Gröschls Mittwochskommentar: 43/2020

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 21.10.2020 10:27 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
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Wie sagt´s der Lunpacivagabundus: Die Welt steht auf keinen Fall mehr lang! – Tatsächlich physisch können wir das wohl unter einer der häufigsten, wiederholten Fehlprognosen ever einordnen. :-) Was wir uns aber schon fragen müssen ist, ob die (Finanz)Welt, wie wir sie zu kennen erlernt haben, so überhaupt noch existiert. Hat doch Brüssel (die EU) unter dem SURE Programm zuletzt 17 Mrd 10 und 20 jährige Anleihen emittiert, die 10 jährigen mit einer Emissionsrendite von -0,26%, und Nachfrage wäre für über 230 Mrd da gewesen. Das größte Orderbuch aller Zeiten! Im Wesentlichen dürfte das daran gelegen haben, dass hier deutsches Risiko (AAA) mit französischen Renditen begeben wurde und das wiederum für die diversen Rating-sensitiven Pensionskassen etc natürlich super ist.  Macht das alles aber so noch Sinn? Na, ich würde mal sagen im Kontext dessen was wir im letzten Jahrtausend auf der Uni gelernt haben, wohl nicht so richtig.

Die Frage, die wir uns also stellen müssen, ist: Gilt die Vergangenheit als Proxy für die Zukunft – so wie wir das immer auf die diversen Factsheets schreiben, um dann doch past Performance zu kaufen bzw zu verkaufen – überhaupt nicht mehr? Da die Wirtschaftswissenschaft im Gegensatz zu den Naturwissenschaften eine exakte nicht ist, können wir diese Eingangsfrage wohl zumindest mit vielleicht beantworten. Was dann aber stutzig macht, ist, dass wir offensichtlich hier eine einzelne, nicht unwesentliche Größe, den Zinssatz und mithin die Geldmenge/Geldschaffung völlig neu erfinden, aber von allen anderen Faktoren annehmen, dass sie sich so verhalten wie wir das gewohnt sind. – Ceteris paribus, hieß das, glaub ich, in der Modellwelt…. Ob das alles ganz so einfach ist? – Na schau mer mal! Das nur sozusagen als Teaser dafür, dass die Modern Monetary Theorie hier Lösungen/Erklärungen verspricht, die wir an dieser Stelle - je nach Fortgang meiner Ermittlungen :-) – in den nächsten Wochen verhandeln werden.

Als alter Anhänger der Früher war eh alles Besser-Theorie erwarte ich mir natürlich keine bahnbrechenden Erkenntnisse. ;-) Wirklich Neues dürfte auch die nächste Debatte zwischen DJ Trump und Sleepy Joe Biden nicht bringen, wobei durch die angestrebte Prozess Änderung, dass immer nur einer gleichzeitig reden darf, zumindest die Möglichkeit diesmal des akustischen Verstehens gegeben sein könnte. Ob Trump das durchhält? Bei allem bisher Erlebten, wird’s wohl entweder einen Walk-Out – sozusagen als stillen Protest während der Mute Phase – geben, oder er redet einfach weiter, auch wenn ihn keiner hört. Dass das friedlich und geordnet abgeht, wäre eine große Überraschung.

Nicht wirklich überraschend ist dagegen, dass prolongierte Rumgeeiere bei den Verhandlungen um ein weiteres US Hilfspaket. Tatsächlich dürfte eine Einigung vor der Wahl nur möglich sein, wenn eine Seite einen klaren Vorteil aus der Verabschiedung ziehen könnte, oder hier über alle ideologischen und wahl-taktischen Grenzen hinweg ein Paket zum Vorteil aller geschnürt wird. Das aber wiederum scheint ziemlich systemfremd zu sein. Der Markt meint anscheinend allerdings – hier vor allem die Währungshändler – dass da noch irgendwas daher kommt, was – unabhängig vom Zeitpunkt – natürlich sehr wahrscheinlich ist, schaut man sich die gesamtwirtschaftliche Misere, der sich auch die USA gegenüber sehen, ein bisserl genauer an.

In der alten Welt ist die Situation bei aller Liebe zu gemeinsamen Schulden leider auch nicht besser. Die zweite Welle der Seuch hat uns fest im Griff. Der zum Anfang der ganzen Geschichte so oft zitierte (Eier)Tanz, der dem Hammer folgen wird, stellt sich erwartungsgemäß als ausgesprochen mühsam dar. Das nicht nur weil wir dem faktischen Problem der steigenden Infektionen gegenüberstehen (die Idee mit der Herdenimmunität, die  – wer sich erinnert – schon allein aus begrifflichen Gründen abzulehnen ist :-), scheint sich als vielleicht doch nicht ganz so vernünftig darzustellen), sondern vor allem deswegen weil es immer schwerer wird den diversen Bevölkerungsgruppen glaubhaft zu versichern, dass die gesamtwirtschaftlichen Kosten und Risiken eventuell doch recht hoch sind, auch, wenn der einzelne nicht gleich dran stirbt…

Soweit, so ungut! G´sund bleiben! Nächste Woche wird geschwänzt…

Alles Liebe & schöne Herbstferien!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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