"Tage des Donners": Die schwierigsten Börsentage der letzten 30 Jahre

Vom Schwarzen Montag 1987, dem Platzen der Tech-Bubble 2000 bis hin zum überraschenden Ausgang des Brexit-Referendums am 24. Juni 2016: In einem Gastkommentar analysiert Dachfondsmanager Bernhard Spittaler (Schöllerbank Invest AG) die schwierigsten Handelstage der vergangenen drei Dekaden: Markets | 29.08.0016 18:00 Uhr
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"Die Börsen reagieren oftmals nicht sehr rational. Der Börsen- und Finanzexperte André Kostolany drückte dies durch folgenden Vergleich aus: „Mit der Börse verhält es sich wie mit dem Mann und dem Hund beim Spaziergang. Der Mann läuft langsam und gleichmäßig weiter. Der Hund läuft vor und zurück. Aber beide bewegen sich in die gleiche Richtung. Der Mann ist die Wirtschaft, der Hund die Börse“.

Gastautor Bernhard Spittaler
Gastautor Bernhard Spittaler
Die Geschwindigkeit des Hundes variiert stark. Vor allem wenn der Vierbeiner rasant den Rückwärtsgang einlegt, bleibt dies meist in Erinnerung – in der Regel bricht dann Panik unter den Anlegern aus. Viele wollen Aktien abstoßen – hier, jetzt, gleich und sofort – als gäbe es kein Morgen mehr.

In der nachfolgenden Analyse befassen wir uns anhand der deutschen und der amerikanischen Aktienbörse mit den schwierigsten Handelstagen der vergangenen drei Dekaden. Hintergründe sollen beleuchtet werden. Welche Erkenntnisse leiten sich daraus ab?

Durch Klick auf ein Ereignis gelangen Sie zur jeweils vollständigen Analyse:

Der Schwarze Montag – 19. Oktober 1987

Dieses Datum repräsentiert den ersten Börsenkrach nach dem zweiten Weltkrieg. An einem Handelstag verlor der amerikanische Dow Jones Index über 22% seines Wertes. Panik brach unter den Investoren aus. Dieser Tagesverlust blieb in den USA bislang unübertroffen. Der deutsche Markt verlor an diesem Tag 9,39% – bis heute ist dies das drittschwächste Tagesergebnis.

Die Ursachen für diesen Absturz finden sich deutlich früher. Die mittleren 80er Jahre sorgten an den Börsen durch üppige Deregulierung und Privatisierung für enorme Zuwächse. Steigende Zinsen, wachsende Ungleichgewichte in der globalen Wirtschaft, Inflationsängste und das gestiegene amerikanische Außenhandelsdefizit setzen der Rally dann aber ein jähes Ende.

Nicht die plötzliche Panik allein war die Ursache für die Talfahrt. Die völlig unzureichende Technik beschleunigte das Ausmaß der Krise. Die verwendeten Handelssysteme waren einfach nicht in der Lage, das Auftragsvolumen zu bewältigen. Die Drucker waren überfordert, diese gaben die telefonisch übermittelten Handelsanweisungen aus. An der New York Stock Exchange wurden die bereits ausgeführten Aufträge erst mit einer Stunde Verzögerung rückbestätigt. Diese Tatsache führte bei den Händlern zu Verwirrung: Waren Aufträge mit Limit bereits ausgeführt, oder mussten neue Limits gesetzt werden? Der Überhang an Verkaufsaufträgen und die vom Computer gesteuerten Programme zur Kursabsicherung führten auf diese Weise zu einem selbstverstärkenden Preisverfall. Verkaufsorders lösten Stoppkurse aus. Damit wurden neue Verkaufsorders generiert.

Der damals neu im Amt befindliche US-Notenbankpräsident Alan Greenspan reagierte mit „Geldsegen“. Er versorgte den Markt durch Ankäufe von Staatsanleihen in Milliardenhöhe mit ausreichend Liquidität. Die Leitzinsen wurden gesenkt, der Dow Jones beendet das Jahr 1987 sogar mit einem Indexplus.

Der kleine Schwarze Freitag – 16. Oktober 1989

Putschversuch in der UdSSR – 19. August 1991

Die Asienkrise – 28. Oktober 1997

Die Tech Bubble bzw. Dotcom-Blase beginnt zu platzen – 14. April 2000

Terroranschläge in den USA – 11. September 2001

2008 – schwache Tage mal 5

Brexit – 24. Juni 2016

Erkenntnisse

Schwache Börsentage sind nicht außergewöhnlich und in der Regel ein Ventil für Übertreibungen. Beispielsweise oftmals dann, wenn „der Hund dem Mann schon extrem weit vorausgelaufen ist“. Dennoch fällt es der breiten Masse schwer mit starken Korrekturen richtig umzugehen, da diese trotzdem überraschend kommen. Häufig bricht Panik aus, diese wird gerne durch die eigene Psyche verstärkt.

Eine systematische Herangehensweise an das Thema Aktien ist unabdingbar. Diese schützt nicht vor fallenden Märkten. Sie hilft aber dabei Verluste abzufedern und keinesfalls in Panik zu verfallen. Die Analysetätigkeit ist hierbei dauerhaft das zentrale Thema. Das Schoellerbank AktienRating trennt dabei die Spreu vom Weizen, denn nur qualitativ hochwertige Unternehmen zu vernünftigen Preisen kommen für ein Investment in Frage. Das Thema Bewertung ist vor allem in Phasen übertriebender Euphorie von zentraler Bedeutung – auch um Blasen, wie beispielsweise die „Tech Bubble“ Anfang 2000, richtig einzuschätzen.

Erstklassige Firmen überstehen in der Regel auch schwierige Phasen und können möglicherweise sogar von einem wirtschaftlichen Abschwung profitieren, weil sich Mitbewerber aus dem Markt zurückziehen müssen.

Aber auch die breiten Indizes entwickelten sich langfristig extrem positiv. Stellvertretend dafür haben wir den Kursverlauf des DAX seit seiner Gründung in den Artikel eingebettet. Konsequentes investieren in qualitativ hochwertige deutsche Unternehmen hätte sich definitiv bezahlt gemacht.

Fazit

In schwankungsfreudigen Zeiten erscheint langfristiges Denken wichtiger denn je. Der Aktienmarkt bietet kurzfristig immer wieder unliebsame Überraschungen. Teilweise sind diese Ausschläge absolut unkalkulierbar. Das für viele überraschende Austrittsvotum Großbritanniens aus der EU hat dies erst vor Kurzem wieder bewiesen. Aber solide und global aufgestellte Unternehmen werden auch morgen noch ihre begehrten Produkte und Dienstleistungen verkaufen können. Unter dem Strich ist es unabdingbar, an einem Crashtag an den Wertpapiermärkten einen kühlen Kopf zu bewahren und an seinen Prinzipien festzuhalten. Die Schoellerbank handelt auch in schwierigen Phasen getreu ihrem Motto „Investieren statt Spekulieren“."

Bernhard Spittaler, Fondsmanager, Schöllerbank Invest AG


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