Anleger trauen zwar den Kapitalmärkten, aber nicht den Bankern

Vertrauen in Banker und Finanzdienstleister nach wie vor im Keller: Nur 52% der Anleger vertrauen den Finanzdienstleistern und nur 53% den Bankern. Alle anderen Branchen geniessen unter den Anlegern ein grösseres Vertrauen. Spitzenreiter ist die Technologieindustrie, der 67% aller Anleger vertrauen. Dies ergab eine aktuelle Umfrage des CFA Institute und Edelman. Markets | 16.10.2013 02:00 Uhr
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Die Umfrage von CFA Institute und Edelman zeigt, dass es der Finanzbranche in vielen Regionen noch nicht gelungen ist, verlorenes Vertrauen zurückzuerobern. Weniger brisant scheint zwar die Situation in Asien zu sein. Immerhin vertrauen in Hongkong 68% der Anleger den Anlageprofis.  Dafür liegen die Zahlen im Westen deutlich unter dem Vertrauensmittel von 53%: In den USA trauen den Investmentprofis nur 44% der Anleger über den Weg und in Grossbritannien gar nur 39%. Interessant ist, dass institutionelle Anleger ein höhere Vertrauen in die Anlageprofis hegen (61%) als Privatanleger (51%). Handlungsbedarf besteht also in erster Linie im Privat- und Retailkundengeschäft.  

Offenheit wichtiger als Performance

Ein guter Performanceausweis ist sicherlich hilfreich, um Vertrauen zu generieren. Doch weitaus wichtiger sind gemäss der Studie andere Faktoren. Die Anleger wollen von ihren Geldberatern verstärkt spüren, dass diese im Interesse der Kunden handeln. Dazu verhilft vor allem eine transparente Geschäfts- und Gesprächskultur. Nicht nur Erfolge, sondern auch Misserfolge sollen offen kommuniziert und diskutiert werden. Das gilt ebenso für Interessenkonflikte und Anreizmodelle. Je besser der Anlagekunde informiert ist, umso mehr Verständnis und Vertrauen bringt er auf.

52% der Anleger glauben ausserdem, dass auch nationale und internationale Regulationen dazu beitragen können, das Vertrauen in die Finanzindustrie zu festigen. So tragen Reformen wie Dodd-Frank, Basel III und Solvency II möglicherweise dazu bei, künftige Finanzkrisen zu verhindern. Anderseits bürden sich Staaten dabei oft zu hohe Lasten auf und schlittern selbst in Krisen, wie jüngst in den USA und der EU geschehen. Ausserdem befürchten die meisten Investmentunternehmen, dass eine Überregulation die Wettbewerbsfähigkeit der Märkte beeinträchtigt.

Vertrauen in Kapitalmärkte ist besser als in Anlageprofis

Das Vertrauen der Anleger in die Kapitalmärkte ist jedoch vom mangelnden Vertrauen in die Investmentprofis nicht betroffen, sondern mehr oder weniger intakt. 75% der Anleger glauben, dass sie faire Chancen an den Kapitalmärkten haben. Allerdings sind nur 19% der Anleger fest davon überzeugt. Das Marktvertrauen ist also fragil. Doch damit die Kapitalmärkte ihren Beitrag zur Erstarkung der Wirtschaft leisten können, muss auch in Bezug auf das Vertrauen Aufbauarbeit geleistet werden. Diese Arbeit beginnt bei den Investmentprofis und den Investmentfirmen selbst. Diese müssen einen Kulturwandel in Gang bringen, der ethisches Verhalten gleich hoch wertet wie Performance. „Future of Finance Starts with You“, lautet denn auch das Credo von CFA Institute, dem weltweiten Berufsverband der Anlageprofis.

Die Umfrage wurde zwar nicht in der Schweiz durchgeführt. Doch hierzulande dürften ähnliche Meinungen zutreffen wie in den USA und Grossbritannien. „Handlungsbedarf besteht auch in der Schweiz“, bestätigt denn auch Christian Dreyer, CEO von CFA Society Switzerland. Seiner Meinung nach muss auch die Schweizer Finanzbranche umdenken und das Interesse ihrer Kunden als höchste Priorität setzen, um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen. „Professionalität, Transparenz und die Einhaltung klarer ethischer Grundsätze werden immer wichtiger. Diese Werte und Inhalte vertreten die CFA-Berufsorganisation und deren Mitglieder proaktiv. Damit tragen sie ihren Teil zur Vertrauensbildung bei“, unterstreicht er.

Weiterführende Links:

- Vollständige Studie in Englisch: CFA Institute & Edelman Investor Trust Study

- Statement of Investors Rights in Deutsch

- Ethische Grundsätze und Standesrichtlinien von CFA Institute in Deutsch

 

CFA Institute

Das CFA Institute ist ein globaler Non-Profit-Berufsverband für Investment Manager, Finanzanalysten und professionelle Anleger mit mehr als 118‘000 Mitgliedern in 140 Ländern weltweit. Neben dem Berufsbildungsprogramm zum Chartered Financial Analyst (CFA), dem führenden Qualifizierungsstandard der Finanzindustrie, ist der Verband international angesehen für seine Initiativen in den Bereichen Kapitalmarktethik, Investmentstandards und Finanzbildung. Der Verband ist weltweit in 138 Lokalverbänden organisiert.

Weitere Informationen unter www.cfainstitute.org.

CFA Society Switzerland

Im Jahre 1996 unter dem Namen Swiss Society of Investment Professionals gegründet, ist die CFA Society Switzerland eine der weltweit 138 lokalen Mitgliederorganisationen des CFA Institute. Die CFA Society Switzerland ist eine nicht gewinnorientierte Organisation und die erste Ländergesellschaft in der EMEA‐Region, die direkt dem CFA Institute angeschlossen wurde. Die CFA Society Switzerland zählt über 2’500 Mitglieder, was sie zur grössten CFA‐Landesorganisation in Kontinentaleuropa macht. Die CFA Society Switzerland will eine führende Rolle in der Förderung profunden Fachwissens, der Professionalität und der Integrität im Schweizer Anlagegeschäft einnehmen. Die CFA Society Switzerland vertritt die Interessen ihrer Mitglieder und der Investoren in folgenden Bereichen: Weiterverbreitung der in den CFA‐Satzungen festgelegten Werte, Förderung der steten beruflichen Weiterausbildung, Unterstützung der CFA‐Kandidaten, Stärkung des Kontakts und der Kommunikation zwischen den Mitgliedern der CFA Society Switzerland.

Weitere Informationen unter www.cfaswitzerland.org.

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