„Haben gutes Geld verdienen können“ – Seit Anfang 2015 sehr bullish auf Aktien
Für Alfred Reisenberger führt im vorherrschenden Nullzinsumfeld schon länger kein Weg an einer signifikanten Aktienquote vorbei: Bereits seit Anfang des Jahres ist Reisenberger, Investmentstratege der Valartis Bank Austria AG, sehr bullisch gegenüber Aktien eingestellt und fühlt sich mit dieser Positionierung auch heute noch sehr gut aufgehoben: „Wer in den volatilen Marktphasen des Spätsommers kühlen Kopf bewahrt hat, konnte mit Aktien seit Jahresbeginn gutes Geld verdienen“, sagt Reisenberger und nennt die starke Year-to-Date-Performance von DAX und ATX als Beispiel.
Um das Bewertungsniveau sorgt sich Reisenberger aktuell weniger: „Aktien sind zwar nicht billig, aber auch nicht teuer.“ Für den Valartis-Investmentstrategen ist es nicht zuletzt der Mangel an rationalen Investmentalternativen, der das Bewertungsniveau in diesem Umfeld relativiere und Aktien weiterhin einen günstigen Nährboden verschaffe.
Aktienquoten am oberen Limit: Aktiver Dialog mit Kunden vonnöten
Reisenbergers Überzeugung spiegelt sich auch in den Kundenportfolios der Valartis Bank Austria AG wider: „Was die Aktienquoten betrifft, bewegen wir uns bei sämtlichen Portfolios nahe dem oberen Limit“, erklärt der Investmentstratege im Gespräch mit e-fundresearch.com.
Im Hinblick auf die erhöhte Marktvolatilität der vergangenen Monate (insbesondere August/September 2015) verweist Reisenberger auf den größeren aktiven Beratungsaufwand, der mit einer höheren Aktienquote einhergeht: „Wir legen großen Wert darauf, unseren Kunden insbesondere in volatilen Zeiten Rede und Antwort zu stehen und dadurch emotionalen Anlageentscheidungen entgegenwirken zu können“, so Reisenberger. Um sich nicht von kurzfristigen Volatilitätssteigerungen verunsichern zu lassen, kommt es laut Reisenberger vor allem darauf an, Kunden im Rahmen von Gesprächen „auf Augenhöhe“ intensiv über die langfristigen Beweggründe zu informieren, die hinter den jeweiligen strategischen Allokationsentscheidungen stecken.
„Wirtschaft gehört in jeden Lehrplan“ - Fehlende Finanzbildung als großes Manko
Auf die Frage, ob sich die Haltung zur Aktie in der breiten Bevölkerung mit dem fortschreitenden Nullzinsumfeld gebessert habe, antwortet Reisenberger skeptisch: „Herr und Frau Österreicher sind auch trotz Niedrigzinsumfeld nach wie vor nicht oder nur kaum für Aktien zu begeistern.“
Neben den letzten größeren Finanzkrisen und einigen „hausgemachten“ österreichischen Unternehmensskandalen nennt Alfred Reisenberger, der seit einiger Zeit nebenberuflich den Schülern einer HTL in Wien sein Finanzwissen vermittelt, die kaum vorhandene Finanzbildung der Österreicher und das von der Politik negativ inszenierte Image von Aktien als Hauptgrund für die geringen Aktienquoten heimischer Investoren.
Nicht zuletzt aufgrund der geringen Nachhaltigkeit des österreichischen Pensionssystems (e-fundresearch.com berichtete) und der daher zunehmenden Bedeutung privater Vorsorgestrategien, fordert Reisenberger verstärkte Finanzbildung an sämtlichen Bildungseinrichtungen: „Wirtschaft gehört in jeden Lehrplan“, bringt es der Investmentstratege im Gespräch mit e-fundresearch.com auf den Punkt.
Zinsen bleiben auf Rekordtief: Aktien Europa und Japan auch 2016 interessant
Im Hinblick auf die Positionierung für das kommende Jahr 2016 ist Reisenberger nach wie vor von einer Outperformance europäischer und japanischer Aktien überzeugt. Weiterhin auf Rekordtief bleibende Zinsniveaus sowie Quantitative Easing Programme sollen diesen Märkten Rückenwind verschaffen.
Sektoren: Banken und Technologie versprechen größtes Potenzial
Auf Sektor-Sicht verspricht sich Reisenberger vor allem von Banken und Technologie-Unternehmen positive Überraschungen. Darüber hinaus sollte man auch Rohstofftitel, die zuletzt massive Korrekturen über sich ergehen lassen mussten, nicht gänzlich aus den Augen verlieren.
Wann verlieren Aktien an Glanz?
Auf die finale Frage, wann sich Reisenbergers positive Haltung zu Aktien grundlegend ändern würde, antwortet der Investmentstratege entschlossen: „Erst wenn sich ein Umfeld rasch und stark steigender Zinsen abzeichnen würde. Ein Szenario, das ich - insbesondere für Europa - auf kurz- und mittelfristige Sicht für sehr unwahrscheinlich halte.“