EZB-Sitzung: Der Ausblick ist entscheidend

Am 11. September steht die nächste Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank an - eine Änderung des Einlagesatzes von derzeit 2,0 Prozent wird kurzfristig nicht erwartet. Union-Investment-Experte Christian Kopf sieht den entscheidenden Wendepunkt vielmehr ab dem zweiten Halbjahr 2026, wenn steigende Staatsausgaben und eine alternde Gesellschaft Inflationsdruck erzeugen könnten. Für Anleger ergeben sich daraus Chancen im Bereich europäischer Unternehmensanleihen. Union Investment | 04.09.2025 11:12 Uhr
Christian Kopf, Leiter Portfoliomanagement Renten bei Union Investments / © e-fundresearch.com / Union Investments
Christian Kopf, Leiter Portfoliomanagement Renten bei Union Investments / © e-fundresearch.com / Union Investments

Die nächste Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) steht am 11. September an. Christian Kopf, Leiter Portfoliomanagement Renten bei Union Investment, geht davon aus, dass der Einlagesatz von aktuell 2,0 Prozent unverändert bleibt. Auch die jüngsten Entwicklungen in Frankreich erhöhen aus unserer Sicht den Druck auf die EZB nicht, die Zinsen zu senken.

Allerdings erwarten wir eine Erhöhung des Einlagesatzes ab dem zweiten Halbjahr 2026. Im Gegensatz zu uns rechnen viele Marktteilnehmer damit, dass die Zentralbank die Zinsen im nächsten Jahr unverändert lässt oder sogar eher senken dürfte.

Aktuelles Inflationsniveau erlaubt es, abzuwarten

Wie kommen wir zu dieser abweichenden Einschätzung? Die Hürden für eine Zinssenkung im derzeitigen Umfeld sind hoch. Das signalisierte auch die Kommunikation der meisten Ratsmitglieder in den vergangenen Wochen. Mit dem derzeitigen Zinssatz von zwei Prozent ist nach Einschätzung der EZB das neutrale Niveau erreicht und das aktuelle, reduzierte Inflationsniveau erlaubt ein Abwarten.

Viel spannender als die Zinsentscheidung im September dürfte also sein, wie die Erwartungen der Zentralbanker für die Zukunft aussehen. Bislang signalisiert die mittelfristige Inflationsaussicht der EZB, dass die aktuelle Entwicklung der Teuerung weitgehend ihren langfristigen Erwartungen entspricht.

Allerdings könnten auch Szenarien eintreffen, die ein Handeln der Zentralbank nötig machen könnte. Eine Anpassung des Zinssatzes in den kommenden Monaten wäre beispielsweise denkbar, sollte das Handelsabkommen zwischen China und den USA scheitern. Dies birgt ein Abwärtsrisiko für die Inflation, weil Chinas Wachstum und damit die globale Nachfrage darunter leiden dürfte. In einem solchen Szenario wäre eine Zinssenkung um 25 bis 50 Basispunkte durchaus möglich.

Deutsches Fiskalpaket und Anstieg des Zinssatzes ab 2026

Wahrscheinlicher erscheint uns aber, dass im neuen Jahr Wachstumsimpulse aus dem deutschen Verteidigungs- und Infrastrukturpaket greifen, wenn dieses umgesetzt wird.

Trifft eine erhebliche Ausweitung der staatlichen Investitionen auf eine alternde Gesellschaft mit einer schrumpfenden Anzahl von Erwerbstätigen, könnte die gesamtwirtschaftliche Nachfrage das Angebot übersteigen – und die Inflation in der wichtigsten Volkswirtschaft Europas anziehen. Die EZB sollte sich in diesem Umfeld einer steigenden Teuerungsrate entgegenstellen. Daher halten wir es für wahrscheinlich, dass die Zentralbank ab dem zweiten Halbjahr 2026 den Einlagesatz um ein bis zwei Schritte auf 2,5 Prozent anheben wird. Ob ein oder zwei Schritte folgen, wird davon abhängig sein, wie kräftig das Wirtschaftswachstum in Deutschland – und auch im gesamten Euroraum – ausfällt.

Gutes Umfeld für europäische Unternehmensanleihen

Für europäische Unternehmensanleihen ist das ein gutes Umfeld, denn sie profitieren von der Aussicht auf eine wirtschaftliche Belebung. Die Emittenten im Investment-Grade-Bereich verfügen ohnehin über solide Bilanzen. Daher sind sie aus Sicht von Anlegern auch die bevorzugte Wahl im Vergleich zu Staatsanleihen, die eher von steigenden Schulden öffentlicher Haushalte belastet werden. Denn höhere Leitzinsen der Zentralbank bedeuten auch steigende Finanzierungskosten für die Staaten. Das möchten Anleger mit höheren Risikoprämien abgegolten haben.

Von Christian Kopf, Leiter Portfoliomanagement Renten bei Union Investments

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