Da war es wieder das verflixte siebte Jahr und wieder steht in den USA der öffentliche Sektor still. Drüben halt nicht, weil der starke Arm der Gewerkschaften es will, sondern weil sich die Großkopferten nicht einigen können, wobei persönlich würd ich ja hierzulande die PräsidentenInnen der einzelnen ArbeitnehmervertreterInnen durchaus auch zu den Großkoperften zählen. ;-) Jedenfalls konnten die Amis bisher nicht mit auch nur annähernd so schönen Bildern aufwarten wie unsere mit dem Nackerten und dem Pullover. Interessant ist in diesem Zusammenhang, wenn auch natürlich nicht nur ;-), warum sowohl im Havelka - dem Danzer, möge er in Frieden ruhen, kann man da sicher keiner genderpolitischen Überlegungen vorwerfen – immer nur männliche Nackerte auftauchen, aber das ist wohl eine geschichtliche Untersuchung für einen anderen Tag (Freitagabend? ;-)).
Genug der Blödelei. Von weit weg und mit ausschließlich öffentlichen Informationen, ist es natürlich schwer eine tragfähige, faktenbasierte Einschätzung zu treffen. Das Gefühl, dass das für die Demokraten möglicherweise nachhinten losgehen könnte - wiewohl sie wahrscheinlich keine andere Möglichkeit gehabt haben - bleibt tief in der Magengrube aber vorherrschend. Wirtschaftlich dürfte sich der Schaden in Grenzen halten, rechnet man gemeinhin, dass bis spätestens zum nächsten Zahltag des Militärs Mitte Oktober, jedenfalls eine Einigung zu erzielen ist. Politisch hängt viel davon ab, welche Kompetenzen der Präserl in Shutdown Perioden tatsächlich hat und wie sehr er die – wohl selbstherbeigeführte – Notsituation dazu nutzt, unliebsame, weil demokratisch orientierte, öffentlich Bedienstete permanent zu verabschieden. Für eine Umfärbe-Aktion würde sich das Szenario insofern eigenen, als man Personal im Shutdown unter dem Vorwand entlässt, dass man es eh nicht braucht (DOGE und so), dann wenige Wochen später aber draufkommt, dass man doch wieder Leute, diesmal halt der eigenen Couleur benötigt. Im Ö.Reich der Mitte nennt man das, glaub ich, Proporz, drüben halt im Winner-takes-All System.
Die Aussichten sind also jedenfalls aus Sicht des Durchschnittsamerikaners wenig rosig, es sei denn, die Demokraten schaffen es die Geschichte so zu spinnen, dass die GOP überbleibt(im Sinne von als Schuldige…). Möglich, aber wohl nicht wahrscheinlich. An dieser Stelle sei mir noch ein kleiner Seitenhieb auf die sooo guten Wirtschaftsdaten aus den USA und das Narrativ gestattet, dass eh alles super ist. Erstens ist die Datenqualität in einem Land, in dem die Chefin der Statistikbehörde gefeuert wird, wenn die Zahlen dem Capo nicht passen, grundsätzlich in Frage zu stellen. Zweitens war im schon VWL 1 Kurs zu lernen, dass man zwischen vor- und nachlaufenden Indikatoren zu unterscheiden hat, wobei Arbeitsmarkzahlen der klassische Lagging Indicator sind und drittens man gut daran täte, Sondereffekte, wie zum Beispiel die Deportation von ausländischen Arbeitskräften, miteinzuberechnen. Das, um nur die augenfälligsten Probleme in der aktuellen Geschichte anzusprechen. Auf die Energieverbrauchs-, Preis- und Produktionsmöglichkeiten (danke Pino!) und deren Einfluss auf Konjunktur und Inflation, kommen wir vielleicht ein anderes Mal zu sprechen….
Aber um hier nicht immer zu bashen, mal was, wo der POTUS oder der Miller oder wer auch immer da drüben tatsächlich die Strategie vorgibt, und ich uns einig sind (wiewohl ihnen das herzlichst wurscht sein wird ;-)): Die Publikationspflicht von Quartalsergebnissen einzustellen wäre im Sinne des aktiven (Fonds)Managements sicher eine gute Idee, würde das Analysten-Handwerk wieder aufwerten und möglicherweise die Kurzfristtouristen ein bisserl abschrecken. Persönlich würde ich ja noch einen Schritt weitergehen und den permanenten (Börsen)Handel zu Gunsten einer Mittagsauktion, wo jeder sein Bid bzw Offer abgeben kann und mit einem Meistausführungsprinzip gearbeitet wird, abstellen. Wenn jeder ein Fairvalue Gebot abgeben würde, würde wahrscheinlich viel Irrationalität und mithin Volatilität aus dem Markt verschwinden. Wenn das geschafft ist, müssen wir nur noch von den blödsinnigen Benchmarks wegkommen und fertig ist das Level Playing Field, auf dem Leistung wieder bewertbar ist und es darum geht absolute Erträge zu erwirtschaften und nicht dem – zum Teil völlig unwissenden Anleger – einen möglichst billigen Marktzugang zu ermöglichen. Demokratie ist was Gutes, bzw. haben wir grad nix besseres, Demokratisierung der Märkte ist aber ungefähr genauso sinnvoll wie Anarchie im Straßenverkehr…. :-)
Soweit meine 2ct worth zum 1. Oktober 2025!
Live Long & Prosper!
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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