Da ich im Gegensatz zu unserer Bundesregierung, die den ersten Mai erfreulicherweise arbeitend verbringt, morgen das Bureau meiden werde, darf ich mich heute schon mit dem Mail zur allgemeinen Lage an Sie/Euch wenden. Das alles im Argen liegt, es aber kaum einer merkt, dürfte den regelmäßigen Lesern des Mittwochsmails, eigentlich nicht entgangen sein. ;-) Nur so arg, wie´s jetzt ist, war´s schon lang nicht mehr. Europa befindet sich in einem kurzen, aber nicht minder grauslichen Wahlkampf, der sich zumindest in Österreich optisch (würde mich wirklich interessieren, wer solche Fotos machen darf!) und sprachlich in manchen Lagern auf einem Niveau abspielt, das seines gleichen sucht.
Aber auch die Briten dürften es mit einem Wahlkampf für Ämter in einer Institution, der sie eigentlich gar nicht mehr angehören wollen würden, nicht minder lustig haben. Wiewohl man wahrscheinlich davon ausgehen muss, dass die jetzt gewählten Mandatare die volle Periode durchdienen werden müssen, weil´s mit dem Brexit sowieso nicht klappt. Die Einzige, die sich in diesem Zusammenhang wohl keine Sorgen um eine Wiederwahl machen wird müssen, dürfte Frau May sein, die´s ja nun endlich bald hinter sich haben sollte!
Blicken wir weiter nach Osten, ist das Problem mit den Wahlen, insbesondere in den Ländern jenseits der Ukraine, kein so großes, weil man dort den Wirrungen der Demokratie eh nicht so sehr zugetan ist. Über die Nachfolge bzw. die Beschäftigung in der Pension macht sich jedenfalls aber auch Herr Putin Gedanken, sollte er doch eigentlich nach der aktuellen Legislaturperiode das Zepter an jüngere (?) Hände übergeben. Nun wissen wir, dass sich Putin mit der Abgabe von Macht nicht so richtig leicht tut und er sich darob um eine alternative Lösung umschauen wird.
Russischer Präsident wird er wahrscheinlich nicht mehr werden, allerdings mehren sich die Anzeichen, dass er über den Umweg seiner Vasallenstaaten versuchen könnte, nach dem Vorbild der europäischen (? ;-)) Union, eine alte Staatengemeinschaft wieder zusammenzuführen. Nun braucht natürlich auch jeder Staatenbund, so locker er auch sein mag, einen Präsidenten. Was läge da näher als sich zum Präsidenten der Vereinigten Staaten früherer Sowjet-Republiken, oder so ähnlich, zu erklären... Die Strategie scheint hier eine über multiple Kanäle zu sein, wobei insbesondere Wirtschaftshilfen und Subventionen dazu benutzt werden, um Abhängigkeiten der früheren Sowjetstaaten von Russland zu schaffen bzw. zu vergrößern. Klingt meiner Ansicht nach nicht ganz unplausibel die ganze Geschichte!
Präsident Xi Jinping hat seine Schäfchen, was Wahlen anbetrifft, ja auch schon länger im trockenen. Expensiv, wenn das auch nicht militärisch, ist seine bzw. die chinesische Strategie aber jedenfalls. Durch die Belt & Road Initiative (Neue Seidenstraße) wird Chinas Einfluss im Rest der Welt zweifelsohne zunehmen. Die Angst, die Vormachtstellung (USA) und/oder den Anschluss (Europa) zu verlieren, ist dabei durchaus gerechtfertigt. Ohne dabei ein intimer Kenner der Materie zu sein, scheint mir, dass China damit auch Erfolg haben wird, weil es im Gegensatz zu zB den USA einen durchaus multipolaren Ansatz verfolgt, also nicht die absolute Dominanz über seine Vasallenstaaten sucht, sondern darauf bedacht ist, dass die Balance zwischen dem Reich der Mitte und seiner Peripherie einigermaßen gegeben ist. Das wiederum hilft zu vermeiden, dass man später Diktattoren, die man unterstützt/eingesetzt hat, umbringen und ihr Land in Schutt und Asche legen muss.
Auf dem anderen Ende des Weltmachtspektrums findet sich derzeit Donald Trump wieder und – ihm sicher unangenehm – er muss noch einen Wahlkampf führen, wobei man gespannt sein darf, was wir an Gegenkandidaten da noch so erleben werden. Joe Biden wird ja hoffentlich nicht der letzte Name sein, den die Demokraten aus dem Hut zaubern. Helfen könnte ihnen, egal wer sich dann am Ende durchsetzt, wenn es Hrn. Trump doch noch vorher erwischen täte, wobei ich das hier vollkommen metaphorisch meine! (Der Endeffekt wäre aber natürlich derselbe! ;-)) Sollten seine Steuerakten und/oder seine Bankbeziehungen tatsächlich offengelegt werden, wobei er das tunlichst zu verhindern versuchen wird, dann könnte es ihm doch noch an den Kragen, im Sinne eines Impeachments, gehen. Nicht so gut wäre wohl auch, wenn er mit China nicht die Mutter aller Trade Deals abschließen würde, wobei ein schnelles Scheitern ihm wahrscheinlich wieder genügend Zeit für ein Cover Up ließen und die Auswirkungen auf die US Wirtschaft vielleicht noch nicht so spürbar wären…
Müsst ich noch, könnt ich noch eine Weile so weitermachen, aber ich denke, sollen tu ich nicht mehr! ;-)
Schönen Tag der Arbeit!
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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