e-fundresearch.com: Welche persönlichen Erkenntnisse ziehen Sie aus den Marktentwicklungen 2014?
Josef Obergantschnig: Rückblickend betrachtet war das Jahr 2014 ein sehr gutes Jahr. Viele Asset-Klassen konnten einen überraschend hohen Performance-Beitrag erwirtschaften. Für mich persönlich war das Jahr eine Bestärkung in den Erkenntnissen, dass das klassische Portfliomanagement ein Handwerk ist und der Mehrwert von klassischen Marktprognosen äußerst begrenzt ist. Wer hätte beispielsweise zu Beginn des Jahres 2014 auf einen derartigen Preisverfall des Ölpreises oder auf die unerwartet gute Wertentwicklung von Anleihen gesetzt? Auch das Jahr 2015 hatte durchaus schon die eine oder andere Überraschung parat, deren Prognosewerthaltigkeit noch vor wenigen Tagen der Markt als „Spinnerei“ abgewimmelt hätte – die jüngste Maßnahme der Schweizer Notenbank rundet für mich die exemplarisch angeführte Liste gut ab.
Für uns im Portfoliomanagement ist es daher wichtig, für wechselnde Bedingungen gerüstet zu sein. Wir in der Security KAG wenden keine Ressourcen dafür auf, genau zu prognostizieren, wo beispielsweise der deutsche 10-Jahreszins oder der S&P 500 am Jahresende stehen wird. Seriöser Weise können wir nicht einmal den heutigen Schlusskurs vorhersagen. Sollten wir also Prognosen für ein mehrdimensionales System über eine lange Periode abgeben und die Ergebnisse als Entscheidungsbasis heranziehen?
Wir zäumen das Pferd eher von der anderen Seite auf und versuchen, die Attraktivität einzelner Asset-Klassen in Relation zueinander einzuschätzen. Zudem setzen wir die Portfolios so auf, dass wir einen möglichst hohen Diversifikationsgrad erreichen und üben auch etwas Zurückhaltung beim Ausnützen der Risikobudgets, um nicht das ganze Holz zu verheizen, wenn es noch gar nicht richtig kalt ist. Wir versuchen demnach, bei Einhaltung strenger Risikovorgaben, jenes Portfolio zu wählen, welches aus heutiger Sicht die beste Ertragserwartung bei gegebenem Risiko aufweist.