Robo-Beratung steht hingegen weniger im Zentrum des Interesses: Lediglich ein Viertel der Befragten wollen in die automatisierte Vermögensverwaltung investieren. Das ergab eine BVI-Umfrage im Dezember unter Führungskräften aller BVI-Mitglieder. Insgesamt nahmen 345 Entscheider an der Umfrage teil; sie repräsentieren rund 3 Billionen Euro Fondsvermögen.
Nach Ansicht der Fondsgesellschaften, werden disruptive Technologien in erster Linie die Administration betreffen (56 Prozent), weniger das Portfoliomanagement (37 Prozent) und den Vertrieb (36 Prozent). Neben der Automatisierung von Prozessen ist laut BVI-Umfrage insbesondere der Wegfall von Intermediären in der Wertschöpfungskette von Bedeutung.
Die in den vergangenen Jahren stark diskutierte Blockchain bzw. Distributed-Ledger-Technologie und die Digitalisierung sind für die Branche zwar keine Wachstumstreiber per se, allerdings rechnet sie aufgrund der Rationalisierung von Prozessen mit erheblichen Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen, etwa bei der Bewältigung höherer Compliance- und Reportinganforderungen. Am stärksten verändern wird sich das Portfoliomanagement nach Ansicht der Befragen durch den Einsatz von Big Data (54 Prozent), Algorithmen (53 Prozent) und künstlicher Intelligenz (51 Prozent).
Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des BVI: „Die Fondsbranche wird durch den technologischen Wandel einen Umbruch erfahren. Noch wird der Einsatz von Blockchain, Big Data, künstliche Intelligenz und Cloud Computing regulatorisch und praktisch behindert. Um etwa übertragbare Wertpapiere über die Blockchain auszugeben, müsste Deutschland sein Unternehmensrecht anpassen und die Papierurkunde abschaffen.“
Für eine digitale Emission von Wertpapieren mittels Token-Verbriefungen müsste das Wertpapierrecht auf EU-Ebene insgesamt harmonisiert werden. Noch ist es zu fragmentiert. Standards und Regeln fehlen auch bei der Verwahrung digitaler Wertpapiere. Damit diese von den Verwahrstellen verwahrt werden können, ist die Vergabe digitaler Identifikationsnummern erforderlich. Um Betrug und Diebstahl zu verhindern, müssten zudem der Token-Handel, die Akteure und die Handels- und Abwicklungsplattformen entsprechenden Regulierungen unterliegen wie der MiFID II, der Marktmissbrauchsverordnung und der Wertpapier-Zentralverwahrerordnung. Der BVI setzt sich daher für einen stabilen Rechtsrahmen ein, damit die Branche künftig rechtssicher digitale Werte emittieren, erwerben und abwickeln kann (siehe BVI-Position zu Digitalisierung).
Grundvoraussetzung dafür ist eine leistungsstarke und moderne IT-Infrastruktur. Entsprechend stark investiert die Fondsbranche der BVI-Umfrage zufolge in ihre IT. 2018 wollten 84 Prozent der Befragten die Investitionen in ihre IT-Infrastruktur erhöhen, 2019 nochmal 73 Prozent. Durch den Ausbau wächst auch der Bedarf an qualifiziertem Personal. 37 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Branche die Zahl der Arbeitsplätze im IT-Bereich 2019 ausbaut.