Neun Monate danach: Johannes Hesche über die Zukunft des ACATIS Value Event Fonds

Im exklusiven Interview mit e-fundresearch.com spricht Fondsmanager Johannes Hesche über die vergangenen neun Monate seit der Übernahme des ACATIS Value Event Fonds. Er beleuchtet, wie er die Übergangsphase gestaltet und welche Schritte er unternommen hat, um Stabilität und Performance für den Fonds sicherzustellen. Managers | 12.11.2024 12:55 Uhr
Johannes Hesche, ACATIS Value Event Fonds / © e-fundresearch.com / ACATIS
Johannes Hesche, ACATIS Value Event Fonds / © e-fundresearch.com / ACATIS

e-fundresearch.com: Herr Hesche, die Trennung von GANÉ und die Übernahme des Fonds durch Ihr Team liegt nun 9 Monate zurück. Wie haben Sie persönlich die Übergangsphase erlebt, und welche Anpassungen mussten Sie vornehmen, um Stabilität für den Fonds und dessen Investoren zu gewährleisten?

Johannes Hesche: Ich habe zumeist gute Erinnerungen an die letzten neun Monate. Dabei kommen mir besonders die Gespräche mit Investoren und das häufig ausgesprochene Vertrauen in meine Person in den Sinn. Und natürlich auch die Performance. Year to Date bis jetzt knapp vor Anfang November liegt sie bei knapp 9 Prozent. Sehr schön fand ich aber auch, dass direkt in die Anfangszeit ein „Event“ fiel, dass wir sehr erfolgreich für unsere Investoren abgeschlossen haben. Unsere größte Position im ACATIS Value Event Fonds, L’Occitane, sollte privatisiert werden. Als ACATIS saßen wir mit am Verhandlungstisch und erreichten ein sehr gutes Ergebnis für den Fonds und unsere Investoren. Das Event half auch der Stabilität des Fonds, da wir durch den ausverhandelten Preis eine gute risikoadjustierte Performance erzielen konnten. Das Ganze passte natürlich voll zur DNA und der Strategie des Fonds. Etwas befremdlich empfand ich in den letzten Monaten allerdings manchmal die Berichterstattung über mich, da teilweise nicht mit mir gesprochen wurde, geschrieben aber schon. Mittlerweile habe ich mich aber auch daran gewöhnt.

e-fundresearch.com: In den vergangenen Interviews wurde betont, dass der "geradlinige" Ansatz des Fondsmanagements beibehalten werden soll. Inwiefern haben Sie diesen Ansatz umgesetzt oder weiterentwickelt? Gab es konkrete Veränderungen in der Allokation oder der Strategie, die sich aus der Übernahme ergeben haben?

Johannes Hesche: Ich interpretiere den Ansatz so, dass der ACATIS Value Event Fonds zum einen Anlegern als Basisinvestment dienen soll. Und zum anderen soll er Börsenneulingen den ersten Schritt in Richtung „Aktieninvestition“ erleichtern. Daher streben wir auch das Ziel an, die Performance wie „an einer geraden Linie“ nach oben zu ziehen, damit unsere Anleger möglichst zufrieden durch alle Börsenzyklen kommen. Dabei orientiere ich mich an der Philosophie meines großen Vorbilds Charlie Munger und kaufe wundervolle Unternehmen zu fairen oder günstigeren Preisen, die dann über die Zeit ansehnliche Renditen abwerfen sollen. Stark geändert haben wir bisher die Anleiheseite, die nun in meinen Augen deutlich attraktiver ist, als sie es Anfang des Jahres war. Hier haben wir viele Spezialthemen aufnehmen können, die vor allem mit Blick auf eine starke, kontinuierliche Rendite, Freude machen sollten. Ein Beispiel:  Wir haben eine USD-Anleihe der afrikanischen Entwicklungsbank gekauft, die eine ewig laufende Rendite deutlich über 6 Prozent bot und das bei ungefähr demselben Rating wie es die USA haben. Das heißt, ohne ein höheres Risiko einzugehen, haben wir eine deutlich höhere Rendite im Vergleich zu amerikanischen Staatsanleihen eingeloggt. Auf der Eventseite sind wir weiterhin opportunistisch unterwegs. Ich mache keine Events um des Events willen, sondern nur dann, wenn ich davon überzeugt bin. Beispielhaft würde ich es so erklären, wenn es ein Übernahmeangebot für eine Firma gibt, dann investieren wir nur dann in den Übernahmekandidaten, wenn wir das Unternehmen auch aus sich heraus als eine gute Investition ansehen.

e-fundresearch.com: Wie hat sich das Investorenverhalten seit Ihrer Übernahme entwickelt? Konnten Sie bestehende Investoren weiterhin halten und neue Zuflüsse generieren? Welche Rückmeldungen haben Sie von Ihren Investoren erhalten?

Johannes Hesche: Das Investorenverhalten hat sich weitestgehend normalisiert. Ich denke, das liegt auch an der guten Performance seit Anfang des Jahres. Mit den Mittelflüssen bei einem so großen Fonds müssen Sie sich das in etwa so vorstellen, das Produkt „atmet“. Das bedeutet, es gibt täglich Zu- und Abflüsse. Bei den Abflüssen bewegen wir uns im Moment ungefähr wieder auf Vorjahresniveau. Bei den Zuflüssen spüren wir die aktuell generell eher verhaltene Stimmung Mischfonds gegenüber. Das Investorenfeedback, das ich persönlich erhalte, ist durchweg positiv. Zurzeit informieren auch im Zweiwochentakt über Veränderungen im Portfolio, was Investoren sehr schätzen, da sie zeitnah erfahren, wie wir agieren und dass es gute Gründe gibt, uns und mir Vertrauen zu schenken. 

e-fundresearch.com: Die Märkte waren in den letzten Monaten von Unsicherheiten und Volatilität geprägt. Wie haben Sie den Fonds in dieser Zeit positioniert, um auf diese Entwicklungen zu reagieren und das Risiko zu steuern?

Johannes Hesche: Auf der Aktienseite haben wir die kurzen Schwächephasen genutzt, um Positionen neu aufzubauen oder nachzukaufen. Bislang sahen wir keinen Grund, die Aktienquote deutlich zu reduzieren. Ansonsten haben wir viel auf der Anleihenseite getan, speziell bei Unternehmensanleihen, um für unsere Anleger noch gute Renditen für die nächsten Jahre zu sichern und vom Zinssenkungszyklus zu profitieren. Risiko verstehe ich zudem auch sehr „fundamental“, das bedeutet, wie hoch sind die Risiken eines Zahlungsausfalls eines unserer Portfoliounternehmen, und wo liegen die Risiken für die Geschäftsmodelle einiger unserer Firmen. Hier bin ich für beide Seiten, also sowohl Anleihen, als auch Aktien im Moment sehr optimistisch und mit der erwartbaren Rendite ebenfalls zufrieden.

e-fundresearch.com: Wie bewerten Sie die bisherige Performance des Fonds seit Ihrer Übernahme, und was sind Ihre langfristigen Ziele für das Fondsmanagement? Gibt es spezifische Markttrends oder Entwicklungen, die Sie besonders im Auge behalten?

Johannes Hesche: Ich bin mit der Performance zufrieden, gerade weil wir einen großen Teil durch aktives Handeln erzielt haben konnten, wie zum Beispiel bei der Übernahme von L’Occitane. Als Portfoliomanager und kompetitiver Mensch möchte ich aber auch immer „mehr“. Das heißt, mit dem Erreichten bin ich glücklich, aber ich suche selbstverständlich immer weiter nach attraktiven Investitionen für alle Fonds, die ich manage, ob im ACATIS Value Event Fonds oder zum Beispiel im ACATIS Value und Dividende. 

Unsere Investments gliedere ich ungern nach Themen. Ich möchte einfach eine bestmögliche risikoadjustierte Rendite erwirtschaften. Dafür arbeite ich mit einer Watchlist, auf der sich die in meinen Augen besten Unternehmen befinden. Alle mit fantastischen Geschäftsmodellen, in ganz unterschiedlichen Branchen. Ich bin da vollkommen agnostisch. Am Ende geht es darum, dass die Unternehmen gutes Geld verdienen können und sich daraus für die Aktie oder die Anleihe eine schöne Rendite ergibt, die wir für den Fonds vereinnahmen können. Das Thema spielt da eine untergeordnete Rolle. Rund um die amerikanischen Präsidentschaftswahlen haben wir einige Positionen angepasst und Aktien von Unternehmen mit hoher Umsatztätigkeit in den USA aufgestockt, wie etwa die US-Kreditkartengesellschaft Visa. Zudem haben wir Intuit neu in das Portfolio aufgenommen. Ich finde aber, dass bestimmte „Themen“ vom Markt noch deutlich unterschätzt werden und man hier beispielsweise gerade bei globalen Megatrends, wie der immer älter werdenden Bevölkerung, spannende Firmen finden kann. Gerade das Geschäft mit Medizintechnologie finde ich in diesem Zusammenhang interessant. 

e-fundresearch.com: Was motiviert Sie persönlich in Ihrer Rolle als Fondsmanager, und was möchten Sie in den kommenden Jahren mit dem ACATIS Value Event Fonds für Ihre Investoren erreichen?

Johannes Hesche: Zuallererst ist es die intellektuelle Herausforderung. Ich lerne gerne neue Dinge, ich interessiere mich dafür, wie die Welt funktioniert und wie man in unserer Welt Geld verdient. Dabei bin ich auch stark davon fasziniert, wie man mit „Langeweile“ Geld verdienen kann. Es muss für mich nicht immer die heißeste neue Idee sein, ich möchte einfach Investitionen finden, die uns alle vermögender machen. Das macht mir schlichtweg Spaß. Zudem werde ich teilweise dafür bezahlt, dass ich das tue, was ich gerne mache. Wenn ich beispielsweise am Abend zu Hause auf der Couch liege, dann sieht sich meine Frau gerne eine Serie an, und ich lese Geschäftsberichte. Für unsere Investoren möchte ich natürlich die bestmögliche Performance erzielen, ohne große Schwankungen. Das motiviert mich sehr, denn ich bin selbst im Fonds investiert, aber viel wichtiger noch, meine Tochter, die Ende letzten Jahres geboren wurde, ist auch schon im ACATIS Value Event Fonds investiert. 

e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch & weiterhin viel Erfolg, Herr Hesche!

Über Johannes Hesche

Johannes Hesche studierte Wirtschaftswissenschaften mit einem Masterabschluss an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. Bevor er 2018 zu ACATIS kam, war er bei Grant Thornton Schweiz-Liechtenstein, W&L Asset Management und bei der VP Bank tätig.

Bei ACATIS Investment managt er hauptverantwortlich den ACATIS Value und Dividende und neu den ACATIS Value Event Fonds (seit 12. Februar 2024). Zusammen mit Dr. Hendrik Leber verantwortet er erfolgreich eine speziell für große Family Offices konzipierte langfristige Aktienstrategie, „stocks for the long run“.

Johannes Hesche ist Executive Partner der ACATIS Investment Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH und Leiter des Qualitativen Portfoliomanagements.

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