Wer ordnet die neue Weltordnung? | Gröschls Mittwochskommentar 36/2025

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 03.09.2025 10:44 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto

Bevor wir in die Tiefen der neuen Weltordnung eintauchen und die Fragen beantworten, die bisher keiner gestellt hat ;-), ist bei der ganzen zur Schaustellung militärischer Macht eines für den nicht fachspezifisch Ausgebildeten zumindest hinterfragenswürdig: Bitte warum ist das ganze chinesische Kampfgerät in lateinischen Lettern und arabischen Ziffern beschriftet? Wird am Ende wohl praktische, kooperative und export-motivierte Gründe haben. Es tut sich das indische Beschaffungsamt wahrscheinlich schwer, einen Antrag auf Erwerb eines Systems zu stellen, von dem es nicht einmal den Namen lesen kann bzw. den frei übersetzen muss. Das spricht aber jedenfalls für den grundsätzlichen chinesischen Ansatz auf Kooperationen und Vasallen zu setzen und nicht, wie wir das oft zu glauben scheinen, einen imperialistischen Anspruch, wie man ihn aus dem Westen kennt, zu stellen.

Wie gern sich Putin da auf Linie bringen lässt, werden wir wohl nie erfahren. Wahl hat er aber wohl keine, insbesondere dann nicht, wenn sich Indien und China einig sind, wo die Reise hingeht. Dass die USA in der neuen China-zentrischen Weltordnung nicht mehr den Platz haben werden, den sie bis jetzt hatten bzw. gerne hätten, ist wohl undiskutierbar. Wie sich Europa positionieren kann und wird, ist noch nicht entschieden. Wenn wir aber davon ausgehen, dass wir doch noch einiges an Kaufkraft aufbieten können, auch um den chinesischen Volkswohlstand anzuheben, täten wir gut daran, alle Optionen zu prüfen und möglicherweise auch in alter österreichischer Manier unseren Wertekanon auf eventuell nicht mehr ganz haltbare Dogmen zu überprüfen.

Die Indien-Kühlschrank-Geschichte (rund 300mn Haushalte hätten gerne einen :-)) haben wir ja schon hinlänglich ausgerollt, also auch dort wäre ein G´schäft zu machen. Naja, und dann sind wir (und das eher ein Buchtipp als eine Weisheit ;-)) Gefangene der Geographie. Putin wird (möglicherweise ;-)) irgendwann auch den Weg alles Irdischen gehen und das Zeitliche segnen, aber Russland – unter der Ägide Chinas oder nicht – wird bleiben wo es ist und eine sehr, sehr lange Landgrenze mit Europa haben. Das wiederum, im Gegensatz zu den US of A, die die europäische Nachkriegsordnung massiv beeinflusst haben und denen wir, gerade im Osten Österreichs, verdanken, auf der „guten“ Seite des Eisernen Vorhangs geblieben zu sein, werden aber immer durch den großen Teich von Europa getrennt bleiben. Sie können und werden darob einen wesentlich opportunistischeren Standpunkt gegenüber Russland bzw. Europa einnehmen bzw.  haben diesen schon länger eingenommen.

Die Würfel sind geworfen worden, aber erfreulicherweise noch nicht gefallen, würd ich sagen. In diesem Zusammenhang muss man wohl hoffen, dass dem Ordnungsruf von Hrn. Pistorius in Richtung Fr. Von der Leyen, Substanz zu Grunde gelegen ist und nicht dem politischen Kleingeldwaschen geschuldet war. Wär ja schade, wenn wir so viele (hoch bezahlte oder nicht) Volksvertreter durch die Gegend fliegen lassen und nix G´scheites dabei rauskommt. Die Komfortzone endet jedenfalls hier und jetzt und wir müssen uns darauf einstellen, dass das, was wir in den letzten Jahrzehnten uns als gut und richtig erlernt haben, so aufhören könnte.

Was uns in wunderbarer Weise auf die Anleihenmärkte spült. :-) Scheinbar kann man Risken doch auch bepreisen. Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, ob wir ein Gleichgewicht finden, das sowohl fair als auch systemerhaltend ist. Kann schon gelingen – erinnern wir uns an 2008, wo wir uns dann nach dem 15. September, doch noch darauf geeinigt haben, das System afloat zu halten – muss aber nicht. Blöderweise haben wir es diesmal leider nicht mit ein paar notleidenden Finanzinstituten, die sich verzockt haben, zu tun, sondern mit de facto allen Staaten der westlichen Hemisphäre, die sich strategisch, wissentlich und systematisch völlig überschuldet haben. Ausprobieren, was passiert, wenn wir einen (Frankreich, UK, die USA ? ;-)) gehen lassen, spielt´s, fürcht ich, diesmal leider nicht…

Also beobachten wir die Situation einmal mehr mit professioneller Gelassenheit, erfreuen uns an der Steilheit der Zinskurven, die cet.par. ein wunderbares Opportunity Set bietet, und harren der Dinge, die da kommen mögen!

Glück auf!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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