Gröschls Mittwochskommentar: 2/2024

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 10.01.2024 10:43 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto

Wir beginnen das Mittwochsmail-Jahr fast schon traditionell mit einem herzlichen Profit Neujahr! Dass wir uns natürlich auch Gesundheit, Glück und Frieden für die Welt wünschen, ist dabei selbstredend, aber da es sich hierbei zumindest meistens um eine marktnahe Kolumne und nur manchmal um eine Selbsthilfegruppe (ja nach Marktlage ;-)) handelt, liegt der Fokus am Ende dann schon darauf, was das alles bringt und nicht, ob´s einen Sinn macht. Bevor wir also in die Untiefen der Finanzmärkte abtauchen, noch schnell ein persönlicher Kommentar bzw. Aufruf zu mehr Höflichkeit und zumindest rudimentären Umgangsformen. Bitte, Danke, Bussi und so… :-) Es ist immer wieder nahezu verstörend, wenn man nach längeren Abwesenheiten zurück in die große graue Stadt kommt…

Anyways, was nicht umbringt macht härter! :-) Ähnlich ruppig sind auch die Märkte ins neue Jahr gestartet. Die Statistiker unter uns werden sich erinnern, dass es eine gewisse Korrelation zwischen dem Vorzeichen der ersten drei Handelstage und dem Vorzeichen der Jahresperformance des S&P500 gibt. Wie das in diesem Zusammenhang mit den Regentagen in Münster ist, ist wahrscheinlich nur zu wenig erforscht, Anfang des Jahres dürfte es allerdings dort auch geregnet haben, also all Stars aligned… ;-) Aber Scherz beiseite, was wir erwartungsgemäß aktuell sehen, ist die Konsolidierung nach einem wohl etwas zu positiven Dezember. Dass sich Aktien- und Zinsmärkte nun im Gleichlauf in die andere Richtung bewegen, sollte auch niemanden wirklich überraschen, die große verbleibende Frage ist allerdings, wo das hinführen wird.

Die Zusammenhänge zwischen Zentralbankentscheidungen, Wirtschaftswachstum und Inflation und den Auswirkungen auf die Märkte wiederzukäuen, macht diesfalls nur bedingt Spaß. Evident dürfte sein, dass sich die Angelegenheit, ob der steigenden Zinsen doch ein bisserl abkühlt und die Ausfallsraten, insbesondere im Privaten und Kleinunternehmensbereich, signifikant ansteigen. Es braucht auch hier wenig Rocket-Science, um herauszufinden, dass es einen Unterschied für meine Liquidtätssituation macht, wenn ich für meinen Kredit plötzlich anstatt null, fünf Prozent Zinsen zu zahlen habe. Kühlt der Arbeitsmarkt dann auch noch ab und die Unternehmen, die sich vor allem in Mitteleuropa mit signifikant höheren Personalkosten konfrontiert sehen (Schnittlauch und so), fangen an Arbeitskräfte abzubauen, ist das Fundament für eine erfrischende Abkühlungsphase gelegt. Das Gute ist, wenn weniger verdient wird, wird weniger nachgefragt, mithin weniger produziert und die Preise kommen zurück. Die Inflation sinkt also und die Zentralbanken können – wenn da nicht externe Schocks von zB der Energieseite daherkommen – die Zinsen senken und das ist ja der eigentliche Grund, warum die Aktien im Dezember so gestiegen sind, oder versteh ich da was völlig falsch?! :-)

Fürchte am Ende werden sich die Märkte nicht vollends den Fundamentals entziehen können, ie wenn alles gut wird, werden die Zinsen am Langen-Ende wohl deutlich steigen müssen und wenn alles den Bach runter geht, dann werden die Aktien das wohl auch ein bisserl spüren. Schau mer mal dann seh mer schon! Spannend - und gegen den kurzfristigen Trend - entwickelt sich unterdessen der japanische Aktienmarkt. Der Topix Index hat heute Früh europäischer Zeit ein 34 Jahreshoch gemacht und alle freuen sich! Ob das allein der Yen-Schwäche zuzuschreiben ist, darf mal bezweifelt werden, kratzen wir da doch schon wieder an den Niveaus von Anfang Dezember letzten Jahres. Bisserl Sorgen könnte man sich ganz generell schon machen, scheint sich in den letzten Jahren die Erkenntnis durchgesetzt zu haben, dass niedrige Zinsen oder die Fantasie drauf, der wesentliche Faktor für positive Aktienmarktentwicklungen sind.

Tatsächlich bedeuten niedrige Zinsen billiger Leverage. Billiger Leverage fördert die Fehlallokation von Liquidität und das führt zur Blasenbildung. Da lehrt uns wiederum die Historie, dass alle Blasen irgendwann platzen. Die Geschichte, dass es dabei immer nur zwei Kategorien von Investoren gibt, nämlich die, die bis zum Platzen recht haben und die, die danach richtig positioniert sind, ist altbekannt. Das Problem ist – insbesondere diesmal – zu erkennen, ob und wo es ein Blaserl größerer oder kleinerer Natur gibt. Findet man keines, kann das wiederum zwei Gründe haben: Erstens es ist eh alles gut und es gibt nach ein-einhalb Jahrzehnten aufblasen, nix zum Luft rauslassen oder aber wir befinden uns in der Mutter aller Blasen und sehen daher den Wald vor lauter Bäumen nicht. :-)

Wie sagt der Klien immer: Gute Nacht Österreich. Aber dieser Bubblette widmen wir uns wohl am besten erst am Aschermittwoch und das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht aus Oberösterreich!

Bis dahin: Frohes Neues Jahr! :-)

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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Florian Gröschls obiger Kommentar stellt eine Markteinschätzung aufgrund von selbstentwickelten Systemen und persönlichen Erfahrung dar. Keinesfalls ist obiger Kommentar eine Empfehlung oder Meinung der ARC und/oder Florian Gröschl, Positionen welcher Art auch immer einzugehen.

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