75 Billionen Dollar: Volumen der Schattenbanken weltweit
Das Financial Stability Board (FSB) beziffert das weltweite Volumen von Schattenbanken auf 75 Billionen Dollar. In die Kategorie „Schattenbanken“ fallen Finanzunternehmen wie Hedgefonds oder private Kreditfonds, die der Regulierung und den strengen Kapitalregeln (Basel III, Dodd-Frank) für Banken nichtunterliegen. Nach Berechnungen des IWF sind diese Schattenbanken in der Eurozone für 25% und in den USA für 50% der Kreditvergabe an Unternehmen verantwortlich.
Neue Studie des CFA Institute
Auf einem Pressegespräch im Rahmen der 68. Jahreskonferenz des CFA Institute in Frankfurt am Main stellten Rhodri Preece, CFA, Leiter Capital Markets Policy am CFA Institute, Prof. Dr. Mathias Moersch, CFA, Dekan der Fakultät International Business an der Hochschule Heilbronn sowie Susan Spinner, CFA, Geschäftsführerin der CFA Society Germany, die Ergebnisse einer aktuellen Befragung zum Thema Schattenbanken („Shadow Banking: Policy Frameworks and Investor Perspectives on Markets-Based Finance“) vor.
Danach kann die Kreditvergabe durch Finanzinvestoren und andere Investment-Vehikel erhebliche Vorteile - Diversifikation, Wettbewerb, Effizienzsteigerungen - für die Finanzierungslandschaft (Konzerne und KMUs) haben, wenn nachstehende Transparenz- und Anlegerschutzkriterien adressiert werden:
1.) Wenn das Volumen von Schattenbanken mittlerweile 120 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts übersteigt, dann ist die einheitliche Regulierung ihrer bankähnlichen Funktionen – vor allem mit Blick auf Veröffentlichungs- und Registrierungspflichten – von erheblicher Bedeutung für die Funktionsfähigkeit der Märkte. 82% von mehr als 600 an der Studie des CFA Institute teilnehmenden Investmentmanagern, Research-Analysten und Consultants halten dies für wichtig oder sehr wichtig. In einer ergänzenden Befragung, die ausschließlich unter 79 Finanzexperten in Deutschland durchgeführt wurde, waren es sogar knapp 85%.
2.) Die größten systemischen Risiken gehen nach Ansicht der weltweit befragten Profession als derzeit von Schattenbanken in China aus (25% der Teilnehmer). Sollten die dortigen Investmentgesellschaften – Trust-Fonds – ins Wanken geraten, so könnte dies eine gefährliche Kettenreaktion auslösen. Die deutschen Finanzexperten sehen die größten Risiken dagegen in verschiedenen Formen von Schuldenfinanzierungen und Kreditverbriefungen (bzw. deren Zahlungsausfall), wie sie vor der Finanzkrise am amerikanischen Subprime-Hypotheken-Markt gesehen wurden (25% der Teilnehmer).
3.) Damit Schattenbanken eine begrüßenswerte, zusätzliche Finanzierungsquelle für die Realwirtschaft und nicht eine Gefahr für die langfristige Finanzstabilität darstellen, sprechen sich in Deutschland und weltweit mehr als die Hälfte (>50%) der Teilnehmer für eine internationale Harmonisierung von Transparenzvorschriften und regelmäßige Offenlegungen sowie für eine Standardisierung der Verbriefung und Unterlegung von Krediten aus. Mit Blick auf Produkttrends rechnen die deutschen Studienteilnehmer mehrheitlich mit einer Zunahme von Collateralized Loan Obligations (58% der Teilnehmer) und Residential Mortgage Backed Securities (mit Grundpfandrechten auf Wohnimmobilien strukturierte Papiere, 51%), während Asset Backed Securities eher auf einem gleichbleibenden Niveau erwartet werden.
Regulierung sollte sich an Bedürfnisse und Ziele orientieren
„Wichtig ist, dass die Aufsichtsbehörden nun rasch eine Kohärenz bei der Regulierung sogenannter ‚marktbasierter Kredittätigkeit‘ erreichen“, kommentiert Rhodri Preece, Autor des internationalen Reports. Er spricht sich auch dafür aus, die Regulierung stärker an den Bedürfnissen und Zielen der Kreditnehmer und Anleger zu orientieren.
Kommt ein einheitlicher "Europäischer Verbriefungsrahmen"?
„Die Ergebnisse der CFA Institute Studien untermauern die Wichtigkeit von Initiativen wie dem EU Rahmenwerk für einfache, transparente und standardisierte Verbriefungen“, ergänzt Prof. Dr. Mathias Moersch. Aufgrund der breiten Zustimmung aus Deutschland zur Standardisierung des Verbriefungsprozesses dürften die Fragen nach einem einheitlichen Europäischen Verbriefungsrahmen (dafür hatten sich 65% der Befragten ausgesprochen) und der Schaffung eines Sekundärmarktes (58%) hierzulande auf der politischen Agenda weiterhin weit oben stehen.
Transparenz und Standards auch für Crowdinvesting gefordert
„Aufgrund des Aufstiegs alternativer Finanzierungsformen, zu denen ich neben Schattenbanken auch weitere ‚neue‘ Peer-to-Peer-Modelle oder Formen des Crowdinvesting zähle, müssen entsprechende Mindeststandards und Transparenzvorgaben für die Anleger erfüllt werden“, schließt Susan Spinner von der CFA Society Germany. „Wir begrüßen Finanzierungsalternativen - gerade auch für die mittelständische deutsche Wirtschaft. Eine Kreditklemme befürchten wir für den deutschen Markt daher nicht“.