Gröschls Mittwochskommentar: 11/2022

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 16.03.2022 10:47 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
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Da sind wir nun rund drei Wochen im dritten Weltkrieg, auf der einen Seite Putins panslawistische Idee des totalitären Sozialismus und auf der anderen Seite der globalisierte Kapitalismus westlicher Prägung und – des Narratives wegen – , ein bisserl zwischen den beiden Stühlen, China. Wobei die Chinesen, wie man an der heutigen Marktentwicklung ganz gut ablesen kann, ihre Seite offensichtlich gewählt haben. Wie es ausschaut wird der Westen mit ihm und durch ihn, dem Kapital und seiner Lenkung, diesen Weltkrieg gewinnen ohne dabei einen einzigen Schuss abzugeben (hoffentlich). Geopfert wird und wurde die Ukrainische Zivilbevölkerung, was in höchsten Maße tragisch ist, aber, wenn man es schafft, den militärischen Konflikt auf die Ukraine zu begrenzen, im Vergleich zu den letzten beiden Weltkriegen Millionen weniger Opfer bedeuten würde.

Natürlich ist es recht früh hier ein Ende des Konflikts zu sehen und ich möchte das auch ganz explizit nicht auf die militärische Konfrontation in der Ukraine bezogen wissen. Hier wird der Russe wohl solange kämpfen bis der Mann an der Spitze fällt oder ihm die Munition ausgeht. Aber seit dem Statement aus China, dass man nicht von den US/europäischen Wirtschaftssanktionen getroffen werden will, ist die Wahrscheinlichkeit einer Eskalation durch die direkte Unterstützung Russlands durch China merkbar gesunken. Das wiederum ist eine deutliche Indikation dafür, dass wenn die beiden größten Absatzmärkte für eigentlich alles, an einem Strang ziehen, alle die irgendwo ihren Wohlstand auf Lieferungen und Leistungen aufgebaut haben bzw. aufbauen wollen, in den Kanon einstimmen müssen. Mehr noch, selbst wenn die nachkommenden Mächte ihre Bevölkerungen durch McDonalds, Gucci bzw. dem lokalen Äquivalent glücklich halten wollen, müssen sie die Grundlage für Konsum schaffen und das ist Leistung und Wettbewerb. Darwinsmus at it´s best, auch auf staatlicher Ebene, wobei ein starker Geist nur in einem gesunden Körper wohnen kann und mithin eine gewisse militärische Grundausstattung wohl dazu gehört. Dass diese Erkenntnis gerade einer Ampel Regierung in Deutschland kommt, entbehrt dabei nicht einer gewissen Pikanterie.

Im Umkehrschluss bedeutet das natürlich, dass nurmehr die Staaten sich gegen die wirtschaftliche Weltgemeinschaft auflehnen können, die nicht Teil dieser sind. Hier liegt der Schluss nahe – und wir hoffen inständig, dass es diesmal nicht die Hoffnung ist, die da zuletzt stirbt- dass diese sich ob der Übermacht der wirtschaftlichen Interessen nach jeder Eskalation in einer schlechteren Position befinden als vorher. Hier spielt natürlich die sich beschleunigende Klimapolitik eine nicht unwesentliche Rolle, liefert diese eine weitere Grundlage, um sich von den Öl-exportierenden Ländern zu emanzipieren.

Die Verschiebung der globalen Machtverhältnisse hin zu einem pluralistischeren System mit einer Doppel-Spitze China/USA und einem sich noch einmal aufraffenden Senior-Partner Europa, scheint hier nicht ganz unmöglich zu sein. Insbesondere, wo wir hierorts jetzt, durchaus unsanft aus unseren sozial-romantischen Träumen, gerissen wurden. Für alle anderen Staaten bzw. deren Führungsriegen bedeutet das zwangsläufig Comply or die. Unterm Strich könnte das bedeuten, dass Kapitalismus am Ende des Tages Demokratie bedingen kann, aber Demokratie ohne wirtschaftlichen Rahmen - denn nur Wohlstand der geschaffen wurde, kann mittelfristig auch verteilt werden - wohl nicht funktioniert.

Work hard, party hard, hätte man wohl in meiner Jugend gesagt. 😉 Leider liegen bevor wir wieder in ein stabiles Gleichgewicht (if) hineinreiten, sehr dramatische Tage in der Ukraine und enorme Herausforderungen für Europa durch Millionen von Flüchtenden, die versorgt und untergebracht werden müssen. Auch hier gilt: erfreulicherweise haben wir etwas zu verteilen, weil wir (bzw. vorhergehende Generationen) Wohlstand geschaffen haben. Blicken wir durch den Nebel des Grauens und versuchen wir auf der anderen Seite das Positive zu finden, könnte durch die vielen dislozierten Menschen mittelfristig (das könnten wir gleich zum Anlass nehmen, um auch der überbordenden, nach dem Prinzip l´art pour l´art gelebten, europäischen Bürokratie die rote Karte zu zeigen) insbesondere in problematischen Sektoren Druck vom Arbeitsmarkt genommen werden. Das wiederum sollte im Idealfall die Lohn-Preis-Spirale langsamer drehen lassen und mithin sich inflationsdämpfend auswirken.  Wie mein Großvater, der Krieg, wie alle seiner Generation, nicht nur aus Büchern gekannt hat, zu sagen pflegte: in jeder Pleite liegt ne Chance!

Kurzfristig wird es für die Märkte natürlich schwer werden zu erkennen, ob das Licht am Ende nicht doch ein Zug ist, der entgegenkommt und wir sehen uns most likely weiterhin ein bisserl manisch-depressiven Bewegungen entgegen. Dip-Buyer und Profit-Taker werden sich wohl die Klinke in die Hand geben. Tatsächlich stehen wir trotz aller anderen Ereignisse vor wahrscheinlich einem der heftigeren Zinsanhebungszyklen der letzten Jahrzehnte, möge er auch kurz sein, aber irgendwie spüren werden wir das wohl schon!

Genug für Mittwoch, oder?! 😊

Liebe Grüße

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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