e-fundresearch.com: Wie optimistisch gehen Sie ins neue Jahr 2015? Auf welche Herausforderungen sollten sich Investoren unbedingt gefasst machen?
Josef Obergantschnig: Die Problematik ist, dass gerade im Anleihenbereich die gute Performance der letzten Jahre durchaus eine Bürde für die Zukunft ist. Wenn man bedenkt, dass gegenwärtig rund 25% der EUR-Anleihen eine negative Rendite aufweisen, erkennt man, dass die Branche vor großen Herausforderungen steht. Es ist aus meiner Sicht sehr unwahrscheinlich um nicht zu sagen unmöglich, dass breite Anleihen-Benchmarks in den nächsten Jahren eine annähernd so hohe Performance erwirtschaften wie in der jüngsten Vergangenheit. Viele Anleger stehen allerdings vor dem Problem, gewisse Erträge erwirtschaften zu „müssen“ – gerade hierbei besteht aus meiner Sicht die Gefahr, zu hohe Risiken einzugehen, um annähernd die gewünschten Erträge zu erreichen. Hierbei kann ich nur empfehlen, mit Bedacht vorzugehen und das Optimum aus dem schwierigen Umfeld herauszuholen. Selbst auf die Gefahr hin, temporär die Ertragsziele nicht erwirtschaften zu können.
e-fundresearch.com: Welche Anlagestrategien machen Ihrer Meinung nach im derzeitigen Umfeld besonders Sinn?
Josef Obergantschnig: Der Anleihenmarkt – gerade für gute Bonitäten im Euroraum – ist im Vergleich zu anderen Asset-Klassen aus unserer Sicht nicht attraktiv. In unseren Multi-Asset-Mandaten ziehen wir uns tendenziell aus diesem Bereich zurück und investieren in internationale Anleihen mit guter Bonität. Durch das Beimischen anderer Währungen und das Abhedgen des Fremdwährungsrisikos können wir eine Alternative zu einer klassischen EUR-Veranlagung darstellen, welches einerseits den Diversifikationsgrad erhöht und andererseits die Ertragserwartung deutlich nach oben schraubt. Eine auf die Steilheit optimierte und empirisch belegbare Zinskurvenoptimierung runden unseren Investmentprozess ab. Im gegenwärtigen Umfeld sprechen wir aktuell von rund 80 Basispunkten bei gleicher Duration.
Zudem schätzen wir im gegenwärtigen Umfeld das Segment der High-Yield-Anleihen – die Gewichtung angepasst an die Risikobereitschaft - als attraktiv ein. Unter der Berücksichtigung der klassischen Rendite, der zu erwartenden Rollgewinne, der Währungsabsicherungskosten sowie der historischen Default-Raten weisen High-Yield Anleihen eine Ertragserwartung von rund 4% auf. Selbst wenn 2015 doppelt so hohe Default-Raten wie im langfristigen Durchschnitt auftreten, liegt die Ertragserwartung immer noch über jener, einer klassischen Euro-Veranlagung (Staatsanleihen). Aufgrund der Streckung der Fristigkeiten und der geringen Ablaufquote fühlen wir uns in dieser Asset-Klasse risikoadäquat bezahlt.
Anleihen seitig runden Emerging Markets Anleihen (Hartwährung) unseren Themenschwerpunkt ab. Durch den Einbau unserer Zinskurvenstrategie E-FIXIS sowie die breite Streuung unter Akzeptanz systematischer Abweichungen von klassischen Benchmark-Gewichtungen haben wir einen Asset-Allocation-Baustein, der gut in jedes Multi-Asset-Mandat hineinpasst.
Aktien sind unserer Einschätzung nach gerade im Vergleich zu den klassischen Anleihen sehr attraktiv, obwohl einige Indizes nahe den Höchstständen notieren. Unser Ansatz ist es, eine strategische Aktienquote je nach Risikoneigung des Investors zu halten. Market-Timing spielt demnach eine unwesentliche Rolle.