Gröschls Mittwochskommentar: 36/2024

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 04.09.2024 11:38 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto

Eigentlich wollte ich ja heut über Euer Wille geschehe (F.Plakate in Ö.Reich, für alle, die dies nicht hautnah erleben müssen) und Mein Reich komme schwadronieren, was thematisch auch ganz gut zu den mittelerfreulichen Ergebnissen in Thüringen usw. gepasst hätte, aber erfreulicherweise (auch hier liegt die Freude, natürlich wie immer ausschließlich im Auge des Betrachters ;-)) ist auf der Welt auch noch was anderes passiert. Ganz unkommentiert kann ich´s, jetzt wo schon mal angefangen, aber doch nicht lassen. Historisch ist allen Reichen – bis auf möglicherweise dem nach unserer körperlichen Existenz, da steht der Beweis noch aus ;-) – eines gemein: Sie haben nicht ewig gehalten und meist in Blut, Schweiß und Tränen geendet. Es steht also zu befürchten, dass nach den plakatierten fünf guten Jahren (warum hier so bescheiden? ;-)), die sieben schlechten nicht lange auf sich werden warten lassen. Bleibt also dazu nur mehr eines zu schreiben/sagen: Lieber reich ins Heim, als heim ins Reich! :-)

Nun zum Rest der Welt – und auch hier hat mich die Realität ein bisserl rechts? ;-) überholt, wollt ich eigentlich herausarbeiten, dass wir an den Kapitalmärkten Risken nur mehr binär bepreisen, also entweder mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 100% oder von 0%. Soll heißen, dass wir aus der guten alten, analogen Zeit kommend, Szenarien mit nahezu gleitenden Eintrittswahrscheinlichkeiten versehen haben und uns dann dementsprechend auf irgendwelchen Effizienzlinien aufgestellt haben. Nun, das gibt´s scheinbar gar nicht mehr, vielmehr gilt entweder Vollgas oder voll in die Bremsen. Wär eh wurscht, wäre man allein auf der Straße, ist aber halt leider nicht so. Wir brauchen hier gar nicht weit in die Wellentheorie abzugleiten, es reicht ein Blick auf die morgendliche Ostautobahn, um zu erkennen, dass wenn einer in der Kolonne stark bremst, sich der Impuls weit nach hinten fortsetzt und sich das Chaos mit jedem Bremser vergrößert. Apropos Theorie: Das mit den Schmetterlingen und den Tornados funktioniert wohl so ähnlich. Soviel zur angewandten Physik am Mittwoch. *lol*

Also: gern runter vom Gas, aber bitte langsam und ohne Panik. Der September ist grundsätzlich kein besonderer Monat für Aktienmärkte und da die Gemengelage, wie schon mehrfach festgestellt, eine durchaus unübersichtliche ist, reicht uns das vielleicht als Hauptinputfaktor, um unsere Positionierung anzupassen. Wirtschaftsdaten und antizipierte Fed Entscheidungen sind sicher auch wichtig und auch ob der Nahe Osten schließlich doch noch völlig in Brand gerät, sollten wir eigentlich bewerten. Ob das alles aber ausschlaggebend dafür sein kann, dass Nvidia an einem Tag 279 Mrd USD an Marktwert verliert oder zwei Tage später vielleicht ;-) wieder USD 400Mrd an Marktwert gewinnt, muss eventuell schon hinterfragt werden. Ein Schelm, der hier denkt, wir könnten es vielleicht doch mit ein paar Marktverwerfungen zu tun haben, von denen das große N nur die Spitze des Eisbergs darstellt…

In diesem Zusammenhang könnte es also auch wieder einmal Zeit sein eine kleine Warnung auszusprechen: Aktien können nicht nur steigen! :-) Auch wenn sie das in der Regel – wegen der Geldentwertung und der Wachstumsillusion? ;-) – in der Regel zu tun scheinen. Und gleich noch was: Mit den ETFs ist das wie in der Ehe: in guten wie in schlechten Zeiten und so… Ich will da gar nicht widersprechen, dass es wenig Sinn macht einem Manager dafür Fees zu bezahlen, dass der irgendwelchen Indizes nachhupft und sich mithin der Marktbewegung auf Gedeih und Verderb ausliefert, aber vielleicht zahlt sich nachdenken, Hausaufgaben machen und ein differenziertes Herangehen an Investitionsentscheidungen in Zeiten, in denen nicht mehr alle mit geschenktem Geld ins Kasino gehen können, wieder mehr aus.

Persönlich halte ich Benchmark nahes Investieren sowieso für diskutierbar, aber da eh immer alles steigt, verhallen meine Rufe natürlich im Wald. Wenn´s also in Zukunft so weitergeht, wie in den letzten Jahren, wird sich die Assetmanagement Industrie wohl irgendwas Neues einfallen lassen müssen, weil etwas, das jeder selber im Internet genauso gut kann, verlangt wohl kaum noch hochqualifizierte Experten. Vielleicht ist es aber auch so, dass nach den fetten Jahren – und so schließt sich zumindest der Mittwochskreis ;-) – nun ein paar magere folgen und Wissen vielleicht doch Macht ist, und nix wissen, zwar auch nix macht, aber auch nicht hilft…. On verra, wie der Engländer sagt! ;-)

Glück auf!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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