Scheinbar sind rundherum alle überrascht, dass sich die westlichen Ökonomien so resilient gegenüber dem, doch recht heftigen, Zinsschock zeigen bzw. gezeigt haben, wobei ich mich da gar nicht ausnehmen möchte. Die große Frage, die natürlich bleibt, ist: War´s das schon or does it come back with a vengance? Und if so, aus welcher Ecke? Persönlich bin ich geneigt zu glauben – wie eh schon wiederholt geschrieben – dass es sich ganz gut ausgehen könnte und wir zumindest nicht heuer völlig absaufen werden. Das natürlich ceteris paribus, vorbehaltlich irgendwelcher grauen bis schwarzen Schwäne. Das ökonomisch zu argumentieren, sparen wir uns (haben wir eh schon), was aber, und ich schreib´s jetzt ;-), diesmal anders ist, als zumindest seit der GFC, dass es multiple Bereiche des Marktes gibt, die immer noch attraktiv ausschauen. Oder anders ausgedrückt, seit einer Ewigkeit, hab ich mehr Ideen als Platz im Portfolio. :-)
Dass sich das für meinereinen hauptsächlich im Anleihen-Bereich abspielt, wird für viele nicht überraschend daherkommen, aber auch bei den Aktien – sagt man mir ;-) – gibt´s durchaus interessante Möglichkeiten außerhalb der mag7. Enhanced Coupon-Schneiden at it´s best, sozusagen. :-) Worauf gilt es zu schauen? Naja, all that glitters is not gold. Der Ausfalls Zyklus bei den, wahrscheinlich vor allem kleineren, Unternehmen, die sich in den letzten Jahren mit sehr billigem Leverage versorgt haben, wird sich fraglos noch ausweiten, möglicherweise auch beschleunigen. Insbesondere One-Bond-Wonders, wie sie unsere finnischen Freunde von Evli zu nennen pflegen, also Unternehmen, die eine einzige Anleihe zur Finanzierung von Gott weiß was mit einer in einem Null-Zinsumfeld einigermaßen attraktiven Rendite begeben haben, werden sich wohl schwer tun sich zu refinanzieren etc.. Das ist natürlich auch gut so, zwingt es die Kapitalgeber nun wieder dazu ihre Hausaufgaben zu machen und darüber nachzudenken, warum wer, wieviel zahlen muss, um sich Geld ausborgen zu können.
Besonders geschickte Geldeinsammler, wird es natürlich auch weiterhin geben. Angeblich soll es ja auch die eine oder andere Immo-Bude geben, die lieber die Laura als die Gläubiger versorgt, da kracht´s dann schon mal. Aber, wenn wir es nicht vergessen, werden wir auch daraus was lernen und – so mühsam die Regulatoren und Regularien uns allen manchmal sind – wird eine weitere Branche erwachsen werden, so wie es die Banken nach 2008 werden mussten. Dass schon wieder – nach dieser unsäglichen Kitzloch-Geschichte ;-) – ein Tiroler für eine Pan-Europäische Katastrophe verantwortlich sein muss, wär natürlich nicht notwendig gewesen. Die Separatisten unter den Gsibergern – was Gott durch einen Berg getrennt hat und so… - werden sich auch einmal mehr bestätigt fühlen. ;-)
Aber zurück zu den Opportunitäten: Handwerk ist wieder gefragt. Know your bonds, hat mir einmal einer gesagt. Je nach Zielsetzung, ob ich den letzten Basispunkt relativer (Out)Performance aus meinen Anleihen kitzeln will/muss, oder ob es mir reicht mit einer hohen Wahrscheinlichkeit mein, bis dahin vernünftig verzinstes, Geld in ein, zwei, fünf Jahren zurückzubekommen, wird natürlich bestimmen, wie tief ich in einen Bond bzw. den Emittenten hineinblicken werde, aber ohne geht´s nicht. In diesem Zusammenhang muss natürlich auch wieder eine Lanze für aktives Management gebrochen werden, will/kann ich mir nicht alle meine Emittenten selber anschauen. Je weiter ich auf der Risikokurve nach außen wandere, je weniger Sinn macht es „den Markt“ zu kaufen, treibt sich in der Gesamtheit aller Anleihen natürlich auch jede Menge Schrott herum, den es zu vermeiden gilt.
Nach all den objektiven ;-) noch eine persönliche Bemerkung/Beobachtung: Abkürzungen sind gut und wichtig und wohl jeder Professionalität immanent, aber bitte, wenn´s mehr als vier Buchstaben sind, hinten ein Quadrat oder gar ein 3er Potenz draufsteht und trotzdem ein AAA Rating, dann lässt man wohl lieber die Finger davon, auch wenn der Sales so ein Lieber ist… :-)
Weiter Weisheiten zu diesem und allen anderen weltbewegenden Themen des Lebens, der Welt und dem ganzen Reste gibt´s dann wieder nach den Semesterferien hier an dieser Stelle! :-)
Jolly Days!
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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Florian Gröschls obiger Kommentar stellt eine Markteinschätzung aufgrund von selbstentwickelten Systemen und persönlichen Erfahrung dar. Keinesfalls ist obiger Kommentar eine Empfehlung oder Meinung der ARC und/oder Florian Gröschl, Positionen welcher Art auch immer einzugehen.