China erstmals zum globalen Treiber geworden
Trotz der Kurserholungen in den jüngsten Wochen: Der turbulente Marktstart 2016 hat die meisten globalen Anleger auf dem falschen Fuß erwischt und sorgt auch nach wie vor noch für ein hohes Ausmaß an Unsicherheit und Volatilität an den Märkten. Für Michael Strobaek, Global Chief Investment Officer der Credit Suisse sind vor allem Sorgen um das globale Wirtschaftswachstum für die starken Korrekturen des Jahresbeginns verantwortlich: „Ausgelöst wurden die globalen Konjunktursorgen von China, das aufgrund der starken Abkühlung der Wirtschaftsleistung und der massiven Börsenkorrekturen erstmals zu einem globalen Treiber avancierte“, so Strobaek gegenüber e-fundresearch.com. Nicht zuletzt eine „unglückliche“ Kommunikationspolitik der chinesischen Behörden habe die Marktvolatilität und Unsicherheit zusätzlich erhöht.
Im Hinblick auf eine globale Asset Allokation rät Strobaek aufgrund des durchaus herausfordernden und unklaren globalen Makroumfeldes davon ab, zum aktuellen Zeitpunkt größere Wetten auf Assetklassen-Ebene zu tätigen. Viel bedeutender sei es, sich im aktuellen Umfeld innerhalb einer Assetklasse richtig zu positionieren und mittels selektiver Ansätze die vielversprechendsten und robustesten Segmente zu identifizierten.
Fixed-Income: High-Yield „höchstens fair bewertet“
Auf Fixed-Income Seite sieht Strobaek vor allem Investment-Grade Anleihen als das aktuell zu bevorzugende Segment. Bei kalkulierbarem Risiko bietet jener Bereich nach den Spread-Ausweitungen der vergangenen Monate im Vergleich zu Staatsanleihen nun einen attraktiven risikoadjustierten Renditeaufschlag. Auch das Wandelanleihen-Segment wird aufgrund des willkommenen asymmetrischen Rendite/Risiko-Profils etwas attraktiver.
Etwas vorsichtiger steht Strobaek hingegen dem High-Yield Segment gegenüber: Trotz der massiven Spread-Ausweitungen seit Jahresbeginn und der teilweise zweistelligen Renditeniveaus (vor allem getrieben durch den US-Energiesektor) sieht der Credit Suisse Chief Investment Officer alles andere als einen einmaligen Einstiegszeitpunkt: „Man darf nicht vergessen, von welch hohen Niveaus das High-Yield Segment gekommen ist. Zum aktuellen Zeitpunkt ist das Segment maximal als „fair bewertet“ zu beurteilen, von „billig“ sind wir noch weit entfernt“, so der gebürtige Däne im Gespräch mit e-fundresearch.com.
Aktien: „Qualitätstitel sehr teuer geworden“
Auf Aktienseite bevorzugt Strobaek nach wie vor insbesondere jene Märkte, die weiterhin von einer expansiveren Geldpolitik profitieren könnten: Allen voran die Eurozone, die vor allem im Value-Bereich mit durchaus attraktiven Bewertungsniveaus lockt. Darüber hinaus stehen als Regionen die Schweiz und Australien weit oben auf Strobaeks Favoritenliste. Auch hier tendiert der CIO zum Value-Segment, da Qualitätstitel in den vergangenen Jahren quasi weltweit eine Outperformance erzielen konnten und entsprechend „sehr teuer“ geworden sind.
Alternatives gewinnen weiter an Bedeutung
Wenig überraschend spielen aufgrund der unklareren Marktentwicklungen auch alternative Anlagemöglichkeiten eine immer wichtige Rolle in den globalen Credit Suisse Portfolios: 20 Prozent der strategischen Asset Allocation sind laut Angaben von Strobaek bereits dem Alternatives-Segment zuzuordnen – dieses lässt sich im Detail auf 5% Real Estate, 5% Commodities und 10% Hedgefonds herunterbrechen. Auch in traditionellen „Long-Only“-Segmenten setzt Credit Suisse zunehmend auf Absolute Return Ansätze – beispielsweise durch den 2014 lancierten CS (Lux) Absolute Return Bond Fund (Interview mit Fondsmanager Massimiliano Gnesi auf e-fundresearch.com).
Von China bis Fed: Wo 2016 die größten Risiken lauern
Auf die Frage, welche konkreten Ereignisse 2016 die größten Downside-Risiken darstellen könnten, nennt Strobaek neben den zunehmenden geopolitischen Krisenherden (Naher Osten, Ukraine, Nordkorea,…) die negativen ökonomischen Folgen eines Brexits, die weiterhin vorherrschende Ungewissheit über die wirtschaftliche Entwicklung Chinas sowie die noch unklaren Auswirkungen eines Zinserhöhungszykluses in den USA: „Tatsache ist, dass viele Marktteilnehmer einen Straffungszyklus noch nie aktiv miterlebt haben und dementsprechend komplettes Neuland betreten“, so Strobaek abschließend.