e-fundresearch.com: Herr Richter-Trummer, in unserem letzten Interview im Mai 2020 hatten Sie dem Liquid-Alternatives Fondsuniversum ein tendenziell enttäuschendes Abschneiden im „Corona-Stresstest“ attestiert. Wie konnte dieses (zugegeben sehr heterogene) Fondsuniversum im weiteren Verlauf von 2020 sowie nun auch zu Jahresbeginn 2021 überzeugen?
Nachdem wir es aber mit steigenden Märkten zu tun hatten, bleibt es äußerst wichtig zu überprüfen ob die Performance eines Fonds aufgrund der Marktbewegung (Beta) oder der Managerleistung (Alpha) zustande gekommen ist...
Paul Richter-Trummer: Das Marktumfeld seit unserem letzten Gespräch im Mai 2020 war für Liquid-Alternatives deutlich besser, da es nicht so stark von schnellen Auf- und Abwärtsbewegungen geprägt war wie in den Monaten davor. Wie Sie korrekterweise anmerken ist das Fondsuniversum sehr heterogen, aber die meisten Manager konnten in der zweiten Jahreshälfte gute Erträge liefern. Nachdem wir es aber mit steigenden Märkten zu tun hatten, bleibt es äußerst wichtig zu überprüfen ob die Performance eines Fonds aufgrund der Marktbewegung (Beta) oder der Managerleistung (Alpha) zustande gekommen ist.
e-fundresearch.com: Laut HFR-Daten konnte die „klassische Hedgefondswelt“ 2020 zwar mit positiver Performance überzeugen, musste unter dem Strich aber dennoch Nettomittelabflüsse hinnehmen. Hat es sich mit Blick auf das Liquid-Alternatives Fondsuniversum ähnlich verhalten oder ist man hier auf größeres Investoreninteresse gestoßen?
Paul Richter-Trummer: Die Fondsvolumen im Liquid-Alternatives Segment blieben über das letzte Jahr relativ stabil. Starkes Wachstum war nicht zu beobachten. Ich befürchte, dass das Interesse erst dann steigen wird, wenn die klassischen Anlageklassen nicht mehr die hohen Ertragserwartungen erfüllen können.
e-fundresearch.com: Immer wieder wird damit argumentiert, dass sich Liquid-Alts Strategien im Rahmen einer ausgewogenen Asset Allocation gut als Ersatz für Anleihe-Allokationen (die sich in den letzten Jahren ja immer mehr von einem risikoreduzierten Renditebaustein zu einem renditelosen Risiko entwickelten) eignen können: Beobachten Sie derartige Allokationsanpassungen bereits in der Praxis oder handelt sich hierbei schlicht um ein Wunschdenken der Liquid-Alts Vertriebseinheiten?
Investoren die in der Vergangenheit trotz Nullzinsen weiterhin auf Anleihen gesetzt haben werden sich wohl auch zukünftig schwer davon abbringen lassen.
Paul Richter-Trummer: Viele der als Liquid-Alternative angebotenen Strategien wiesen leider eine sehr hohe Korrelation zu klassischen Anlagekategorien (meist Aktien) auf. Nur Strategien, die eine niedrige Korrelation zu Aktien haben eignen sich meiner Meinung nach als Alternative zu anderen defensive Portfoliobausteinen wie Anleihen oder Cash. Einige Multi-Asset Investoren setzen dies auch bereits seit Jahren um, während andere wiederum weiterhin stark auf Anleihen setzen und damit auch gut gefahren sind.
Mein Gefühl ist, dass diejenigen, die grundsätzlich bereit dazu sind sich von Anleihen wegzubewegen dies bereits getan haben. Immerhin sind wir ja jetzt schon seit einiger Zeit in dieser Niedrigzinsphase. Investoren die in der Vergangenheit trotz Nullzinsen weiterhin auf Anleihen gesetzt haben werden sich wohl auch zukünftig schwer davon abbringen lassen.
e-fundresearch.com: Können Sie uns abschließen noch verraten, welche konkreten Liquid-Alts Konzepte Sie für die Herausforderungen des aktuellen und mittelfristigen Marktumfeldes als besonders gut geeignet erachten?
Aktuell halte ich zwei Bereiche für besonders interessant: Aktien Long/Short und Managed Futures.
Paul Richter-Trummer: Es gibt in den meisten Anlageklassen Manager die unkorrelierte Erträge bieten können, wir setzen in unserem Dachfonds daher auf sehr unterschiedliche Strategien. Aktuell halte ich zwei Bereiche für besonders interessant: Aktien Long/Short und Managed Futures.
Bei Aktien ist es in den letzten Wochen zu extremen Verwerfungen gekommen. Darunter haben zwar viele Long/Short Manager kurzfristig gelitten, könnten aber jetzt auch von einer entsprechenden Normalisierung profitieren. Mein Favorit in dieser Kategorie ist der Protea UCITS II - ECO Advisors ESG Absolute Return, da wir von einer Fortsetzung des ESG-Trends ausgehen und es keine vergleichbare Strategie gibt, mit der sich eine Meinung auf ESG-Outperformance so einfach, zielsicher und kosteneffizient umsetzen lässt.
Managed Futures Strategien haben über die Jahre immer wieder ihren Mehrwert bewiesen. Systematische Manager sind aufgrund ihrer Flexibilität und Disziplin gut aufgestellt um mit den für fundamentale Investoren immer schwieriger nachvollziehbaren Bewertungen bei Aktien und Anleihen umzugehen. Ich bevorzuge in dem Segment Manager mit eher geringer Volatilität, wie beispielsweise den Tungsten TRYCON AI Global Markets.
e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Richter-Trummer!