Börsenbarometer | Zwischen Erschütterung und Realität – eine Woche, die unter die Haut geht

Pünktlich zum Start in das Wochenende kommentiert e-fundresearch.com Gastkolumnist & Kapitalmarktexperte Dr. Josef Obergantschnig wöchentlich das Börsengeschehen aus erfrischend neuen Blickwinkeln. Markets | 13.06.2025 16:00 Uhr
Dr. Josef Obergantschnig, Gründer, Obergantschnig Management GmbH / © e-fundresearch.com / Obergantschnig Management GmbH (Foto: Vicky Posch)
Dr. Josef Obergantschnig, Gründer, Obergantschnig Management GmbH / © e-fundresearch.com / Obergantschnig Management GmbH (Foto: Vicky Posch)

Wöchentlicher Börsenbarometer von Dr. Josef Obergantschnig | Zwischen Erschütterung und Realität – eine Woche, die unter die Haut geht

Diese Woche hatte es in sich. Ausschlaggebend dafür war diesmal nicht die Börse, sondern ein unfassbarer Amoklauf an einer Schule in meiner Heimatstadt. Es macht mich – wie so viele – betroffen und einfach nur fassungslos. Meine Gedanken und mein tiefstes Mitgefühl gelten allen Betroffenen. Nach einem so aufwühlenden Ereignis fällt es schwer, zur Tagesordnung überzugehen. Auch mein geliebter Espresso, der sich sonst in vielen Lebensphasen als emotionaler Anker bewährt hat, kann diesmal nur begrenzt Trost spenden.

Umso stärker tritt der Blick auf das Weltgeschehen in den Vordergrund – und auch hier dominieren Unsicherheit und Eskalation. Die militärische Lage im Nahen Osten spitzt sich erneut zu: Israel hat mit dem Präventivschlag „Rising Lion“ auf iranische Aktivitäten reagiert. Der Iran wiederum erklärte die Gespräche mit den USA über ein neues Atomabkommen für gescheitert. Offizielle Stellen in Israel rechnen mit einer militärischen Auseinandersetzung über mehrere Tage.

Die Finanzmärkte reagieren sensibel: Gold gewinnt als sicherer Hafen, auch Staatsanleihen sind gefragt. Der Ölpreis steigt deutlich, getrieben von der Angst vor Lieferengpässen. Die Aktienmärkte hingegen mussten teils spürbare Rückgänge hinnehmen. In solchen Momenten hilft ein Blick in die Geschichte der Kapitalmärkte. Denn auch wenn die Gegenwart uns beunruhigt, zeigt die Vergangenheit, dass Rückschläge dazugehören – selbst bei den besten Unternehmen. Wer die 20 erfolgreichsten Aktien seit 1985 betrachtet, stellt fest: Jede einzelne dieser Firmen hat im Laufe der letzten vier Jahrzehnte mindestens einmal mehr als 50 Prozent ihres Werts eingebüßt.

Apple verlor während des Dotcom-Crashs rund 83 Prozent, Nike büßte in einem mehrjährigen Abwärtstrend bis zu 66 Prozent ein. Und der S&P 500 – der US-Leitindex – erlitt in der Finanzkrise einen maximalen Rückgang von 58 Prozent. Auch in kürzeren Bärenmärkten wie im Frühjahr 2020 ging es rasch und tief hinunter. Der Punkt ist: Starke Rücksetzer sind kein Beweis für Schwäche, sondern oft Teil des Wegs zu langfristigem Erfolg.

Ein aktueller Blick auf die globalen Kapitalmärkte zeigt: Die Dynamik verlagert sich. Weltweit gibt es rund 6.000 börsennotierte Unternehmen mit einer Bewertung von über einer Milliarde US-Dollar. Allein 1.873 davon kommen aus den USA. Dahinter folgen Japan, Indien, Kanada und China. Indien hat mittlerweile mehr Milliardenunternehmen als Deutschland und Frankreich zusammen – ein beeindruckender Aufstieg. Und auch kleinere Länder wie die Schweiz oder Österreich sind vertreten: Österreich zählt 29 Milliardenfirmen – mehr als Portugal, Griechenland oder Irland.

Diese Entwicklung unterstreicht: Wer global investiert, partizipiert an den großen Wachstumsströmen. Wer sich hingegen nur auf die eigene Region konzentriert, riskiert, Chancen zu verpassen. Denn in Europa kämpfen viele Länder derzeit mit strukturellen Herausforderungen – das gilt auch für Österreich.

Es sind Wochen wie diese, in denen sich die Fragilität unseres Alltags besonders schmerzlich zeigt – ob durch menschliche Tragödien oder politische Eskalationen. Und dennoch: Die Märkte bleiben oft rationaler, als wir es erwarten. Wer langfristig investiert, breit streut und seine Entscheidungen auf Basis von Fakten trifft, ist auch in herausfordernden Zeiten gut aufgestellt.

Zum Schluss bleibt mir nur, meine tiefe Anteilnahme auszusprechen. Es gibt Momente, in denen Worte nicht tragen – und die Wirklichkeit jedes Begreifen übersteigt. Das Geschehene macht fassungslos. Umso wichtiger ist es, innezuhalten, zu gedenken und den Menschen in Gedanken nah zu sein, die in diesen Stunden Trost, Halt und Hoffnung brauchen. Worte können den Schmerz nicht lindern. Aber vielleicht ist es ein kleiner Trost zu wissen: Ihr seid nicht allein.

Dr. Josef Obergantschnig, Gründer, Obergantschnig Management GmbH & e-fundresearch.com Gastkolumnist

Dr. Josef Obergantschnig ist ein anerkannter Kapitalmarktexperte, Unternehmer, Autor und ehemaliger Chief Investment Officer eines Asset-Managers. Mit seinem eigenen Unternehmen berät er Kapitalanlagen, Versicherungen und andere institutionelle Investoren und will darüber hinaus auch seinen jahrzehntelangen Erfahrungsschatz an Finanzexperten, Privatpersonen und vor allem auch an junge Menschen unterhaltsam weitergeben.

Infos zum aktuellen Buch: https://www.vonnullaufreich.com

Keynote Speaker: www.josefobergantschnig.at

Weitere Informationen unter: www.ecobono.com / www.obergantschnig.at

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