Fokus auf ganzheitliche Betrachtung
Die Allianz Gruppe in Österreich richtet ihre Investmentstrategie neu aus: Basis dafür ist ein vom WWF Österreich in Zusammenarbeit mit insgesamt 70 Experten aus 40 Organisationen entwickeltes innovatives Nachhaltigkeitsmodell für Investments. Die Allianz Österreich hat ihre gesamten Kapitalanlagen – rund sieben Milliarden Euro – nach dem neuen Modell bewerten lassen. „Wir richten nicht nur Teilaspekte, sondern unser gesamtes Portfolio schrittweise auf Nachhaltigkeit aus“, erklärte Dr. Wolfram Littich, Vorstandsvorsitzender der Allianz Gruppe in Österreich, am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien.
"Große Kapitalströme in Richtung Nachhaltigkeit lenken"
WWF-Modell untersucht mehr als 150 Indikatoren
Das unter der Federführung des WWF entwickelte Modell verbindet die Anforderungen von Organisationen an eine nachhaltige Zukunft in den Bereichen Umwelt, Soziales und Wirtschaft mit einer praxistauglichen Umsetzung an den Finanzmärkten. Insgesamt werden dabei mehr als 150 Indikatoren angewendet, um ein gesamtes Portfolio zu durchleuchten. In den vergangenen drei Jahren ließ die Allianz Österreich als erstes Unternehmen ihre gesamten Kapitalanlagen vom WWF Österreich auf Herz und Nieren prüfen. Dabei wurden 18.000 Einzelpositionen von 600 Emittenten analysiert. Mit Hilfe eines transparenten Punktesystems konnten die wichtigsten Wertpapier-Klassen bewertet werden: Staatsanleihen, Unternehmensanleihen, Aktien und Pfandbriefe. „Wir sind mit dem Ziel angetreten, Nachhaltigkeit von Kapitalanlagen eines gesamten Finanzinstituts messbar zu machen – und wir haben dieses Ziel erreicht“, erklärt Mag. Armand Colard, Leiter des Bereichs Sustainable Finance bei WWF Österreich.
Allianz Österreich zieht sich freiwillig aus Kohleabbau-Investments zurück
Zwischen Allianz Österreich und dem WWF Österreich wurde vertraglich fixiert, dass der allgemeine Nachhaltigkeitsgrad des gesamten Portfolios in den kommenden fünf Jahren um fünf Prozentpunkte gesteigert wird. „Derzeit sind 83 Prozent unserer Kapitalanlagen im grünen oder gelben Bereich. Wir möchten bis 2020 diesen Anteil auf 88 Prozent erhöhen“, so Littich. „Besonderes Augenmerk legt die Allianz Österreich dabei auf den freiwilligen und dauerhaften Rückzug aus Kohleabbauinvestments. Alleine dadurch werden im Allianz Portfolio etwa 600.000 Tonnen CO2 eingespart – um durch andere Maßnahmen auf einen ähnlichen Wert zu kommen, dürften beispielsweise alle Autos im Bundesland Tirol ein Jahr lang nicht fahren.
Das aus den Verkaufserlösen frei werdende Kapital wird in Erneuerbare Energien reinvestiert – dies ist ein erster wichtiger Schritt, um deren Anteil im Unternehmensportfolio von derzeit knapp 12 Prozent auf 24 Prozent bis 2020 zu verdoppeln. Das Investmentportfolio der Allianz Östereich wird nun regelmäßig unter den Gesichtspunkten des neuen Nachhaltigkeitsmodells analysiert. Der Grad der Zielerreichung wird laufend vom WWF überprüft sowie tourlich auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Auch die internationale Allianz SE begrüßt die Initiative ihrer Tochtergesellschaft: „Von dem Pilotprojekt in Österreich versprechen wir uns wichtige Erkenntnisse, wie wir gute und stabile Erträge für unsere Kunden im Einklang mit ökologischen und sozialen Aspekten erwirtschaften können“, erklärt Dr. Maximilian Zimmerer, Vorstandsmitglied der Allianz SE.
Nachhaltigkeit und Rendite gehen Hand in Hand
„Die Meinung, dass Nachhaltigkeit im Widerspruch zur Rendite steht, ist überholt“, wie Littich ausführt. In einer Studie der Harvard Business School von 2011 konnte eine stark positive Korrelation zwischen Nachhaltigkeit und Wertentwicklung über einen Betrachtungszeitraum von 18 Jahren festgestellt werden, wobei die nachhaltigsten Unternehmen eine um durchschnittlich rund 47 Prozent höhere Performance aufwiesen als weniger nachhaltige. Nachhaltigkeit sei demzufolge kein Luxus, so Littich, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit.
Das globale Potenzial sei gewaltig – rund 70.000 Milliarden US-Dollar sind weltweit an den Kapitalmärkten veranlagt. „Es geht darum, die Mechanismen des Kapitalmarktes zu nutzen – um ganze Portfolios in Richtung Nachhaltigkeit zu bewegen“, erklärt Johanides. Um nachhaltige Veranlagung auf breiter Basis zu ermöglichen, macht der WWF ab 2015 das Modell für den gesamten Finanzsektor zugänglich. „Wir laden weitere Investoren ein, das Modell anzuwenden und damit für mehr Transparenz und Nachhaltigkeit im Finanzsektor zu sorgen“, so Johanides abschließend.