AXA-IM-Stratege Iggo: Europa ist stark und voller Chancen

Chris Iggo, CIO Core Investments bei Axa Investment Managers, bewertet europäische Titel derzeit als besonders attraktiv – begünstigt durch die hohen Bewertungen in den USA sowie die unsichere US-Politik. Zugleich kann der Euroraum mit soliden Unternehmen und seiner Vorreiterrolle im Bereich Nachhaltigkeit punkten. Anleger weltweit erkennen dieses Potential zunehmend und richten ihre Portfolios daher immer stärker auf den europäischen Kontinent aus. AXA Investment Managers | 09.10.2025 13:25 Uhr
Chris Iggo, CIO Core Investments bei AXA Investment Managers / © e-fundresearch.com / AXA Investment Managers
Chris Iggo, CIO Core Investments bei AXA Investment Managers / © e-fundresearch.com / AXA Investment Managers

Anleger entdecken Europa neu. Die von den USA ausgehende politische und wirtschaftliche Unsicherheit – vor allem durch Trumps Zollpolitik – und die Deglobalisierung treiben Investoren in Scharen in die Alte Welt. Die jüngsten Mehrerträge Europas gegenüber den USA zeigen das deutlich.

Europa hat aber auch eigene Stärken, die den Kontinent für Anleger interessant machen. Die EU ist weltweiter Nachhaltigkeitsführer und Sitz vieler international führender Unternehmen. Mit etwa 6 Billionen US-Dollar Marktkapitalisierung ist die Euronext eine der wichtigsten Börsen der Welt. Die Veränderungen des Welthandels und der internationalen Sicherheitsarchitektur sind für die EU eine Chance, noch enger zusammenzuwachsen und die Finanzmärkte noch stärker zu integrieren.

Ein wirtschaftliches Schwergewicht

Sicher, das Wachstum war in Europa zuletzt eher mäßig. Im 2. Quartal 2025 ist das Euroraum-BIP nur um 0,1% gestiegen, nach 0,6% im 1. Quartal. Aber vieles ist im Fluss, sodass die Wirtschaft bald wieder größere Fortschritte machen sollte.

Im aktuellen World Economic Outlook prognostiziert der Internationale Währungsfonds für den Euroraum 1% Wachstum in diesem und 1,1% im nächsten Jahr, nach 0,9% im Jahr 2024. Für die EU, mit ihren 27 Mitgliedsländern und etwa 450 Millionen Einwohnern eine der wichtigsten Volkswirtschaften überhaupt und der größte Binnenmarkt der Welt, wird ein höheres Potenzialwachstum erwartet. Für 80 Länder ist sie der wichtigste Handelspartner, die USA aber nur für gut 20. Dabei könnte neben Zinssenkungen auch die Lockerung der deutschen Schuldenbremse (mit geplanten Verteidigungs- und Infrastrukturausgaben von etwa 1 Billion Euro) langfristig das europäische Wachstum fördern. Dennoch wäre eine noch stärkere wirtschaftliche und finanzielle Integration wünschenswert, um die Folgen des von den USA losgetretenen Handelskriegs abzumildern.

Großes Anlagepotenzial

Die KI-Revolution hat US-Aktien in den letzten Jahren auf neue Hochs steigen lassen, aber die extremen Bewertungen und die politische Unsicherheit lassen Anleger jetzt nach Alternativen suchen. Da überrascht es nicht, dass der STOXX Europe 600 Index seit Jahresbeginn schon um 26% zugelegt hat, der S&P 500, der amerikanische Blue-Chip-Index, aber nur um 11%. Interessant an Europa sind auch der größere Anteil von Substanzwerten und die höheren Dividendenrenditen, während in den USA Wachstumsaktien dominieren.

Ermutigend ist, dass Aktienanalysten dem STOXX Europe noch immer ein jährliches Gewinnwachstum von 7,6% zutrauen; die Konsenserwartungen für die Gewinne je Aktie betragen 36,10 Euro in diesem und 40,20 Euro im nächsten Jahr. Laut Bloomberg sind die europäischen Unternehmensgewinne im 2. Quartal bislang um 15% z.Vj. gestiegen. Nach wie vor gibt es also gute Argumente für europäische Aktien, während die Bewertungen in den USA eher zur Vorsicht mahnen. Schon immer waren die Erträge europäischer Aktien ausgewogener; anders als in den USA spielen die Dividenden hier eine ebenso große Rolle wie die Kursgewinne.

Aktien sind aber nicht alles. Europäische Unternehmensanleihen profitieren weiter von guten Fundamentaldaten. Die Renditen sind attraktiv, die Mittelzuflüsse hoch. Die Nachfrage dürfte weiter steigen, weil sich Anleger die attraktiven Renditen sichern wollen. Auffällig ist, dass 2025 auch sehr viele Unternehmen außerhalb des Euroraums eurodenominierte Anleihen begeben haben, bis Mitte Juni für fast 100 Milliarden Euro. In den letzten fünf Jahren waren es im gleichen Zeitraum nur durchschnittlich 32 Milliarden.

Angesichts der Zweifel an der US-Politik könnten internationale Investoren künftig verstärkt in europäische Anleihen investieren. Für asiatische Anleger ist die Währungsabsicherung hier eindeutig günstiger als bei US-Titeln.

Ein weltweiter Nachhaltigkeitsführer

Europa bleibt der Motor internationaler Klimainitiativen und bei grünen Innovationen führend. Vor zehn Jahren hat sich die EU die Pariser Klimaziele zu eigen gemacht, die die Erderwärmung auf deutlich weniger als 2 °C begrenzen sollen.

Dazu müssen jedes Jahr 4 Billionen US-Dollar in saubere Energien investiert werden. Europa könnte davon profitieren, was auch den Anlegern zugutekommen dürfte. Der europäische Green Deal aus dem Jahr 2019 ist eine gute Basis dafür. Er soll Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent machen. Die Initiative hat mehrere Schwerpunkte; sie soll Investitionen in saubere Energie ebenso fördern wie innovative Klimatechnologien. Hinzu kommen Meeresschutz, nachhaltige Landwirtschaft und nachhaltiger Transport, Finanz- und Regionalentwicklung und andere grüne Investitionen.

Herausforderungen und Möglichkeiten

Natürlich ist auch in Europa nicht alles perfekt. Europäische Unternehmen werden die Hauptlast der US-Zölle tragen müssen, und beim Krieg in der Ukraine ist kein Ende in Sicht. Langfristig dürfte Europa Investoren aber immer mehr Anlagechancen bieten. Wenn die europäischen Politiker mehr als bisher an einem Strang ziehen und dabei klare Ziele haben, wenn die Kapitalmarkt- und Banken­integration Fortschritte macht und wenn erneuerbare Energien und andere Infrastrukturprojekte gemeinsam finanziert werden, kann das dem Wirtschaftswachstum nur guttun. Für Frieden in der Ukraine, bessere Beziehungen zu den USA und ein gutes Innovationsklima gilt das erst recht.

Von Chris Iggo, CIO Core Investments bei AXA Investment Managers

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