„Im Prinzip handelt es sich bei der Taylor-Regel um eine Art geldpolitische Handlungsanleitung für Notenbanken, um Beschäftigungsstand und Inflationsentwicklung auf die langfristigen Ziele abzustimmen, die als Determinanten gesellschaftlichen Nutzens gelten. Doch bei all dem Getöse in der Debatte um die Forward-Guidance und den Zeitpunkt des Tapering hängt die Zinsentwicklung mittelfristig davon ab, wie die Notenbanken auf die Trends bei diesen zentralen Makrovariablen reagieren. Bleibt die Inflation deutlich unter dem Zielwert, während die Arbeitslosenquote über den Zielwert hinausschießt, dann ist eine geldpolitische Straffung kaum zu erwarten.
Angesichts der aktuell extrem lockeren Geldpolitik im überwiegenden Teil der entwickelten Welt dürfte das weiterhin sehr niedrige Zinsen bedeuten. Insofern sollte man sich genau anschauen, wie weit wir vom gewünschten Beschäftigungsstand beziehungsweise von der angepeilten Inflationsrate entfernt sind und ob wir uns diesen Zielwerten überhaupt annähern. Mit einer Rekordarbeitslosenquote im Euroraum von 12,2 Prozent im September und einer VPI-Inflation von 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr spricht einiges dafür, dass die EZB einen zu straffen geldpolitischen Kurs fährt. Das andere Extrem ist Japan: Hier liegt die Arbeitslosenrate bei nur 4,0 Prozent. Gleichzeitig ist die Teuerung im Vorjahresvergleich von minus 0,9 Prozent im März auf plus 1,0 Prozent im September gestiegen. Grund ist ist die extrem lockere Geldpolitik der Bank of Japan. Es wäre in der Tat überraschend, sollte Japan sich noch vor den Vereinigten Staaten von der QE verabschieden. Das ist indes unwahrscheinlich, da Japan erst vor relativ kurzer Zeit in die QE eingestiegen ist, obschon die Inflationsdynamik auf Jahressicht deutlich zugelegt hat.“
Chris Iggo, CIO Fixed Income, AXA Investment Managers