Die deutsche Industrie muss erneut einen Tiefschlag wegstecken. Das zeigt der Auftragseingang im Juli. Die Bestellungen fielen um 2,9 Prozent gegenüber dem Vormonat. Ein Blick in die Details zeigt jedoch, dass es vor allem einzelne Großaufträge waren, die im Juli ausblieben und damit die Statistik verzerrten. Ohne diese lag das Ordervolumen mit 0,7 Prozent leicht im Plus. Ohne den verzerrenden Effekt der Großaufträge aus dem Bereich Sonstigen Fahrzeugbaus, darunter fallen auch Bestellungen für das Militär, sind die Daten ein schwaches Lebenszeichen der hiesigen Industrie.
Weitere Verzerrungen gibt es durch die US-Zollpolitik, die bei den Auslandsaufträgen weiterhin das Bild prägen und ebenfalls belasten. Aus Sorge vor der Einführung neuer Importzölle hatten viele US-Unternehmen ihre Bestellungen vorgezogen. Dies führte seit dem Frühjahr zu einer Art Sonderkonjunktur bei den deutschen Aufträgen.
Der im August ausgehandelte Zoll-Deal zwischen den USA und der EU spielt bislang noch keine Rolle für die deutsche Industrie. Die Vereinbarung sorgt zwar für mehr Planbarkeit, wovon die Unternehmen in Form einer höheren Investitionsbereitschaft profitieren. Positive Effekte erwarten wir jedoch erst im weiteren Jahresverlauf.
Der Blick auf 2026 sieht jedoch rosiger aus. Die Stimmungsindikatoren deuten auf eine langsame Belebung der deutschen Industrie in den kommenden Monaten hin. In den Umfragen zog auch die inländische Bestellaktivität wieder etwas an. Die auslaufenden Effekte rund um die US-Handelspolitik werden die ausländischen Bestellungen zwar noch etwas bremsen. Die Impulse aus dem In- und Ausland sollten sich in den nächsten Monaten aber aufheben. Sobald die Mittel aus dem Sondervermögen fließen, werden die geplanten Investitionen in Sicherheit und Infrastruktur im inländischen Auftragseingang für eine Belebung sorgen.
Von Michael Herzum, Leiter Volkswirtschaft, Union Investment
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