrische Risiken aufgetreten sind.
Es gab Anleihen, die mehr als 50% gefallen sind wie z.B. Nyrstar oder CMC. Diesen Risiken sind Anleger, die keine breite Diversifikation betreiben, oft hilflos ausgeliefert.
e-fundresearch.com: Rückgang des Wirtschaftswachstum, Handelsstreitigkeiten, Brexit-Gespräche ohne nennenswerten Fortschritt sowie das große Sorgenkind Italien: Wie haben Hochzinsanleihe-Märkte diesen herausfordernden Newsflow bislang verdaut? In welchen Segmenten haben Sie die signifikantesten Marktreaktionen feststellen können und wie haben Sie als aktiver Manager darauf reagiert?
Alexis Renault: 2018 haben sich die Risikoaufschläge massiv von 300 Basispunkten auf 520 Basispunkte aufgrund der oben genannten Risiken erhöht. Dabei haben die Sektoren Einzelhandel und Automobile am meisten gelitten. Wir haben beide Sektoren untergewichtet und beobachten konsequent ihre weitere Entwicklung.
e-fundresearch.com: Haben Sie während dieser „Stressmomente“ nennenswerte Liquiditätsprobleme am High Yield Markt erkennen können? Seit der Finanzkrise 2008 und dem zunehmenden Rückzug der damaligen Market Maker hat sich die Liquiditätsstruktur doch ein wenig verändert.
Alexis Renault: Seit der Finanzkrise 2008 hat sich die Liquidität des Europäischen High Yield Marktes definitiv verschlechtert. Die Reaktion einer Anleihe bei schlechten Unternehmens- oder Branchen Newsflow fällt deutlich schärfer aus. In unserem Investmentprozess konzentrieren wir uns auf Anleihen, die groß genug und liquide sind.
e-fundresearch.com: Wie beurteilen Sie die Attraktivität des europäischen High Yield Marktes im direkten Vergleich zu seinem US-Pendant? Welche Aspekte sollten Investoren bei einer solchen Gegenüberstellung im Fokus behalten?
Alexis Renault: Für Investoren ist es elementar, die Risikoaufschläge im Auge zu behalten. Diese sind im Europäischen High Yield Markt leicht höher im Vergleich zu den Risikoaufschlägen in den USA. Dazu kommt, dass die Kreditqualität um ein Rating Notch besser ist, aber die Duration im Europäischen High Yield Markt etwas kürzer. Somit präsentiert sich der Europäische High Yield Markt insgesamt attraktiver im Vergleich zum High Yield Markt in den USA. Fokus bleibt bei unserer Kreditanalyse die Identifikation von Emittenten, die einen positiven freien Cashflow generieren, um ihre Schulden zurückzuzahlen.
e-fundresearch.com: Eine Rezession mag uns zwar noch nicht unmittelbar bevorstehen – Fakt ist jedoch, dass wir uns in einem fortgeschrittenen Stadium des Wirtschaftszyklus befinden. Worauf achten Sie und Ihre Fondsmanagement- beziehungsweise Analystenkollegen in diesem Umfeld besonders genau? Wie wollen Sie hier gegenüber einer passiven Konkurrenz Mehrwert generieren?
Alexis Renault: Wir schauen genau auf die wirtschaftlichen Daten. Insbesondere die Vertrauensindikatoren sind wichtig für die zukünftige Entwicklung der Wirtschaft. Hinzu kommt unsere detaillierte Analyse von Unternehmensergebnissen. Unser Expertenteam unterzieht jeden Emittenten einer gründlichen Bonitätsanalyse. Das ermöglicht die Minimierung des Zahlungsausfallrisikos und die Identifizierung attraktiver Einstiegspunkte für den Kauf. Von passiven Mandaten unterscheiden wir uns durch eine erfolgreiche Kreditselektion und durch unsere Fähigkeit, Emittenten mit Zahlungsausfällen zu vermeiden. Das haben wir seit Bestehen unserer High Yield Strategie 2000 geschafft.