„Politiker werden heute mehr denn je von ihren Wählern dazu gedrängt, Ergebnisse zu liefern“, sagte Ward gleich zu Beginn. Doch viele dieser Versprechen, etwa die Rückverlagerung von Produktion oder massive Steuererleichterungen, seien ökonomisch kaum realisierbar.
Ein zentrales Beispiel: Die Ankündigung, industrielle Fertigung zurück in die USA zu holen. „Das ist verständlich und politisch populär – aber teuer“, so Ward. Die Folge seien protektionistische Maßnahmen wie Zölle, die wiederum die Preise für Konsument:innen in die Höhe trieben. Gleichzeitig drohten neue fiskalische Belastungen durch geplante Steuersenkungen und ein wachsender Schuldenberg.
Kapitalmärkte als Korrektiv – mit Nebenwirkungen
Vor diesem Hintergrund kommt laut Ward den Märkten eine disziplinierende Funktion zu: „Märkte helfen dabei, Politik und Bevölkerung in Richtung wirtschaftlicher Machbarkeit zu lenken.“ Diese Korrektur finde allerdings nicht ohne Volatilität statt. Anleger:innen seien daher gefordert, nicht emotional zu reagieren: „Unsicherheit erzeugt Emotionen – und Emotionen sind der Feind guter Investmententscheidungen.“
Europa: Aufbruch aus der Krise
Mit Blick auf Europa zeigte sich Ward überraschend zuversichtlich. „Europa hat sich in den letzten Krisen bewährt – es braucht manchmal Druck von außen, aber dann trifft es gute Entscheidungen.“ Besonders positiv: Die zunehmend expansive Fiskalpolitik und wachstumsorientierte Regulierungsansätze.
Zwar sei der Schuldenstand in den USA zuletzt um 37 Prozent gestiegen, doch viele europäische Länder – allen voran Deutschland – verfügten noch über fiskalischen Spielraum. „Das ist ein wichtiger Unterschied in der Ausgangslage“, betonte Ward. Kapitalflüsse zeigten bereits, dass Europa für viele Investor:innen wieder interessanter werde.
Benchmarkverzerrungen und Klumpenrisiken
Ein wesentlicher Aspekt ihres Vortrags war auch die veränderte Struktur von Kapitalmärkten. Viele Indizes – etwa der S&P 500 – seien heute stark konzentriert: „Die zehn größten Titel machen mittlerweile rund 30 Prozent des Index aus“, warnte Ward. Damit steige das Risiko von Klumpenbildungen in vermeintlich diversifizierten Portfolios.
„Früher war ein 60/40-Portfolio geografisch und sektorübergreifend solide aufgestellt – heute bedeutet es oft: US-Tech mit etwas Anleihebeimischung“, so Ward. Wer heute effizient streuen wolle, müsse daher aktiv auf echte Diversifikation achten.
„Cash fühlt sich sicher an – ist es aber nicht“
Gerade in unsicheren Zeiten sei die Versuchung groß, Liquidität zu parken. Doch laut Ward täuscht die vermeintliche Sicherheit: „Die Realverzinsung vieler Spareinlagen ist negativ. Die Inflation frisst die Kaufkraft.“ In Großbritannien seien seit der Pandemie rund 100 Milliarden Pfund zusätzlich in Cash geparkt worden – eine Entwicklung, die sie kritisch sieht.
„Es ist verständlich, dass Anleger angesichts der Nachrichtenlage zögern – aber historisch betrachtet war es auch in schwierigen Jahren oft besser, investiert zu bleiben.“ Besonders ausgewogene Portfolios hätten sich in Krisenphasen bewährt. „Oft ist es am dunkelsten kurz bevor die Märkte drehen“, erinnerte sie.
Fazit: Strategisch bleiben – breit aufstellen
Ward schloss ihren Vortrag mit einem Appell an die langfristige Perspektive. Es gehe nicht darum, einzelne politische Entwicklungen vorherzusehen, sondern Portfolios so aufzustellen, dass sie mit verschiedenen Szenarien umgehen könnten: Rezessionen, Inflationsschübe, geopolitische Risiken.
„Fokussieren Sie sich auf das Ziel – nicht auf die Schlaglöcher unterwegs“, betonte sie. Wer strategisch denke, breit streue und sich nicht von kurzfristigen Emotionen leiten lasse, könne auch in einem komplexen Marktumfeld erfolgreich investieren.
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