Geduld zahlt sich aus
Gute Investmentmanager geben nicht viel auf „Noise“, also auf kurzfristige Marktschwankungen ohne fundamentale Ursachen. Sie sind sogar bereit, auf kurzfristigen Ertrag zu verzichten, wenn sich ihre Investmentideen erst nach einiger Zeit auszahlen. Für solche Manager ist die Kurzsichtigkeit der Märkte sogar von Vorteil. Je länger der Anlagehorizont ist, desto stärker streuen die Erträge; die Performancedifferenz zwischen den besten und den schlechtesten Aktien nimmt mit wachsender Anlagedauer zu. Gute aktive Manager sind bereit, erfolgversprechende Unternehmen langfristig zu halten. Sie achten auf aussagekräftige Signale für nachhaltiges mittel- bis langfristiges Gewinnwachstum. Dadurch kann sich ihre Performance stark von der Marktentwicklung unterscheiden.
Aber funktioniert das auch? Untersuchungen haben gezeigt, dass aktive Manager mit einem hohen Active Share und einem längeren Anlagehorizont ihre Benchmarks langfristig um fast 2 Prozentpunkte hinter sich ließen.*
Aktion statt Reaktion
Beim Umgang mit Marktvolatilität kommt es auch auf Überzeugungen an. Heutzutage sind die Märkte sehr viel instabiler als früher, weil die Liquidität stärker schwankt, die weltweite Verschuldung nicht nachhaltig ist und es immer neue weltpolitische Krisenherde gibt.
So herausfordernd Volatilität auch sein mag, aktiven Managern gibt sie die Chance zu brillieren. Gute aktive Manager lassen sich in der Regel nicht vom kurzfristigen Marktmomentum mitreißen. Sie wissen, wie man mit Volatilität umgeht, und reagieren nicht einfach nur. Sie können heftige Kursschwankungen für gezielte Käufe unterbewerteter Aktien nutzen, wenn sich andere noch defensiv positionieren. Für sie zählt nicht der Moment, sondern der Marktzyklus.
Da die aktive Einzelwertauswahl Teil ihres Risikomanagements ist, können gute aktive Manager Unternehmen und Marktsegmente meiden, die ihnen gemessen am Risiko überbewertet erscheinen. So ist wohl davon auszugehen, dass viele gute aktive Manager die 25 größten Unternehmen meiden, weil sie in den letzten 25 Jahren insgesamt um über 30 Prozent hinter dem Gesamtmarkt zurückgeblieben sind.** Passive Manager haben diese Möglichkeit nicht.
Kompetenz zählt
Gutes aktives Management steht für vielfältige Analysen und kluge Entscheidungen. Eine integrierte Analyseplattform ist daher ebenso wichtig wie eine Kultur der Zusammenarbeit. Da mehr Unternehmen denn je weltweit tätig sind, dürfen Manager die Bodenhaftung nicht verlieren. Nur mit Analysten vor Ort können sie den Wettbewerb und andere regional relevante Faktoren wirklich verstehen. Zugleich müssen sie zusammenarbeiten, um ihre Ideen regelmäßig zu prüfen und persönliche Vorlieben zu meiden. Komplexe Anlageentscheidungen werden besser im Team getroffen. Gute aktive Manager wissen das.
Langfristig zahlt sich aktives Management aus. In den zehn größten Morningstar-Kategorien ließen aktive Manager aus dem obersten Quartil ihre Benchmark von 1990 bis 2014 hinter sich. Am größten sind die Vorteile auf lange Sicht. Die Kurzsichtigkeit der Märkte wird immer wieder zu Diskussionen darüber führen, welches Produkt im derzeitigen Umfeld das höchste Alpha verspricht. Wer langfristige Ziele hat dürfte aber wohl am besten fahren, wenn er auf gutes aktives Management vertraut.
Michael RobergeCo-CEO und CIOMFS Investment Management
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* Martijn Cremers und Ankur Pareek, 2014, „Patient Capital Outperformance: The Investment Skill of High Active Share Managers Who Trade Infrequently“, Working Paper.
** Factset, auf Basis der 25 größten Unternehmen, mit vierteljährlicher Anpassung. Diese 25 Unternehmen haben 29-44% Anteil an der Marktkapitalisierung des Index. Der Index wurde am 31. Dezember 1990 auf 100 normiert.