Heute spannen wir den Bogen vom Ö.Reich der Mitte bis zum Reich der Mitte und streifen dabei – soweit steht der Plan noch nicht – eventuell Milton, aber zu Friedmann werden wir´s selbst bei gutem Willen wohl nicht schaffen. ;-) Also: Die Wahl ist geschlagen, der Staub lichtet sich, erwartungsgemäß gibt´s aber noch nichts Neues. Gut Ding braucht Weile und so… Was aber, wer immer den Kelch ausfaßt, jedenfalls bestenfalls mittellustig ist, ist die wirtschaftliche Situation, mit der die neue Regierung konfrontiert sein wird. Dass wir uns in der längsten (nicht aber der tiefsten, wie alle zu betonen nicht müde werden) Rezession seit 1946 befinden (years not quarters…) dürfte bereits allgemein bekannt sein, was es aber eventuell nicht so in die Breite geschafft hat, ist, dass zwar die Headline-Inflation (aufgrund von Basiseffekten etc…) brav zurückkommt, die Kerninflation aber heuer wieder bei über 4% zu liegen kommt.
Ein bisserl Inflation ist ja, wie besprochen, was gutes, weil ohne Wachstumsillusion könnten wir gleich japanisch lernen, wobei sich ja sogar dort inzwischen was zu bewegen scheint, aber zu viel ist ned so gut. Dass speziell in Österreich, weil hier durch das unsägliche System Lohnverhandlungen auf vergangener, realisierter Inflation aufbauen, die Löhne immer zum falschersten Zeitpunkt steigen, macht die Angelegenheit besonders problematisch, sind die Unternehmen genau dann mit steigenden Personalkosten konfrontiert, wenn´s eigentlich wichtig wäre, konkurrenzfähig mehr abzusetzen. Dass das mit der Lohn.-Preis-Spiral ka Bledisnn ist, wird sicher irgendwann auch zu den Gewerkschaften durchdringen, hoffentlich ist es dann allerdings nicht zu spät. Tote Kühe kann man zwar versuchen zu melken, aber viel kommt da dann irgendwann nicht mehr raus…
Apropos Kühe: Es ist also wohl an der Zeit – und zwar für jede Regierung – die Herde der Heiligen langsam aber sicher zu verkleinern. Wir müssen ja nicht gleich alle keulen, als hätten sie Creutzfeld-Jakob, aber ein paar sollten schon dran glauben. Was weiterhin sicher nicht funktioniert, ist – und da bin ich jetzt dann auch gleich in Brüssel ;-) – die produktivsten Kühe ins Joch zu spannen und die stärksten Bullen kastrieren und dann als Ochsen im besten Alter auf die Wiese zu stellen, damit die Magd und er Knecht am Donnerstagmittag nach Haus gehen können, um sich gegenseitig das Goderl zu kratzen. In diesem Sinne sei einmal mehr davor gewarnt, dass diejenigen, die die einfachsten Lösungen haben, entweder die Grundlagen nicht verstehen, oder aber outright lügen. Man kann offensichtlich dem Wahlvieh relativ leicht ein X für ein U vormachen, aber, dass der Essel irgendwann Gold zu defektieren anfängt, wird ganz sicher nicht passieren. You can trust me on that! :-)
Apropos Brüssel, alle wird´s wohl nicht interessieren, aber kurz, muss ich doch über meine, nicht mehr ganz so neue Freundin die DORA (Digital Operational Resilience Act ;-)) schwadronieren. Dass die Regelung ein weiterer Schmerz im eh schon regulierungsgeplagten Podex der Finanzindustrie ist, wir´s alle, wie die DSGVO, SFDR etc pp, irgendwie in den Griff kriegen werden und, dass auch in ihr irgendwo ein sinnvoller Kern schlummert, können wir als gegeben annehmen. Ein – zumindest für mich ;-) - neuer Aspekt, der gestern bei der FMA Konferenz ins Spiel gebracht wurde, ist die Frage, ob Cybersicherheit eventuell eine hoheitliche Aufgabe sein könnte, die sich wie die Landesverteidigung auch auf privatrechtliches Eigentum beziehen sollte. Finde ich persönlich nicht ganz blöd, insbesondere wo uns mit FiDA (Financial Data Access Regulation) das nächste Chaos droht…
Aber genug der Aufträge an die diversen Regierungen. :-) Die Chinesen oder besser der Chinese haben inzwischen beschlossen sich endlich wieder einmal ordentlich ums Volksvermögen zu kümmern und ein gscheites Stimulus Programm verabschiedet. Ob und wie nachhaltig die Angelegenheit sein wird, lässt sich (für mich ;-)) noch nicht abschätzen, auffällig ist, dass es innert der Industrie zwei recht ausgeprägte Lager gibt: das eine, größere, das China untergewichtet war und jetzt natürlich Mühe hat die Position zu untermauern, nachdem ihnen der Markt rund 25% ins Gsicht gefahren ist, und das derer, die entweder nur chinesische Aktien managen oder eher neutral positioniert waren, und die´s eh schon immer gewusst haben, dass es irgendwann soweit sein muss. Camp 2. Timing ist alles… *lol*
Fehlt nur noch der angedrohte Blick auf Milton. Nun meine über viele Segelturns – erfreulicherweise ohne Hurrikan Kontakt - erprobte und eigentlich immer zuverlässige APP Windy sagt, dass er morgen Nachmittag unserer Zeit in der Gegend von Tampa auf Land treffen wird. Farbe und Geschwindigkeit der Windlinien lassen da aktuell wenig Hoffnung, dass das nicht ziemlich heftig wird. Abgesehen vom zu erwartenden Verlust von Eigentum und Leben steht zu befürchten, dass, wenn er wirklich eine größere Stadt erwischt, diesmal auch der CatBond Markt betroffen sein könnte. Schau mer mal, dann seh mer schon und, Mesi, ich tät eher lieber da bleiben….
Alles Liebe!
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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