Jeder geht zum Arzt, um die Gesundheit zu überprüfen und Krankheiten vorzubeugen - aber niemand kümmert sich um die finanzielle Gesundheit. Leider befinden wir uns mit dem aktuellen Stand der finanziellen Bildung in vielen europäischen Ländern in der Steinzeit. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir uns nicht allein auf den Staat verlassen sollten, sondern uns selbst um unsere finanzielle Zukunft kümmern müssen. Finanzielle Bildung als Konzept ist immer noch nicht greifbar, was wir meinen, ist ein „life skill", um an der modernen Gesellschaft teilzuhaben. Wir leben in einer zunehmend komplexen Welt, in der wir uns irgendwann um unser finanzielles Wohlergehen kümmern müssen. Das Wichtigste ist, das Ziel vor Augen zu haben: mehr soziale Mobilität, damit verbundenen Wohlstand, aber auch Unabhängigkeit, also Dinge, für die es sich zu kämpfen lohnt.
Die Welleneffekte könnten noch größer sein: Das investierte Geld könnte oder wird zu einem stärkeren Kapitalmarkt führen, zu mehr Finanzmitteln für Unternehmer und zu mehr Druck auf die politischen Entscheidungsträger, langfristig das Richtige zu tun. Was steht dem im Wege? Es ist definitiv die Ideologie, dass die Finanzmärkte schlecht sind
Genau dieses Thema habe ich im diesjährigen Europäischen Forum Alpbach in einem High-Level Retreat mit wichtigen Persönlichkeiten wie Ewald Novotny, Franz Schellhorn und vielen mehr diskutiert.
In dieser Gruppe äußerst interessanter Menschen haben wir drei Maßnahmen erarbeitet, die wir weiter vorantreiben möchten:
1) Ein finanzieller Gesundheitscheck für jeden, wie man es aus der Medizin kennt:
Ähnlich wie bei einer Gesundheitskontrolle sollte auch die finanzielle Gesundheit wie zum Beispiel ein gesunder Haushaltsplan, die Verschuldung und das Sparverhalten bei einem „Financial Health Check“ überprüft werden, um in weiterer Folge die Weiterentwicklung von financial literacy zu stärken.
2) Stärkung der 2. Pensionssäule:
Betriebspensionen sind ein wichtiger Grundpfeiler für die finanzielle Unabhängigkeit im Alter. Die Vorreiterländer Dänemark, Niederlande und Großbritannien sind Österreich um einiges voraus und geben den Bürgern viel mehr die Chance am Kapitalmarkt zu partizipieren.
3) Finanzielle Bildung im Sinne einer Eignungsprüfung für Politiker:
Es ist enorm wichtig, dass jede Politikerin und jeder Politiker ein Grundverständnis über Finanzen hat. Hierfür könnte eine verpflichtende Eignungsprüfung zum finanziellen Verständnis dazu führen, dass in der Politik das Thema relevanter wird und in weiterer Folge Entscheidungen auch mit gesundem finanziellen „Hausverstand“ getroffen werden.
David Mayer-Heinisch, Gründer und CEO Froots
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