Gröschls Mittwochskommentar: 18/2024

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 08.05.2024 09:14 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto

Haben wir an dieser Stelle schon einmal darüber gesprochen, dass man potenziell schlagend werdende Ereignisse mit Eintrittswahrscheinlichkeiten versehen und so verschiedene zukünftige Stränge gegenüberstellen kann, in denen Ereignisse A, B oder C mal wahrscheinlicher mal weniger wahrscheinlich eintritt? Natürlich, und sicher nicht nur einmal… :-) Nun das fußt vor allem darauf, dass das in der Vergangenheit des Assetmanagements das tägliche Brot war und zwar in der Früh, Mittags und am Abend. Nicht nur, dass wir uns überlegt haben, was passieren könnte und wie wahrscheinlich es ist, dass es eintritt, wir haben unsere Portfolios auch so ausgerichtet. Needless to say, dass hier zum Beispiel bei den längerfristig Orientierten die Auswirkungen auf die Kursentwicklung ganz anders gesehen werden bzw. wurden, als wenn die Drawdown Begrenzung im Vordergrund steht, aber, wenn alle das Gleiche tätertn, wär´s ja auch völlig unspannend.

Waren also die Szenarien entwickelt, Eintrittswahrscheinlichkeiten vergeben und möglichen Auswirkungen auf die Märkte identifiziert und quantifiziert, ging es an die Portfoliokonstruktion. Ist das Ding erstmal gestanden, waren die Stresstests an der Reihe, soll heißen: Was passiert mit meinen Assets wenn sich die Geschichte wiederholt, weil Lehmann2 ein Bankl reißt, der schwarze Freitag das nächste Mal auf einen Mittwoch fällt, der CHF kollabiert etc.. Dann gab´s da noch eine Reihe von ur-wichtigen Risikomaßzahlen, von denen der Value At Risk, wohl unbestreitbar die ungeeignetste ist, um irgendein wirkliches Risiko zu beurteilen. Was hilft´s mir schon, wenn ich in 95% der Fälle weiß, dass wenn was passiert eh nix passiert, aber null Idee hab, wie´s mich erwischt, wenn´s wirklich unhübsch wird? :-)

Anyways, da früher sowieso alles besser war ;-), sparen wir uns weitere Ausflüge und kommen dorthin zurück, wo wir eigentlich hinwollten, in die Gegenwart. Die Geschichte macht nämlich momentan den Eindruck, als würden wir zwar theoretisch durchaus wissen, dass es Risiken gibt und diese tourlich auch durchaus eintreten, aber momentan halt nicht, weil eh alles gut ist und auch für immer sein wird. Dem Ansatz kann man ja durchaus folgen, solang man die eigene Blubberblase nicht verlässt, nur rausschauen aus dem Kaffehäferl darf man halt wirklich nicht. Das Spektrum der auszublendenden Dinge ist bekanntermaßen aktuell durchaus sehr breit und reicht von militärischen -, über Handelskriege, völliger Überschuldung, Führungsunfähigkeit im kläglichen verbleibenden Rest westlicher Demokratien bis hin zur Klimaveränderungsproblematik. Eh super, wenn alles gut wird und wenn wir vorher noch ein bisserl Geld verdient haben, umso besser. Womit das Ganze bzw. unser Verhalten allerdings zusehends nichts mehr zu tun hat, ist der Grundsatz unternehmerischer Vorsicht, der wir ja im Sinne der meisten unserer Kunden und Stakeholdern ja verpflichtet sein sollten. Für die Zocker gibt´s natürlich auch immer ein Platzerl im Wald bei der Cathie… ;-)

An dieser Stelle wird dann oft über FOMO (Fear Of Missing Out) schwadroniert. Stimmt sicher, keiner will gern zweiter sein und solang ich nicht weiß, ob Thanksgiving dieses Jahr überhaupt kommt (wir erinnern uns an den lieben Truthahn und sein Dilemma. ;-)) ist Halbgas, wahrscheinlich kein Gas (im Vergleich zu Vollgas ;-)). Ich fürchte nur, dass uns zumindest die theoretische Awareness, dass Dinge auch mal schieflaufen können, inzwischen völlig abhandengekommen ist. Wir befinden uns sozusagen im Finanzmarkt Lala Land

Wobei das wirklich Erschreckende ist, dass wir das ganz ohne Zinsenkungen geschafft haben bzw. aufrechterhalten und wir offensichtlich mit einem Mittelding aus Erinnerung und in Erwartung einfach nicht runterkommen, wir also irgendwo hängengeblieben sind. La,la,la…. :-)  Helfen tut´s unmittelbar natürlich niemanden, wenn man hier zur Vorsicht mahnt und vielleicht lachen wir in den nächsten Jahren gemeinsam über die blöde Unkerei dauernd, vielleicht aber auch nicht… :-)

Alles Liebe!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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