Gröschls Mittwochskommentar: 07/2020

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 12.02.2020 10:59 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
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"2019-nCov, endlich hat das Ding einen Namen, wobei davon auszugehen ist, dass sich Coronavirus schwer wieder abschütteln wird lassen. Klingt ja auch nicht so gefährlich wie SARS, wiewohl die Auswirkungen sowohl auf der menschlichen wie auch auf der wirtschaftlichen Ebene bereits viel deutlicher sind. Wie hoch der tatsächliche Impact auf das chinesische Wirtschaftswachstum sein wird und wie hoch die Zahl der Infektionen ist, lässt sich nicht zuletzt aufgrund der etwas undurchsichtigen Berechnungs- und Berichtslage in und aus China nur schwer abschätzen. Nehmen wir also alle Informationen und addieren auf jeder Ebene vom lokalen Bürgermeister bis zum Staatschef einen Faktor X für´s Beschönigen, dann werden wir´s schon ordentlich spüren. 

Dass eine potentielle Pandemie natürlich immer eine Katastrophe ist, ist selbstredend, leider kommt diese auch noch zur Unzeit, in der Europa in seinen eigenen Problemen gefangen ist und die USA als berechenbarer Faktor zu existieren aufgehört haben. Eine mögliche Wiederwahl Donald Trumps, die ja ob des erwartbaren Scheiterns des Impeachmentverfahrens deutlich wahrscheinlicher geworden ist, wird kaum zur Beruhigung beitragen. FTs Martin Wolf schreibt dazu:  For the American people to choose a classic demagogue twice could not be dismissed as an accident, and the notion of the west as an alliance with moral foundations would evaporate. Die andere Variante, nämlich, dass wir auch andernorts noch mehr Demagogen sehen, wollen wir uns lieber nicht vorstellen, find ich…. 

Apropos, die Briten (oder wir ;-)) haben´s vorerst einmal hinter sich, dass mit dem formalen Austritt natürlich kaum etwas final geregelt ist, tröpfelt angesichts der Euphorie bzw. des Katzenjammers, dem sich die einzelnen Mitspieler hingegeben haben, erst langsam in die Köpfe. Dass der Zugang der City, die ja bekanntermaßen einen nicht unwesentlichen Teil der britischen Ökonomie ausmacht, zum Binnenmarkt ein ganz gutes Faustpfand ist, ist höchst nachvollziehbar und da hat der EU Chefverhandler Barnier seine Karten auch gleich auf den Tisch gelegt. Verhandlungen mit einem stärkeren Gegner (der die EU ja eigentlich zweifelsohne sein könnte), der noch dazu ein bisserl beleidigt ist, sind immer etwas schwierig. Spannend wird hier zu beobachten sein, wieviel Schmerz Boris Johnson gewillt ist, seinem Land zuzufügen, um seine eigene Position zu untermauern… 

Also Chaos wohin man blickt! Auch in Deutschland bzw in der CDU. Der Rücktritt AKKs kommt, wenn auch kurzfristig überraschend, doch eventuell nicht ganz ungelegen, muss man doch ehrlicherweise feststellen, dass man, zumindest als externer Beobachter, ihr kaum zugetraut hätte, frischen Wind in ein strukturell der Erneuerung bedürfendes Deutschland zu bringen. Ob Friedrich Merz der Heilsbringer sein kann, ist abzuwarten. Aus Sicht eines vielleicht nicht mehr ganz so neuen Wirtschaftsliberalismus, der uns als Marktmenschen vielleicht nicht ganz fern sein sollte, sind die Grundvoraussetzungen zumindest nicht die schlechtesten. Warum sollen auch nur immer Ex-Goldmänner an die Hebel der Macht kommen, lassen wir doch Black Rock endlich auch mal ran! :-) 

Gern würd ich natürlich auch noch ein paar fundierte Prognosen zur Marktentwicklung abgeben, aber die Zeilen spar ich mir. Den ganzen Algorithmen ist ja sowieso egal, was passieren könnte und die paar verbliebenen fundamentalen Investoren folgen einfach den Trends der Maschinen. :-) Das schöne dabei ist, jetzt haben wir endlich genug Zeit, um uns mit den wirklich wichtigen Dingen wie Berichte schreiben, Risikomatrizen ausfüllen und Meetings zu beschäftigen….. Und am Ende halten wir es wie 1,2 oder 3 (gibt´s das eigentlich immer noch?): Ob Ihr wirklich richtig steht, seht Ihr wenn das Licht angeht! 

Im Sinne der Message Control (schlag nach bei Kurz) und der durch die neuen Medien und Smartphones und all das Teufelszeug allgemein verminderte Aufmerksamkeitsspanne höre ich jetzt hier auf, nicht dass ich wen vom Multi-Tasking abhalte…"

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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