Wischwaschi-Strategie oder Diktatfrieden?: Gröschls Mittwochskommentar 34/2025

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 20.08.2025 11:23 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
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In der Politik ist es scheinbar wie im Fußball (nicht, dass ich mich da besonders auskennen tät. ;-)): Nach dem Gipfel ist vor dem Gipfel. Wobei beim Fußball weiß man wenigstens, wann und wo man sich trifft… Ob und was bei dem Alaska Summit tatsächlich besprochen bzw. vereinbart worden ist, werden wir wohl nie erfahren. Hoffentlich können sich zumindest noch alle Beteiligten erinnern. Spannend ist in diesem Zusammenhang die Rolle der Übersetzer, wobei ich seit Tagen das Bild der Gottesanbeterin nicht aus dem Kopf krieg. Da bereitet sich das Männchen sein Leben lang auf die einzige und wichtigste Aufgabe seiner Existenz vor, um dann gleich danach vom Weibchen verspeist zu werden. Hat eventuell jemand Informationen bzw. Wahrnehmungen zum Verbleib der bei dem Meeting anwesenden Übersetzer? ;-)

Anyways, dürfte wohl als Berufsrisiko akzeptiert werden. Wenigstens kommt hier scheinbar noch Humanintelligenz zum Einsatz, wenn wohl auch nur deswegen, weil die Verbreitung von Informationen damit einfacher zu kontrollieren ist. Aber zurück zum Thema. Von außen betrachtet hat der Gipfel zwar Putin eine Bühne und Zelensky Hoffnung gegeben, aber an den Fundamentals hat sich nichts geändert. Sicherheitsgarantien, Boots on the Ground, Luftraum Sicherung etc. sind sicher alles interessante und wohl am Ende auch notwendige Themenkreise, um einen Frieden zu erhalten, nur bevor alle diese Maßnahmen implementiert werden könnten, muss es zumindest einmal einen Waffenstillstand geben und da schaut es momentan leider nicht so aus als stünde der ante portas.

Vielmehr hört man diverseste Gerüchte über Gebietsabtretungen und unveränderte russische Positionen. Dass die Realität am Ende so ausschauen könnte, ist inzwischen, wenn nicht unbestritten doch zumindest vorstellbar, nur fühlt sich das eher wie ein russischer Diktatfrieden und nicht wie eine Verhandlungslösung mit Backing durch die beiden größten Wirtschaftsräume der Welt an, oder? Na, schauen wir mal, was am Ende rauskommt. Der Bauch sagt, dass der Schachclub, bis vielleicht auf die Franzosen, die fraglos von ihrem völlig maroden Staatshaushalt ablenken müssen, weiterhin nicht bereit ist bzw. das politisch auch nicht überleben würde, dem russischen Bären militärisch die Stirn zu bieten.

Dass zum Beispiel LNG (Flüssiggas) Importe aus Russland nicht sanktioniert sind und wir munter weiter raffinierte Ölprodukte aus Indien beziehen, die wiederum aus russischem Öl gemacht werden, hilft nicht wirklich dabei den (bzw. irgendeinen ;-)) Standpunkt klarzumachen. Wollen wir, obrigkeitshörig, führungsgläubig und verschwörungsaffin, wie wir nun mal sind, einerseits an einen großen übergeordneten Plan glauben und müssen andererseits akzeptieren, dass die Strategie, Russland und die EU wirtschaftlich derart zu verweben, dass zukünftige Kriege ausgeschlossen sind, gescheitert ist, kaufen wir uns mit der Wischwaschi-Strategie eventuell auch einfach nur Zeit, um finalmente doch noch dem alten Vegetius (Si vis pacem usw…) zu folgen. Kann stimmen bzw. funktionieren, muss aber nicht, die Ukraine (bzw. zumindest Teile) würden diesfalls wohl als Kollateralschaden akzeptiert….

Vielleicht kommt aber auch noch alles ganz anders; DJ Trump bietet seinem Freund Waldimir Moloka’i als Privatinsel an, die Russen ziehen sich aus Europa zurück, die USA wird wieder eine Demokratie and they lived happily ever after. ;-) Leider kommt selbst in diesem Szenario Europa nur als Fleckerl Land und nicht als machtpolitischer Faktor vor. Schon irgendwie schade, oder? Bevor wir uns aber zum Abschluss den wichtigen, lokalen Themen widmen, noch eine Beobachtung bzw. ein Rumor: die RBI-Aktie muss scheinbar ein bisserl als Stimmungsbarometer für mögliche Szenarien rund um Russland bzw. die Ukraine herhalten. Schau mer mal, was sie vorm nächsten Gipfel macht...

But now for something completely different. Scheint es, ob der ex ante zu klärenden rechtlichen Themen rund um den Haftbefehl für den russischen Präsidenten eher ganz unwahrscheinlich, dass der nächste Ukraine Gipfel in Wien stattfinden wird, hat Wien die Ehre nächstes Jahr den 70sten Eurovision Songcontest auszutragen. Hurra. ;-) Dabei hätten wir´s sowohl Oberwart als auch Innsbruck von Herzen vergönnt, aber sei´s drum. Auch hier wähnt der kritische Beobachter einen nicht ganz sauberen Prozess, weil wie kann´s sein, dass wir als Miniland das Ding schon dreimal ausrichten mussten/gewinnen konnten, aber noch nie Fußball Europameister waren? Land der Sänger, Land der Chöre, oder was?! :-)

Und aus!

Alles Liebe!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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