e-fundresearch.com: Frau de Lagarde, was hat Sie dazu bewogen, eine Karriere in der Finanzbranche und speziell im Asset Management anzustreben? Gab es Vorbilder oder Schlüsselpersonen, die Sie inspiriert oder beeinflusst haben? Wie haben diese Ihre berufliche Orientierung und Ihre Ansichten über die Branche geformt?
Sarah de Lagarde: Das Zusammenspiel von Weltwirtschaft, Geopolitik und Innovation hat mich schon früh in seinen Bann gezogen. Unter den vielen Vorbildern stach Dame Helena Morrissey besonders hervor. Ihre bemerkenswerte Karriere war neben ihrem Bekenntnis zur Familie und zu einer authentischen weiblichen Führungsrolle eine Blaupause für meine Ambitionen. Sie hat gezeigt, dass man in einer Führungsposition hervorragende Leistungen erbringen, seine Weiblichkeit bewahren und eine Familie gründen kann. Das hat mich auf meinem Weg im Asset Management inspiriert.
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e-fundresearch.com: Welche spezifischen Hindernisse oder Herausforderungen haben Sie in Ihrer Laufbahn im Asset Management erlebt, und wie haben Sie Strategien entwickelt, um diese erfolgreich zu überwinden?
Sarah de Lagarde: Der Spagat zwischen Mutterrolle und anspruchsvoller Karriere war eine Herausforderung, aber nichts im Vergleich zur Genesung nach einem Unfall, bei dem ich meinen rechten Arm und mein rechtes Bein verlor. Als ich nach Monaten der Rehabilitation wieder in Teilzeit arbeiten konnte, musste ich meine frühere Rolle aufgeben und mich mit Vorurteilen gegenüber Behinderten auseinandersetzen. Ich setzte mich für mich selbst ein und übernahm eine neue Position als Global Head of Corporate Affairs. Dies ermöglicht es mir, Investmenttheorie mit praktischer Anwendung zu verbinden und als Botschafterin für Inklusion zu dienen.
e-fundresearch.com: Welchen Rat würden Sie Frauen geben, die noch am Beginn ihrer Asset Management Karriere stehen?
Sarah de Lagarde: Bleibe neugierig, stelle Fragen, baue ein stabiles Netzwerk auf und arbeite intensiv daran, das Vertrauen des Managements zu gewinnen. Beharrlichkeit und Wissbegierde sind das wichtigste Kapital.
e-fundresearch.com: Welche Vorteile sehen Sie darin, dass mehr Frauen in Führungspositionen im Asset Management vertreten sind? Und wie können Unternehmen dazu beitragen, eine diverse und inklusive Kultur noch stärker zu fördern?
Sarah de Lagarde: Im Asset Management ist die Geschlechterparität besser als in anderen Finanzsektoren, aber wir müssen die weiblichen Führungskräfte und die Nachfolgeplanung weiter fördern. Geschlechtervielfalt ist wichtig, aber wir sollten auch die Inklusion von Menschen mit Behinderungen unterstützen, unsere Branche mit vielfältigen Blickwinkeln bereichern und eine wirklich integrative Kultur schaffen.
e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch & weiterhin viel Erfolg, Frau de Lagarde!
Über Sarah de Lagarde:
Sarah de Lagarde ist seit 2023 Global Head of Corporate Affairs bei Janus Henderson Investors. Sie beschäftigt sich schwerpunktmäßig um eine bessere Sichtbarkeit des Unternehmens und fördert den Dialog mit Kunden. Mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung in der Finanzkommunikation hat Sarah de Lagarde ihre Fähigkeiten bei führenden Asset-Management-Firmen wie JP Morgan, BMO, BNY Mellon und Schroders vertieft. Sie verfügt über einen Master-Abschluss der ESCP Business School und absolvierte einen Aufbaustudiengang in digitaler Marketingkommunikation an der Cornell University.
2022 erlebte Sarah eine einschneidende Erfahrung: Ein Unfall in der Londoner U-Bahn führte zu einer Doppelamputation. Dieser Vorfall war ein Wendepunkt, der sie dazu zwang, sich an neue Realitäten anzupassen. Trotz dieser Veränderungen ist Sarah in ihrem Berufsleben und als Referentin aktiv geblieben. Sie setzt sich für Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion ein und nutzt moderne Prothesentechnologie, darunter einen KI-gesteuerten bionischen Arm, um ihre täglichen Aufgaben zu bewältigen.
Neben ihren beruflichen Aufgaben engagiert sich Sarah im Vorstand der Janus Henderson Foundation und fördert das Bewusstsein für psychische Gesundheit. Außerdem ist sie Gastdozentin an renommierten Einrichtungen wie der London School of Economics und der HEC Paris. Als Mutter zweier Kinder bringt sie ihr Familienleben mit ihrer Karriere und ihrem Engagement in Einklang. Sarahs Geschichte ist eine Geschichte der Resilienz, die zeigt, dass sie sowohl persönliche als auch berufliche Hürden mit Entschlossenheit und Bravour meistert.
Im RoleModel-Wordrap: Sarah de Lagarde
In der Finanzbranche sollte mehr getan werden, um…
...das Bewusstsein und das Verständnis für psychische Gesundheit und Behinderungen zu verbessern und sicherzustellen, dass sich jeder Einzelne unterstützt und wertgeschätzt fühlt.
Was ich anderen Frauen im Finanzbereich mit auf den Weg geben möchte...
...ist die Bedeutung des Aufbaus eines stabilen weiblichen Netzwerks und die Stärke des Weitergebens. Gemeinsam können wir uns gegenseitig unterstützen und den Weg für künftige Generationen ebnen.
Nachhaltigkeit bedeutet für mich...
...die Verantwortung, unsere Zukunft nicht für kurzfristige Vorteile aufs Spiel zu setzen. Es geht darum, Entscheidungen zu treffen, die die langfristige Gesundheit und den Wohlstand unseres Planeten und unserer Gesellschaft sichern.
Für mich bedeutet Erfolg im Finanzbereich...
...dass man seine Bestimmung findet und sich auf sie ausrichtet. Es geht darum, in seiner Arbeit einen Sinn zu finden, der über finanzielle Erfolge hinausgeht.
Die Asset Management Branche hat mich gelehrt, dass..
...wir in einer eng vernetzten Welt leben. Unsere Entscheidungen und Handlungen in einem Bereich können weitreichende Auswirkungen auf den gesamten Globus haben.
Größten Respekt habe ich...
...vor Menschen, die in ihrer Funktion brillieren und ständig nach Verbesserungen streben. Ihr Engagement für Spitzenleistungen und persönliches Wachstum ist wahrhaft inspirierend.
Das könnte unsere Industrie besser machen...
...offener und transparenter sein. Und sich positiv für junge Menschen präsentieren.
Was bislang kaum jemand über mich wusste...
...ist, dass ich zweimal den Kilimandscharo bestiegen habe - einmal mit 20% weniger Körper, zwei Jahre nach meinem Unfall. Das war ein Zeugnis für die Widerstandsfähigkeit und die Kraft des menschlichen Geistes.